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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Schamröte ins Gesicht getrieben.
    Er wusste nicht, wie er verhindern konnte, dass er gleich neben den Überresten des anderen Opfers dort auf dem Boden lag, doch die Vorstellung war für ihn ohne Schrecken. Sein einziger Wunsch war es, sich so gut wie möglich zu schlagen, ehe das Ende kam, und seinem unheimlichen Feind, so er das konnte, wenigstens einigen Schaden zuzufügen.
    Im fahlen Licht des aufgehenden Mondes kämpften Mensch und Dämon über dem zerfetzten Körper des Toten, und der Dämon hatte alle Vorteile auf seiner Seite, nur einen nicht. Und jener eine reichte aus, um all die anderen zu überwinden. Denn wenn abstrakter Hass ein gespenstisches Ding in materielle Substanz verwandeln kann – kann dann nicht auch Mut, in gleicher Weise abstrakt, eine konkrete Waffe bilden, um gegen jenes Gespenst zu kämpfen?
    Kane kämpfte mit den Armen, den Füßen und seiner Hand, und jetzt merkte er endlich, dass das geisterhafte Wesen anfing, vor ihm zurückzuweichen, hörte, dass sein furchterregendes Gelächter in Schreie verblüffter Wut überging. Denn die einzige Waffe des Menschen ist Mut – Mut, der nicht einmal vor den Toren der Hölle selbst zurückzuckt, und ihm können selbst die Legionen der Hölle nicht standhalten.
    Davon wusste Kane nichts; nur, dass die Krallen, die an ihm rissen, anscheinend schwächer wurden, ins Wanken gerieten, dass in den schrecklichen Augen ein wildes Licht aufleuchtete und wuchs. Und so griff er taumelnd und keuchend an, bekam endlich das Ding zu packen und warf es zu Boden. Und als sie beide auf dem weichen Moorboden kämpften und das Monstrum bebte und sich wie eine Schlange aus Rauch um Kanes Glieder wand, schauderte sein Fleisch, und die Haare standen ihm zu Berge, weil er allmählich zu verstehen begann, was das Ding stammelte.
    Nicht dass er gehört und verstanden hätte, so wie ein Mensch die Sprache eines Menschen hört und versteht, aber die furchterregenden Geheimnisse, die das Monstrum ihm flüsternd und jammernd und im schreienden Schweigen mitteilte, trieben Finger aus Eis und Feuer in seine Seele, und er wusste.
    II
    Die Hütte des alten Ezra, den sie den Geizhals nannten, stand mitten im Sumpf an der Straße, halb verdeckt von den düsteren Bäumen, die sie umstanden. Die Wände waren am Verfaulen, das Dach am Zerfallen, große, fahlweiße und grüne Fungusgebilde hingen daran und wanden sich um Türen und Fenster, als wollten sie ins Innere der Hütte blicken. Die Bäume lehnten sich darüber, und ihre grauen Äste schlangen sich ineinander, sodass die Hütte wie ein monströser Zwerg im Halbdunkel kauerte, über dessen Schultern Oger grinsen.
    Die Straße, die sich zwischen verfaulenden Baumstümpfen, von verrottetem Gras bedeckten Hügeln und schaumigen, von Schlangen heimgesuchten Tümpeln und Morasten dahinschlängelte, kroch an der Hütte vorbei. Viele Leute gingen dieser Tage dort vorüber, aber nur wenige sahen den alten Ezra, abgesehen von einem flüchtigen Blick auf ein gelbes, durch die von Pilzbewuchs halb verdeckten Fenstern herausspähendes Gesicht, das selbst wie ein hässlicher Pilz wirkte.
    Der alte Ezra hatte selbst so manche Eigenschaft des Sumpfes angenommen, denn er war knorrig und gebeugt und düster, seine Finger waren wie zugreifende, parasitische Pflanzen und seine Locken hingen ihm wie dunkles Moos über Augen, die sich an das Halbdunkel der Sumpflande gewöhnt hatten. Sie waren wie die Augen eines Toten, ließen aber, so wie auch die toten Seen des Sumpfes, abgründige, widerwärtige Tiefen erahnen.
    Diese Augen funkelten jetzt den Mann an, der vor seiner Hütte stand. Er war hoch gewachsen, hager und dunkel, sein Gesicht war erschöpft und trug die Kratzspuren von Klauen, und er hatte Verbände an Armen und Beinen. Ein Stück hinter diesem Mann standen ein paar Leute aus dem Dorf.
    »Bist du Ezra von der Sumpfstraße?«
    »Der bin ich, und was willst du von mir?«
    »Wo ist dein Vetter, Gideon, der verrückte Junge, der bei dir gewohnt hat?«
    »Gideon?«
    »Aye.«
    »Er ist in den Sumpf gegangen und nie zurückgekehrt. Ohne Zweifel hat er sich verirrt, und die Wölfe haben ihn überfallen. Vielleicht ist er auch in einem Sumpfloch gestorben oder eine Otter hat ihn gebissen.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Über ein Jahr.«
    »Aye. Dann hör gut zu, Ezra, den sie den Geizhals nennen. Kurz nach dem Verschwinden deines Vetters ist ein Landmann, der über die Moore nach Hause ging, von einem unbekannten Unhold angefallen und in Stücke

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