Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
Vom Netzwerk:
mit welchem Zauber N’Longa diesen Stab belegt hat, aber …«
    »Du bist ein Gott«, sagte Zunna entschieden. »Kein Mensch könnte zwei dieser Untoten bezwingen. Master, kannst du nicht diesen Fluch von meinem Stamm nehmen? Es gibt keinen Ort, an den wir fliehen können, und die Ungeheuer töten uns, wie sie wollen, fangen alle ab, die die Dorfmauer verlassen. Der Tod liegt auf diesem Land, und wir sterben hilflos.«
    Tief in Kane regte sich der Geist der Kreuzritter, das Feuer des Eiferers – des Fanatikers, der sein Leben dem Kampf gegen die Macht der Finsternis gewidmet hat.
    »Lass uns essen«, sagte er. »Und dann machen wir am Höhleneingang ein großes Feuer. Das Feuer, das uns die Tiere fernhält, wird auch Unholde fernhalten.«
    Später saß Kane im Höhleneingang, das Kinn auf die geballte Faust gestützt, und starrte ins Feuer, ohne es zu sehen. Hinter ihm beobachtete ihn Zunna ehrfurchtsvoll aus den Schatten.
    »Gott der Heerscharen«, murmelte Kane, »gewähre mir Hilfe! Meine Hand ist es, die den uralten Fluch von diesem finsteren Land nehmen muss. Wie soll ich diese toten Ungeheuer bekämpfen, denen die Waffen Sterblicher nichts anhaben können? Feuer zerstört sie – ein gebrochenes Genick macht sie hilflos – wenn man Ihnen den Voodoostab in den Leib sticht, zerfallen sie zu Staub – aber was hilft das? Wie kann ich gegen die Hunderte von ihnen bestehen, die diese Berge heimsuchen und die sich von der Substanz menschlichen Lebens nähren? Sind nicht – wie Zunna sagt – in der Vergangenheit Krieger gegen sie angetreten, nur um feststellen zu müssen, dass sie zu ihrer Stadt mit den hohen Mauern flohen, wo kein Mensch sie angreifen kann?«
    Die Nacht schleppte sich dahin. Zunna schlief, ihre Wange ruhte auf ihrem gerundeten, mädchenhaften Arm. Von den Bergen hallte das Brüllen der Löwen wider, und immer noch saß Kane da und starrte grübelnd ins Feuer. Die Nacht draußen lebte, da flüsterte und raschelte es, und hin und wieder waren verstohlene Schritte zu hören. Manchmal, wenn Kane aus seiner Meditation aufblickte, glaubte er hinter dem flackernden Flammenschein das Leuchten großer, roter Augen zu sehen.
    Die graue Morgendämmerung stahl sich über die Grassteppe, als Kane Zunna wachrüttelte.
    »Gott möge meiner Seele barmherzig sein, dass ich mich in barbarischen Zauber vertieft habe«, sagte er, »aber vielleicht muss man Dämonenwerk mit Dämonenwerk bekämpfen. Achte auf das Feuer und wecke mich, wenn sich Ungewöhnliches zuträgt.«
    Kane legte sich auf den Sandboden der Höhle, legte den Voodoostab über seine Brust und faltete die Hände darüber. Er schlief sofort ein. Und träumte. Seinem schlummernden Ich war es, als liefe er durch dichten Nebel, und im Nebel begegnete er N’Longa, als wäre der ein Lebender. N’Longa sprach, und seine Worte waren klar und deutlich, prägten sich Kanes Bewusstsein tief genug ein, um den Abgrund zwischen Schlaf und Wachen zu überspannen.
    »Schicke das Mädchen gleich nach Sonnenaufgang, wenn die Löwen sich in ihren Bau zurückgezogen haben, in ihr Dorf«, sagte N’Longa, »und heiße sie, ihren Liebsten zu dir zu bringen, zu dieser Höhle. Und dort soll er sich hinlegen, wie im Schlaf, und den Voodoostab halten.«
    Der Traum verblasste, und Kane erwachte verwundert. Wie seltsam und deutlich die Vision doch gewesen war, und wie seltsam auch, dass N’Longa in deutlichem Englisch gesprochen hatte, ganz ohne seinen Jargon! Kane zuckte die Achseln. Er wusste, dass N’Longa behauptete, über die Fähigkeit zu verfügen, seinen Geist durch den Raum zu schicken, und er selbst war Zeuge gewesen, wie der Voodoomann die Leiche eines Toten belebt hatte. Dennoch …
    »Zunna«, sagte Kane, ohne weiter über N’Longa nachzudenken, »ich werde mit dir bis an den Rand des Dschungels gehen, und von dort musst du zu deinem Dorf gehen und mit deinem Liebsten hierher zur Höhle zurückkehren.«
    »Kran?«, fragte sie naiv.
    »Wie auch immer er heißt. Iss jetzt, dann gehen wir.«
    Wieder neigte sich die Sonne dem Westen zu. Kane saß wartend in der Höhle. Er hatte das Mädchen sicher zu der Stelle begleitet, wo der Dschungel licht wurde und in Grasland überging. Und obwohl sein Gewissen ihn bei dem Gedanken plagte, welche Gefahren dort auf sie lauern mochten, schickte er sie allein weiter und kehrte zur Höhle zurück. Jetzt saß er da und fragte sich, ob er nicht zum ewigen Feuer verdammt war, weil er sich mit der Magie eines schwarzen Hexers

Weitere Kostenlose Bücher