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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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unbewohnten Hügel geschafft und dort einen Bogen in das geheimnisvolle Lost Valley geschlagen, jenes Tal mit seinem stummen Dickicht und den zerbrochenen Steinsäulen. Von dort aus wollte er versuchen, über die Berge zurück ins Gebiet der Reynolds zu reiten. Aber der Mustang hatte es nicht geschafft. Er hatte ihn ein Stück hügelaufwärts angebunden, wo man ihn von der Talsohle aus nicht sehen konnte, und war dann wieder weiter nach unten gekrochen, um zu beobachten, wie seine Feinde ins Tal ritten. Fünf waren es – der alte Jonas McCrill, dessen Wolfslippen immer so aussahen, als würde er knurren; Saul Fletcher mit dem schwarzen Bart, der immer das linke Bein nachzog, was einem Sturz von einem wilden Mustang in seiner Jugend zu verdanken war, Bill und Peter Ord, die Brüder, und der Bandit Jack Solomon.
    Jonas McCrills Stimme hallte zu dem stummen Beobachter herauf: »Und ich sag’s euch, der versteckt sich irgendwo hier im Tal. Er hat diesen Mustang geritten, und mit dem war nie viel los. Ich wette, der ist höchstens bis hierher gekommen.«
    »Nun« – das war die verhasste Stimme von Saul Fletcher –, »was stehen wir dann rum und palavern? Warum suchen wir ihn nicht?«
    »Nicht so schnell«, knurrte der alte Jonas. »Vergesst nicht, dass das John Reynolds ist, auf den wir Jagd machen. Wir haben genug Zeit …«
    John Reynolds’ Finger krampften sich um den Knauf seines Colts. In der Trommel steckten noch zwei Patronen. Er schob den Lauf durch das Dickicht vor ihm, und sein Daumen zog den gekrümmten Hammer zurück. Seine grauen Augen wurden schmal und undurchsichtig wie Eis, als er über den langen blauen Lauf zielte. Einen Augenblick lang wartete er ab, welche Wahl sein Hass treffen würde, und entschied sich dann für Saul Fletcher. Für einen kurzen Moment konzentrierte sich der ganze Hass in seiner Seele auf das brutale, schwarzbärtige Gesicht und den hinkenden Gang, den er in jener Nacht gehört hatte, als er verwundet, die von Kugeln durchsiebte Leiche seines Bruders neben sich, in einem belagerten Corral gelegen und gegen Saul und seine Brüder gekämpft hatte.
    Sein Finger krümmte sich, und der Knall des Schusses hallte von den schlafenden Hügeln wider. Saul Fletcher schwankte nach hinten, sein schwarzer Bart zuckte wie trunken nach oben, dann krachte er mit dem Gesicht nach unten zu Boden. Die anderen ließen sich mit der Schnelligkeit von Männern, die die Kämpfe an der Grenze gewöhnt sind, hinter Felsbrocken fallen, und ihre Schüsse beharkten blindlings den Abhang. Die Kugeln fetzten durch die Büsche und pfiffen über den Kopf des ihnen unsichtbaren Schützen hinweg. Hoch oben auf dem Hang, für die Männer im Tal nicht sichtbar, wieherte schrill, vom Lärm verängstigt, der Mustang, bäumte sich auf, zerriss die Zügel, mit denen er angebunden war, und floh den Hügelpfad hinauf. Das Trommeln seiner Hufe auf den Steinen verhallte in der Ferne.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann war Jonas McCrills zornerfüllte Stimme zu hören: »Ich hab’s euch gesagt, dass der sich hier versteckt! Kommt raus – er ist uns entkommen.«
    Die drahtige Gestalt des alten Kämpfers erhob sich hinter dem Felsbrocken, wo er Zuflucht genommen hatte. Reynolds zielte bedächtig mit einem wilden Grinsen, aber dann ließ ihn der Selbsterhaltungstrieb innehalten. Die anderen kamen aus ihren Verstecken hervor.
    »Auf was warten wir?«, brüllte der junge Bill Ord mit Tränen der Wut in den Augen. »Da hat dieser Kojote Saul abgeknallt und reitet jetzt mit Karacho weg, und wir stehen rum und quatschen. Ich werde …« Er machte einen Schritt auf sein Pferd zu.
    »Ihr werdet mir zuhören!«, brüllte der alte Jonas. »Ich habe euch alle gewarnt, habe euch gesagt, ihr sollt euch Zeit lassen – aber ihr seid ja losgerast wie ein Schwarm blinder Bussarde, und jetzt liegt Saul hier tot auf dem Boden. Wenn wir nicht aufpassen, erledigt der Kerl uns alle. Habe ich euch nicht gesagt, dass der hier ist? Wahrscheinlich hat er angehalten, um sein Pferd rasten zu lassen. Er kommt nicht weit. Dies hier ist eine lange Jagd, das habe ich euch gleich gesagt. Lasst ihm doch einen ordentlichen Vorsprung. Solange er vor uns ist, müssen wir aufpassen, ob er uns irgendwo einen Hinterhalt legt. Er wird versuchen, auf Reynolds-Land zurückzukehren. Na schön, wir reiten hübsch langsam hinter ihm her und halten ihn die ganze Zeit unter Druck. Wir reiten auf der Innenseite eines Halbkreises, und er kann nicht an uns

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