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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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Finanzierung der Gesundheitsfürsorge sprechen zu lassen. Jay erzählte von einem Verwandten, der drei Monate in einem Krankenhaus in England verbracht hatte und dafür nur 4500 Dollar hatte zahlen müssen.
    Fabian Núñez, der Sprecher der Assembly, tat alles, um die großen Gewerkschaften für die Gesundheitsreform zu gewinnen, während ich die Vertreter der Wirtschaft bearbeitete. Gemeinsam handelten wir alle wichtigen Details mit Krankenhäusern, Ärzteverbänden und Patientenvertretern aus und entwickelten einen umfassenden Plan, der sich selbst finanzieren würde, da er alle dazu zwang, sich zu versichern und die gezahlten Beiträge insgesamt also steigen würden. Im Dezember erhielt der »California Health Care Reform and Cost Control Act« die Unterstützung der Assembly, trotz des Widerstandes der Gewerkschaft der Pflegeberufe und der liberalen Demokraten, die eine staatliche Einheitskrankenkasse forderten.    
    Doch im Senat, im Januar 2008, nach einem Jahr intensiver Arbeit, wurde die Gesundheitsreform nicht einmal zur Abstimmung gestellt. Der Plan ging einfach in einem Senatsausschuss unter. Wie man hörte, konnte es der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Don Perata, einfach nicht ertragen, dass dieser junge Emporkömmling Núñez im Zusammenspiel mit einem republikanischen Gouverneur für zwei der größten Reformmaßnahmen der modernen kalifornischen Geschichte eintrat – Klimaschutz und Krankenversicherung. Einige Demokraten klagten offen, es sei ein politischer Kunstfehler, einem republikanischen Gouverneur zu einem solchen Sieg bei »demokratischen« Themen zu verhelfen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass ein wichtiges Thema für die Menschen in Kalifornien zum Scheitern gebracht wurde, weil zwei demokratische Parteiführer im Parlament nicht miteinander auskamen.
    Es war eine herbe Niederlage, doch ich bereue unseren Einsatz nicht, denn die Sache der Gesundheitsfürsorge ging gestärkt daraus hervor. Unser Gesetz wurde in Washington genau unter die Lupe genommen und gehörte schließlich zu den Vorbildern der nationalen Gesundheitsreform im Jahr 2010. Unser Plan behob einige Schwächen, die bei Mitt Romneys Gesundheitsreform in Massachusetts zutage getreten waren. Wir setzten von vornherein auf individuelle Beiträge und auf gezielte Vorsorge – beides wichtige Maßnahmen zur Kostenbegrenzung. Unsere Gesundheitsreform wurde damit gewissermaßen zum Modell für ganz Amerika. Kalifornien hatte die Richtung gewiesen.
    Es konnte der Öffentlichkeit nicht verborgen bleiben: In Kalifornien tat sich etwas, in Washington herrschte Stillstand. Das Time -Magazin brachte im Juni ein Bild vom New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg und mir auf der Titelseite, darunter die Zeile: »Wer braucht schon Washington?« Der Artikel lief darauf hinaus, dass Bloombergs Stadt und mein Bundesstaat die großen Themen anpackten, an denen George W. Bushs Regierung scheiterte. Washington hatte die Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls abgelehnt, in Kalifornien verabschiedeten wir als Erste in Amerika ein Gesetz zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen. Die Bush-Regierung lehnte die Stammzellenforschung ab, in Kalifornien hatten wir 3 Milliarden investiert, um sie zu fördern. Die Bundesregierung hatte unsere Finanzierungsanfrage zur Ausbesserung der Dämme unseres Wassersystems abgewiesen, wir hatten Milliarden Dollar als Anleihen aufgenommen, um die Dämme zu schützen und unsere Infrastruktur zu erneuern. Ich hatte gegenüber Time erklärt: »Wir zeigen, wie mächtig ein Bundesstaat sein kann. Kalifornien wartet nicht darauf, dass die Bundesregierung für uns sorgt.«
    Bloomberg verstand es ebenso wie ich, grenzüberschreitend zu denken und zu handeln. Im Mai hielt er einen Klimagipfel mit den Bürgermeistern von mehr als dreißig der größten Städte der Welt ab zum Thema CO 2 -Emissionen. In jenem Sommer schlossen er und ich uns mit dem Gouverneur von Pennsylvania, dem Demokraten Ed Rendell, zusammen und gründeten die gemeinnützige Organisation »Building America’s Future« zur Förderung von US-Investitionen in die Infrastruktur. Ich schloss zudem eine ganze Reihe von Abkommen in den Bereichen Handel und Klimaschutz ab, nicht nur in den USA. So unterzeichneten wir eine Klimaallianz mit der Provinz Ontario, jenseits des Detroit River, in Kanada. Das brachte einige Autokonzerne gegen uns auf, und ein republikanischer Kongressabgeordneter ließ in Detroit sogar eine Plakatwand aufstellen mit dem

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