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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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und die Krankenschwestern erhielten bei ihren Mahnwachen Unterstützung von Lehrern, Feuerwehrleuten und Polizisten. Wenn ich irgendwo auftrat, standen sie bei meiner Ankunft parat, schwenkten Plakate, buhten, brüllten, läuteten Kuhglocken.
    Die Gewerkschaften bildeten Aktionsgemeinschaften, wie die sogenannte »Alliance for a Better California«, und steckten Millionen Dollar in Fernseh- und Radiowerbung. In einem Spot trat ein Feuerwehrmann auf, der fest davon überzeugt war, dass durch meine Pensionsreformen Witwen und Waisen ihre Ansprüche verlieren würden. In einem anderen erklärten Lehrer und Eltern, wie enttäuscht sie davon waren, dass ich versuchte, Kaliforniens Haushaltsprobleme auf dem Rücken der Kinder zu lösen.
    Die Schärfe der Proteste überraschte mich, doch die Reformen waren zu wichtig, als dass man sie einfach hätte fallenlassen können. Mein Sprecher erklärte der Presse: »Unsere Tür wird jedem Demokraten, der ernsthaft verhandeln will, rund um die Uhr offen stehen. Aber sie haben es bisher nicht ernst gemeint, und wir können nicht ewig warten.«
    Ich begann meinerseits Werbespots zu schalten, um die schlimmsten Unterstellungen der Gewerkschaften zu korrigieren und die Wähler daran zu erinnern, dass Kalifornien sich verändern musste. Ein Spot zeigte mich in einer Warteschlange in einer Cafeteria. Ich redete mit den Leuten und bat: »Helfen Sie mir Kalifornien zu reformieren, sodass wir es wieder aufbauen können.«
    Doch wenn es so aussieht, als greife man Lehrer, Feuerwehrleute und Polizisten gleichzeitig an, muss die Beliebtheit einfach in den Keller gehen. Meine Umfragewerte sanken von sechzig Prozent im Dezember auf vierzig Prozent im Frühling. Die Umfragen zeigten auch, dass viele Wähler davon enttäuscht waren, dass ich mich ganz offenbar in einen Politiker verwandelte, wie man ihn in Sacramento kannte, und Parteikämpfe führte, die den Staat nur noch mehr lähmten.
    Meine Kampagne für das Jahr der Reformen ging Maria völlig gegen den Strich. Die Kennedys und Shrivers hatten der Arbeiterbewegung immer sehr nahegestanden, und jetzt kam ich und legte mich mit den Gewerkschaften an. Sie zog sich zurück. Ich spürte die Veränderung. Ich hatte keine Partnerin mehr, die für mich Partei ergriff, sondern plötzlich nur noch eine irgendwie neutrale Ehefrau. »Ich werde über diese Themen nicht in der Öffentlichkeit sprechen«, sagte sie.
    Trotz unserer unterschiedlichen Ansichten hatte Politik bis zu diesem Punkt nie eine Rolle in unserer Ehe gespielt. Persönlich war ich auch gar nicht gegen die Arbeiterbewegung eingestellt, ich versuchte nur das Chaos in Kalifornien zu ordnen. Als Teddy Kennedy im Jahr 2000 für seine siebte Amtszeit im US-Senat Wahlkampf machte, hatten Maria und ich ihm geholfen, indem wir eine Party für fünfhundert Leute in unserem Haus veranstalteten. Alle wichtigen Gewerkschaftsführer waren da, um Teddy zu unterstützen und ihn für ihre Anliegen zu gewinnen, und später schickten sie Maria und mir ein sehr freundliches Dankschreiben. Ich weiß noch, wie ich über den Rasen ging und die Leute begrüßte und dachte: »Ich finde es gut, diese Arbeiterführer in meinem Haus zu bewirten.« Es gab eine Menge Handwerkergewerkschaften – Installateure, Metzger, Zimmerleute, Maurer und Betonwerker –, mit denen ich immer auf gutem Fuße gestanden hatte. Es waren nur die übertriebenen Forderungen der Staatsangestellten, die mir ein Dorn im Auge waren.
    Zu Beginn des Sommers machte ich meine Drohung wahr, dass wir die Wähler entscheiden lassen würden, falls die Demokraten und ihre Unterstützer nicht zu Verhandlungen bereit wären. Mit Hilfe meines Weisungsrechts als Gouverneur setzte ich für den November einen Volksentscheid über meine Reforminitiativen an. Das erhöhte den Druck auf Maria noch mehr. Sie bekam jetzt Anrufe und Briefe von Arbeiterführern aus dem ganzen Land, in denen es hieß: »Sie sollten besser einmal mit Arnold über diese Angelegenheit reden.« Sie gab das so an mich weiter, setzte sich aber nie aktiv für sie ein.
    Auch gegenüber Eunice und Sarge musste sie mich plötzlich verteidigen. Sie stellten Fragen wie: »Muss er wirklich so über die Gewerkschaften herfallen? Muss er so hart sein? Warum versucht er nicht, die Unternehmen genauso hart ranzunehmen?«
    »Arnold schlägt sich mit einem Defizit von 15 Milliarden herum, und die Gewerkschaften wollen mehr Geld«, erklärte Maria dann immer. »Er hat im Wahlkampf Reformen

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