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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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niedrigeren Niveau aus neu loszulegen.«
    »Wie lange wird das alles dauern?«, wollte ich wissen.
    »Jahre. Darüber kann es leicht 2013 oder 2015 werden.«
    2013? Falls Warren recht behielt, würde die Wirtschaft erst lange nach dem Ende meiner Amtszeit wieder real zu wachsen beginnen. Ich würde schon längst wieder auf meiner Veranda sitzen und Filmdrehbücher lesen, bevor diese Anpassung vollzogen war.
    Maria und Susan merkten, dass ich den Kopf hängen ließ. Buffetts Prognose bedeutete harte Zeiten für Milliarden Menschen, nicht nur für die Kalifornier. Ich erklärte das meinen Mitarbeitern, berichtete ihnen von meinem Gespräch. Es öffnete uns die Augen und half uns in der nächsten Zeit, schwere und unpopuläre Entscheidungen zu treffen.
    Tatsächlich zwang mich die Finanzkrise zu der schwierigsten Entscheidung meiner gesamten politischen Laufbahn. Nach monatelangen zähen Verhandlungen einigten wir uns schließlich eines Abends im Februar 2009 auf einen Haushaltsplan. Er enthielt 42 Milliarden Dollar an Haushaltsanpassungen und forderte von allen Seiten umfangreiche Zugeständisse. Die Demokraten hatten bei Themen wie den Sozialreformen und dem unbezahlten Zwangsurlaub für Staatsbedienstete einen Rückzieher machen müssen. Nun bat ich die Republikaner, über ihren Schatten zu springen – und das war etwa so, als würde ich einen Demokraten, der für das Selbstbestimmungsrecht der Frau eintritt, bitten, plötzlich zum militanten Abtreibungsgegner zu werden. Als ich mich um das Gouverneursamt bewarb, hatte ich versprochen, nur unter extremen Umständen die Steuern zu erhöhen. Aber ich hatte auch einen Eid geleistet, das zu tun, was gut war für den Staat – nicht, das zu tun, was für mich gut war oder für irgendeine Ideologie. Also unterzeichnete ich zähneknirschend einen Haushaltsplan, der Steuererhöhungen vorsah. Und neben der Einkommenssteuer und der Mehrwertsteuer sollte auch die Kfz-Zulassungssteuer steigen – ebenjene Zulassungssteuer, die Gray Davis das Amt als Gouverneur gekostet hatte und die ich als neuer Gouverneur mit besonderer Genugtuung sofort wieder gekippt hatte.
    In den Meinungsumfragen fielen meine Zustimmungswerte ins Bodenlose, aber das hatte ich natürlich vorher gewusst. Doch ich war nicht der Einzige, der Prügel bezog. Ich hatte ja die parlamentarischen Führer beider Parteien zum Schulterschluss mit mir gezwungen. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Darrell Steinberg, und die Assembly-Vorsitzende, Karen Bass, hatten Einschnitte bei den Sozialausgaben in Kauf genommen und stimmten etwa der Abschaffung der automatischen Anpassung an die Lebenshaltungskosten zu, was die Linken ihnen äußerst übel nahmen. Und sie brachten die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes gegen sich auf, als sie meine Forderung akzeptierten, endlich einen Reservefonds für schlechte Zeiten einzurichten, der nur in wirklichen Notfällen verwendet werden durfte, wenn die Steuereinnahmen unter eine bestimmte Marke fielen. Man konnte ihn also nicht so leicht plündern.
    Die Republikaner taten sich noch schwerer mit dem Kompromiss. Senator Dave Cogdill, Fraktionschef im Senat, und Mike Villines, Fraktionschef in der Assembly, mussten ihre Posten schließlich aufgeben, weil die Parteifreunde es ihnen nicht verziehen, dass sie einem Haushalt zugestimmt hatten, der Steuererhöhungen vorsah.
    Der Haushaltskompromiss vom Februar war noch lange nicht der letzte. Kalifornien hat so viele Haushaltsleistungen, die in der Verfassung verankert sind oder von früheren Wählerinitiativen diktiert werden, dass man ohne die Zustimmung der Wähler fiskalisch nur sehr wenig bewirken kann. Um den Kompromiss wasserdicht zu machen, musste ich für Mai einen Volksentscheid ansetzen.
    Diese Abstimmung wurde zu einem Mehrfrontenkrieg der übelsten Sorte: Rechts kämpfte gegen links und beide gegen die Mitte, also diejenigen, die bereit waren, den Kompromiss mitzutragen. Die Demokraten haderten mit den Sozialkürzungen, die Republikaner mit den Steuererhöhungen. Der Kompromiss selbst war hässlich – niemand war mit ihm glücklich, auch ich nicht –, und das machte ihn politisch angreifbar. Ich war tief enttäuscht über die Parteiführer und die Presse, weil sie die Entstehungsgeschichte des Haushaltsplans ebenso verschwiegen wie die Bedeutung der internationalen Finanzkrise, die uns doch erst in diese Lage gebracht hatte. Die Gewerkschaften zogen vor allem gegen den Reservefonds zu Felde wegen der

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