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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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würdest, das ist bloß das Geschwätz eines alten Mannes«, erwiderte er. »Der alte Jim war der erste weiße Mann, der sich in diesem Land hier angesiedelt hatte. Er hat seine Blockhütte gute fünfzig Meilen westlich der Grenze gebaut. Der Himmel weiß, wie er das angestellt hat, schließlich wimmelten die Berge damals von Comanchen.«
    »Ich erinnere mich, wie ich ihn das erste Mal gesehen habe. Schon damals hat ihn jeder den ›alten Jim‹ genannt.
    Ich erinnere mich daran, dass er mir dieselben Geschichten erzählt hat, die er dir erzählt hat – dass er als junger Kerl an der Schlacht von San Jacinto teilgenommen hat und dass er mit Ewen Cameron und Jack Hayes geritten ist. Nur dass ich ihm glaube und du nicht.«
    »Das ist so lange her …«, protestierte ich.
    »Der letzte Indianerüberfall in diesem Land war 1874«, sagte mein Großvater, in seinen eigenen Erinnerungen verloren. »Ich war damals dabei, und der alte Jim auch. Ich habe gesehen, wie er den alten Yellow Tail auf achthundert Meter mit einer Büffelflinte von seinem Mustang geschossen hat.
    Aber vorher war ich auch schon mit ihm beisammen, das war in einem Kampf oben an der Mündung des Locust Creek. Eine Bande Comanchen kam das Mesquitetal herunter, geplündert haben die und gebrandschatzt und dann sind sie durch die Berge geritten und wieder den Locust Creek hinauf, und einer unserer Scouts war ihnen dicht auf den Fersen. Wir sind bei Sonnenuntergang auf sie gestoßen, auf einer Mesquiteebene. Sieben von ihnen haben wir getötet, und der Rest hat sich im Busch verdrückt. Aber drei von unseren Boys sind dabei umgekommen, und Jim Garfield hat einen Lanzenstich in die Brust bekommen.
    Eine schreckliche Wunde war das. Er lag da wie ein Toter, und jedem war klar, dass keiner eine solche Wunde überleben kann. Aber dann kam ein alter Indianer aus dem Gestrüpp, und als wir unsere Gewehre auf ihn richteten, machte er das Friedenszeichen und hat uns auf Spanisch angesprochen. Ich weiß nicht, warum die Boys ihn nicht sofort abgeknallt haben, schließlich waren wir von all dem Kämpfen und Töten noch mächtig in Fahrt, aber er hatte irgendetwas an sich, was uns davon abgehalten hat, zu schießen. Er sagte, er sei kein Comanche, sondern ein alter Freund von Garfield, und er wolle ihm helfen. Er forderte uns auf, Jim in ein Mesquitegestrüpp zu tragen und ihn dann mit ihm allein zu lassen. Ich weiß bis heute nicht, weshalb wir das getan haben, aber wir haben es jedenfalls getan. Schrecklich war das – das Jammern und Stöhnen der Verwundeten, die um Wasser gebettelt haben, die im Camp verstreut herumliegenden Leichen mit ihren starren Augen. Und die Nacht zog herauf, und wir hatten keine Ahnung, ob die Indianer nicht nach Einbruch der Dunkelheit zurückkehren würden.
    Wir schlugen unser Lager da auf, wo wir waren, weil die Pferde müde waren, und hielten die ganze Nacht Wache, aber die Comanchen kamen nicht zurück. Ich weiß nicht, was dort draußen im Mesquitebusch vor sich ging, wo Jim Garfield lag, weil ich diesen seltsamen Indianer nie wieder gesehen habe. Aber die ganze Nacht habe ich ein unheimliches Stöhnen gehört, das nicht von den Sterbenden kam, und von Mitternacht bis zur Morgendämmerung hat ständig eine Eule geschrien.
    Als dann die Sonne aufging, kam Jim Garfield aus dem Mesquitefeld, blass und abgehärmt sah er aus, aber er war am Leben, und die Wunde in seiner Brust hatte sich bereits geschlossen und angefangen zu heilen. Und seitdem hat er diese Wunde kein einziges Mal erwähnt, und auch diesen Kampf und den geheimnisvollen Indianer nicht, der auf so seltsame Art erschienen und wieder verschwunden ist. Und er ist keinen Tag gealtert; er sieht jetzt so aus wie damals – ein Mann um die Fünfzig.«
    Dann schwiegen wir beide, bis wir hörten, wie ein Wagen die Straße heraufkam. Jetzt bohrten sich zwei Scheinwerferbalken in die Dämmerung.
    »Das ist Doc Blaine«, sagte ich. »Wenn ich zurückkomme, erzähle ich dir, wie es Garfield geht.«
    Doc Blaine machte kein Hehl aus seiner Meinung, als wir die drei Meilen über die mit Eichen bewachsenen Hügel fuhren, die zwischen Lost Knob und der Garfield-Farm lagen.
    »Würde mich wundern, wenn wir ihn lebend vorfinden«, sagte er, »so wie der zugerichtet ist. Ein Mann seines Alters sollte klüger sein, als zu versuchen, ein junges Pferd zuzureiten.«
    »Er sieht gar nicht so alt aus«, bemerkte ich.
    »Ich werde fünfzig«, erwiderte Doc Blaine. »Ich kenne den alten Garfield jetzt

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