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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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verursacht? Dann hat man eine Situation, in der die Menschen nicht flüchten können, und man hat das Feuer, das heißt, die Feuerwache ist auch betroffen, und die Tore sind durch Trümmer versperrt, sodass die Fahrzeuge nicht ausrücken können. Die Kommunikationssysteme sind unterbrochen. Was jetzt?
    Diese Gedanken beschäftigten mich so sehr, dass ich schon vor »Katrina«, im Jahr 2004, eine Übung im ganzen Bundesstaat veranstaltete, die wir »Golden Guardian« nannten. Es war ein großangelegter Probelauf für jede Art von Katastrophe oder Terroranschlag. Wir probten alles: Planung, Abläufe, Kommunikationsstrukturen, Evakuierungswege, Krankenhausbereitschaft, die Kooperation auf Bundes-, Staats- und lokaler Ebene. Jedes Jahr planten wir für einen anderen Katastrophentyp. Im ersten Jahr war es ein Terrorangriff mit »schmutzigen Bomben«, die mehrere Häfen und Flughäfen überall im Staat radioaktiv kontaminiert hatten. In anderen Jahren testeten wir unsere Reaktionsbereitschaft nach starken Erdbeben, Überschwemmungen und wiederum Terrorangriffen. Es waren die umfassendsten Katastrophenübungen, die Amerika je gesehen hatte. Wirklich Tausende von Menschen in ganz Kalifornien nahmen daran teil. Sie zu planen dauerte jeweils mehrere Jahre. Matt Bettenhausen, der Leiter der Katastrophenschutzbehörde, fand meine intensive Beschäftigung mit dem Thema sehr lobenswert. »Es ist wirklich großartig, einen Chef zu haben, der weiß, worauf es ankommt: üben, üben und noch mal üben!«
    Als wieder einmal eine »Golden Guardian«-Übung anstand, sollte ein massives Erdbeben in Südkalifornien mit einer Stärke von 7,8 auf der Richter-Skala simuliert werden. Der Referent erklärte mir, dass der Hubschrauber der Highway Patrol mich aufnehmen und n ein Lagezentrum unten in Orange County bringen würde, wo die Verantwortlichen zusammenkommen sollten. »Die Erde wird um 5.45 Uhr morgens beben, und um 6 Uhr werden wir Sie abholen«, sagte er. Das machte mich stutzig. Ich fragte: »Woher wissen Sie, dass das Erdbeben um 5.45 Uhr sein wird?«
    »Das ist der Zeitplan. Sie sollen alle runter in den Süden kommen.«
    Ich sagte nichts mehr, aber ich dachte: »Das ist doch lächerlich. Wie wissen wir, ob wir wirklich gut vorbereitet sind, wenn wir das Vorbereitetsein vorher vorbereiten?« Also stand ich an dem Morgen um vier Uhr früh auf und rief die Highway Patrol an. »Gerade hat die Erde gebebt. Die Uhr bei dieser Übung läuft ab jetzt.«
    Bei der Highway Patrol und dem Heimatschutz schlug diese Nachricht ein wie eine reale Bombe. Alle mussten improvisieren. Aber letztendlich machten sie ihre Sache großartig. Der Verantwortliche beim Heimatschutz war allerdings wirklich sauer. »Ich kann einfach nicht glauben, dass sie mir nicht vorher Bescheid gesagt haben«, sagte er später, als wir Gelegenheit zu einem Gespräch hatten.
    »Wir wollten niemandem auf die Füße treten«, antwortete ich. »Aber wir müssen doch wissen, wo wir Probleme bekommen, wenn es uns wirklich kalt erwischt.« Wir kamen überein, dass wir bei zukünftigen Übungen die Vorlaufzeit schrittweise verkürzen und den Teilnehmern sagen würden: »Letztes Mal wussten Sie zwölf Stunden vorher Bescheid. Diesmal geben wir Ihnen sechs.«
    Diese intensive Vorbereitung zahlte sich Ende 2007 aus, als besonders schwere Flächenbrände überall im Staat wüteten, vor allem im Süden nahe San Diego, wo sich die Flammen trotz der schier übermenschlichen Bemühungen der Feuerwehrleute ausbreiteten und Stürme in Orkanstärke angekündigt waren. Am dritten Tag der Brände, Montag, den 22. Oktober, rief ich meinen Stab wie üblich morgens um sechs Uhr zur Besprechung zusammen. Sie berichteten, dass jetzt große Bezirke von San Diego bedroht waren und man mit der Evakuierung von einer halben Million Menschen begonnen habe. Eine halbe Million! Das war die Bevölkerung von New Orleans vor »Katrina« und wahrscheinlich die größte Anzahl von Menschen, die je in der kalifornischen Geschichte gezwungen worden war, ihre Häuser zu verlassen. Tausende waren schon auf dem Weg zum Qualcomm-Stadion, das wir als den wichtigsten Sammelpunkt für alle bestimmt hatten, die nicht wussten, wo sie sonst unterkommen konnten.
    »Wir fliegen da runter«, sagte ich. Statt an jenem Morgen nach Sacramento zu fliegen, begann ich von meinem Büro in Santa Monica aus herumzutelefonieren. Ich rief Jerry Sanders an, den Bürgermeister von San Diego, einen ehemaligen Polizeichef, und plante mit

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