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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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trotzdem nicht umkommt, geht als Erster durchs Ziel. Außerdem war ich zwanzig Jahre alt und hielt mich quasi für unsterblich.
    Für die Steroide musste ich nur zu einem Allgemeinarzt gehen. »Ich habe gehört, dass Steroide den Muskelaufbau fördern«, sagte ich.
    »Angeblich, ja, aber ich würde das nicht überbewerten«, antwortete der Arzt. »Sie sind eigentlich für Patienten in der Rehabilitation nach einer Operation gedacht.«
    »Könnte ich sie ausprobieren?«, fragte ich. Er war einverstanden und verschrieb mir Spritzen, die ich alle zwei Wochen injizieren musste, und Tabletten für die Zeit dazwischen. Er sagte: »Nehmen Sie das alles drei Monate lang und hören Sie gleich nach dem Wettkampf damit wieder auf.«
    Durch die Steroide hatte ich größeren Hunger und Durst und legte deutlich an Masse zu, allerdings handelte es sich dabei hauptsächlich um Wasser, was natürlich alles andere als ideal war, weil meine Muskeln weniger definiert wirkten. Ich lernte, dass man die Steroide in den letzten sechs bis acht Wochen vor einem wichtigen Wettkampf nimmt. Sie konnten einem Sportler zum Sieg verhelfen, aber der Vorteil war ungefähr so erheblich wie eine schöne Sonnenbräune.
    Später, als ich mich bereits aus dem aktiven Bodybuilding zurückgezogen hatte, wurden Dopingmittel zu einem richtigen Problem für den Sport. Verglichen mit uns nahmen die Bodybuilder Steroide in der zwanzigfachen Dosierung, und als sich dann auch noch Wachstumshormone in der Szene verbreiteten, geriet die Sache vollends außer Kontrolle. Es gab sogar Todesfälle. Seitdem setze ich mich dafür ein, Dopingmittel aus dem Sport zu verbannen.
    Insgesamt bewirkten meine verbesserten Trainingsmethoden, dass ich, als ich im September 1967 erneut ein Flugzeug nach London bestieg, weitere 4,5 Kilo an Muskelmasse zugelegt hatte.
    Mein zweiter Wettkampf um den Titel des Mister Universum lief genau so, wie ich es mir erträumt hatte. Ich trat gegen Bodybuilder aus Südafrika, Indien, England, Jamaika, Schottland, Trinidad, Mexiko, den USA und anderen Ländern an. Zum ersten Mal hörte ich, wie Fans im Chor »Arnold! Arnold!« riefen. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Als ich auf dem Siegerpodest stand und meinen Preis in Händen hielt, fand ich sogar noch die richtigen Worte auf Englisch, um meiner Freude Ausdruck zu verleihen: »Heute wird ein Lebenstraum wahr. Ich bin sehr glücklich, Mister Universum zu sein. Ich sage es noch einmal, weil es sich so gut anhört. Ich bin sehr glücklich, Mister Universum zu sein. Vielen Dank an alle in England, die mir dabei geholfen haben. Sie waren alle sehr gut zu mir. Vielen Dank an alle.«
    Der Titel des Mister Universum veränderte mein Leben auf eine Weise, die noch meine wildesten Teenager-Träume übertraf. An warmen Tagen quetschten wir Bodybuilder uns in alte Autos, fuhren aufs Land und führten uns auf wie eine Horde Wilder. Wir grillten, tranken Wein und amüsierten uns mit Mädchen. Abends war ich mit einer internationalen Truppe unterwegs, Bar-Besitzern, Musikern, Bar-Mädchen – eine meiner Freundinnen war Stripteasetänzerin, eine andere war Zigeunerin. Aber ich führte nur dann ein wildes Leben, wenn ich es mir leisten konnte. Wenn es Zeit fürs Training war, war ich immer zur Stelle.
    Reg Park hatte mir versprochen, dass er mich nach Südafrika einladen würde, wenn ich Mister Universum werden würde. Gleich am Morgen nach dem Wettkampf schickte ich ihm ein Telegramm: »Ich habe gewonnen. Wann soll ich kommen?« Reg hielt Wort. Er schickte mir das Ticket, und so flog ich im Dezember für drei Wochen nach Südafrika und besuchte ihn, seine Frau Mareon und ihre Kinder Jon Jon und Jeunesse in Johannesburg. Mit ihm bereiste ich ganz Südafrika. Zusammen traten wir bei Veranstaltungen auf, unter anderem auch in Pretoria und Kapstadt.
    Bis dahin hatte ich nur eine sehr ungenaue Vorstellung davon, was es hieß, Erfolg als Bodybuilder, Schauspieler und Geschäftsmann zu haben. Regs glückliches Familienleben und sein Wohlstand wirkten auf mich mindestens ebenso beflügelnd wie damals, als ich ihn als Herkules auf der Leinwand gesehen hatte. Reg stammte aus einer Arbeiterfamilie in Leeds und war bereits ein Bodybuilding-Star in Amerika, als er in den fünfziger Jahren Mareon in Südafrika kennenlernte und sich in sie verliebte. Er nahm sie mit nach England und heiratete sie. Aber Mareon konnte sich mit Leeds nicht recht anfreunden, daher zogen die beiden nach Südafrika, wo er nun anstatt in

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