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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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Pumping up with Hans & Franz -Parodie. Es war also nicht so ernst gemeint. Ich hatte die Menschen ja auch aufgefordert, am Wahltag zu »Terminatoren« zu werden und die Parlamentarier rauszuschmeißen, die gegen meinen Haushalt stimmten.
    Der Satz mit den »girlie men« war in dem Einkaufszentrum gut angekommen, doch in den Medien provozierte er einen Aufschrei des Entsetzens. Ich wurde als Sexist, Schwulenfeind, Schandmaul und vulgärer Mensch bezeichnet. Die heftigste Kritik kam von Fabian Núñez, dem Vorsitzenden der Assembly. Er sagte: »Das sind Aussagen, wie sie einem Gouverneur nie über die Lippen kommen sollten«, und dass seine dreizehnjährige Tochter, die ich kennengelernt hatte und die mich mochte, erschrocken über das gewesen sei, was ich gesagt hatte.
    Mir wurde klar, dass er recht hatte. Die Wähler hatten Arnold gewählt. Filmzitate und freche Sprüche hatten mir zum Sieg verholfen. Aber jetzt in Sacramento repräsentierte ich das Volk und konnte nicht mehr einfach Arnold sein. Man erwartete von mir, dass ich mit den Abgeordneten zusammenarbeitete, die ein verfassungsmäßiger Teil des Systems sind, also durfte ich sie nicht schlechtmachen.
    Im übrigen war es dumm, sich die Parlamentarier zu Feinden zu machen. Als Gouverneur kann man keine Gesetze verabschieden, man kann sie nur unterzeichnen oder die Unterschrift verweigern, aber das Parlament muss sie verabschieden. So funktioniert das politische System. Wenn man also die Abgeordneten braucht, um die eigene Vision des Staates Wirklichkeit werden zu lassen, ist es unsinnig, sie zu beleidigen. Ja, man kann Druck auf sie ausüben, sie kritisieren, der Öffentlichkeit zeigen, dass sie ihre Arbeit nicht machen. Aber sie als »Weicheier« zu beschimpfen, ist sicherlich der komplett falsche Weg, das zu tun.
    Ich musste mir ganz offensichtlich bessere diplomatische Fähigkeiten aneignen, wenn ich die großen Probleme meistern wollte. Ich musste bei meinen Reden vorsichtiger sein, vor allem bei den Statements, die ich ohne vorformulierte Notizen sprach. Aber natürlich riss sich bei der nächsten Gelegenheit meine große Klappe doch wieder zu weit auf.
    Seit Maria First Lady war, arbeitete sie daran, eine kalifornische Frauenkonferenz, die in den achtziger Jahren ins Leben gerufen worden war, zu einem wichtigen nationalen Ereignis zu machen. Anfang Dezember 2004 versammelten sich zehntausend Frauen im Long Beach Conference Center, um einen Tag lang über »Frauen als Wegbereiterinnen des Wandels« zu sprechen. Auf dem Programm standen Beiträge von bekannten Frauen aus Kaliforniens Geschäftswelt und dem Sozialwesen sowie prominente Rednerinnen, darunter Königin Nur von Jordanien und Oprah Winfrey. Weil es offiziell die Frauenkonferenz des Gouverneurs war, sollte ich die Veranstaltung eröffnen. Ich witzelte, dass ich jetzt auch einmal Marias »Vorprogramm« war. In meiner sorgfältig vorbereiteten Rede wollte ich die Leistungen der Frauen für unseren Staat feiern, doch als ich dazu ansetzte, sprang plötzlich eine Gruppe von Demonstrantinnen auf und sorgte für Unruhe in der Halle. Sie entrollten ein Banner, schwenkten Plakate und skandierten: »Mehr Personal rettet Leben!«
    Die Demonstrantinnen gehörten zur Gewerkschaft der Pflegekräfte, und sie waren wütend, weil ich eine Gesetzesvorlage von Gray Davis gestoppt hatte, die die durchschnittliche Arbeitsbelastung für Krankenschwestern in Krankenhäusern von sechs Patienten auf weniger als fünf gesenkt hätte. Das Publikum in der riesigen Halle schien diesen Protest größtenteils gar nicht wahrzunehmen, doch die Nachrichtenkameras zoomten auf die fünfzehn Frauen, die weiter ihre Parolen riefen, während sie hinausgeführt wurden. Ich fand ihr Benehmen wirklich unmöglich. Wenn sie etwas an mir auszusetzen hatten, warum sprengten sie dann Marias Veranstaltung? Zum Publikum gewandt sagte ich: »Achten Sie nicht auf die Stimmen dort drüben. Das sind Leute mit Sonderinteressen. Solche Leute mögen mich in Sacramento nicht, weil ich ihnen in den Hintern trete.« Dann fügte ich noch hinzu: »Aber ich liebe sie dennoch.«
    Ein großer Fehler. Zum einen brachte es Maria in Verlegenheit, dass ich mich über die Demonstrantinnen lustig machte. Und die Gewerkschaft für Pflegeberufe fasste meine Worte als Kriegserklärung auf. Monatelang wurde ich bei jedem öffentlichen Auftritt von Pflegekräften begrüßt, die Mahnwache abhielten und Parolen riefen.
    In der obersten Schreibtischschublade hatte ich

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