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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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diese Belastungen zumindest teilweise hätten vermieden werden können. Noch bevor ich 2003 gewählt worden war, hatte ich betont, dass das starke Auf und Ab in Kaliforniens dynamischer Wirtschaft ein gewaltiges Rezessionsrisiko im Falle eines Abschwungs darstellte und dass Kalifornien dringend ein Polster brauchte. Ich hatte versucht, einen Reservefonds für schlechte Zeiten zu installieren, der inzwischen auf 10 Milliarden Dollar angewachsen wäre, aber ich hatte die Parlamentarier und die Wähler nicht davon überzeugen können, ihn einzurichten. Nun gut, jetzt waren die schlechten Zeiten da, und ich sah mich gezwungen, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, über die niemand, am wenigsten ich selbst, glücklich war.
    Im Frühjahr 2008 stürzten die Staatseinkünfte ins Bodenlose. Das Haushaltsdefizit wuchs allein zwischen Januar und April um 6 Milliarden Dollar. Und dann sollte es noch einmal Monate dauern, bis die Finanzkrise zum globalen Problem wurde.
    Ich unterstützte damals schon, im Januar, noch vor Ende der Vorwahlen, John McCain beim Kampf um das Präsidentenamt. Der Senator aus Arizona, unserem Nachbarstaat, hatte mir jahrelang geholfen, vor allem in der harten Zeit, 2005, als John einen ganzen Tag lang mit mir in Südkalifornien herumfuhr und Werbung für meine zum Scheitern verurteilten Reforminitiativen machte. Als der Präsidentschaftswahlkampf in Schwung kam, bezog ich aber trotzdem nicht gegen Hillary Clinton oder Barack Obama Stellung. Im Grunde war ich der Ansicht, dass, wenigstens, was die wichtigsten Themen betraf – Umweltschutz und alternative Energien –, jede Regierung besser wäre als die gegenwärtige. Bei einer Rede an der Yale University erklärte ich meinen Zuhörern: »Sie alle, Präsident McCain, Präsident Obama oder Präsidentin Clinton, werden im Kampf gegen den Klimawandel mehrere Gänge raufschalten. Alle drei Kandidaten werden sich vorbildlich für den Umweltschutz einsetzen. Sofort nach der Amtseinführung wird die Politik Tempo aufnehmen.«
    In dem August schwänzte ich zum ersten Mal in zwanzig Jahren den Parteitag der Republikaner. Ich saß in Kalifornien fest und kämpfte mit dem Haushalt, doch indirekt spiegelte meine Abwesenheit ein weitaus tieferes Unbehagen wider. Ich war mit dem Rechtsruck der Partei ebenso unglücklich wie die Mehrheit der kalifornischen Wähler. Die ungute Ausrichtung der Partei kam deutlich zum Tragen, als McCain Sarah Palin als seine Kandidatin für die Vizepräsidentschaft wählte. Nach der Nominierung lobte ich sie noch als kluge, mutige Führungspersönlichkeit und Reformerin. Doch letztendlich kam ich zu dem Schluss, dass mir ihre polarisierende Wirkung nicht gefiel.
    Wenn man damals die Familie Schwarzenegger zu Hause besuchte, traf einen die politische Meinungsvielfalt mit voller Wucht. Ich hatte ein großes John-McCain-Plakat an der Haustür hängen, während im Wohnzimmer ein lebensgroßer Obama-Pappkamerad stand. Die Kinder engagierten sich zum ersten Mal politisch: Die zunehmend spannende Präsidentschaftswahl interessierte sie viel mehr als mein Job. Ich hatte Maria immer damit aufgezogen, dass sie aus einer Familie politischer Klone stamme, aber in unserem Haushalt gab es dieses Problem nicht. Eines unserer Kinder war Demokrat, eines war Republikaner, und zwei waren unabhängig oder wollten sich nicht auf eine Seite schlagen.
    Als die Wirtschaftskrise im Herbst 2008 ihren Höhepunkt erreichte, wurden all unsere Erfolge, die Resultate einer jahrelangen Haushaltsdisziplin, mit einem Schlag zunichte gemacht. In diesem und im nächsten Haushaltsjahr, 2009/2010, sahen wir uns insgesamt einem Haushaltsdefizit von 45 Milliarden Dollar gegenüber. In Prozenten wie auch in der Dollarsumme war das der höchste Fehlbetrag, den Kalifornien je zu verzeichnen hatte – ja, der höchste Fehlbetrag, den überhaupt irgendein Bundesstaat je zu verzeichnen hatte. Das Defizit war so gewaltig, dass man alle Schulen und alle Gefängnisse hätte schließen und alle Staatsbediensteten hätte entlassen können und immer noch im Minus gewesen wäre.
    Trotz aller Sparmaßnahmen ging es mit dem Haushalt weiter bergab. Nach dem Zusammenbruch der Finanzmärkte mussten wir Millionen Dollar zuschießen, um Ausfälle im Pensionssystem des öffentlichen Dienstes auszugleichen. Ich tat alles, um Verordnungen durchzusetzen, die dem schlimmsten Missbrauch in diesem Bereich einen Riegel vorschoben, aber es reichte nicht. Inzwischen stiegen die Ausgaben für die

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