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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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sich genügend Mühe gibt, mich zu finden, dann findet er mich ebenso leicht beim alten Garfield wie in der Stadt. Shifty Corlan hat ja gehört, wohin wir fahren. Und Shifty ist wütend auf mich, seit ich ihn im letzten Herbst bei diesem Pferdetausch drangekriegt habe. Er wird Kirby schon sagen, wohin ich gegangen bin.«
    »Daran hatte ich nicht gedacht«, sagte Doc Blaine besorgt.
    »Ach, zum Teufel, vergessen Sie’s«, empfahl ich ihm. »Kirby hat nicht den Mumm, wirklich was zu tun, er plustert sich bloß auf.«
    Aber ich täuschte mich. Wenn man einen Raufbold in seiner Eitelkeit verletzt, dann berührt man damit die eine Stelle in ihm, die für sein Leben wichtig ist.
    Old Jim war noch nicht zu Bett gegangen, als wir bei ihm ankamen. Er saß in dem Zimmer, das auf seine brüchige, zusammensackende Veranda hinausführte, dem Zimmer, das für ihn zugleich Wohn- und Schlafzimmer war, rauchte seine alte Maiskolbenpfeife und versuchte, im Licht seiner Petroleumlampe Zeitung zu lesen. Alle Fenster und Türen standen weit offen, um die kühle Abendluft hereinzulassen. Die Insekten, die hereinschwärmten und um die Lampe flatterten, schienen ihm nichts auszumachen.
    Wir setzten uns und unterhielten uns über das Wetter – und das ist nicht so unsinnig, wie man vielleicht annehmen möchte, nicht in einem Land, wo der Lebensunterhalt der Menschen von der Sonne und vom Regen abhängt und sie ständig darauf angewiesen sind, dass der Wind und die Trockenheit ihnen nicht zu sehr zusetzen. Dann schweifte das Gespräch zu anderen verwandten Themen ab, und nach einer Weile kam Doc Blaine ohne weitere Umschweife auf etwas zu sprechen, das ihn beschäftigte.
    »Jim«, sagte er, »in jener Nacht, als ich dachte, Sie würden sterben, haben Sie ’ne ganze Menge über Ihr Herz gequatscht und über einen Indianer, der Ihnen das seine geliehen hat. Wie viel davon muss man dem Delirium zuschreiben?«
    »Gar nichts, Doc«, sagte Garfield und sog an seiner Pfeife. »Das war die reine Wahrheit, so wahr wie das Evangelium. Ghost Man, der Lipanerpriester der Nachtgötter, hat mein totes, zerfetztes Herz gegen eines ausgetauscht, das aus etwas stammt, das er anbetet. Ich bin mir selbst nicht sicher, was dieses Etwas ist – etwas, das von weit her kommt und lange zurückliegt, hat er gesagt. Aber weil es ein Gott ist, kommt es eine Weile ohne sein Herz aus. Aber wenn ich sterbe – wenn man mir je den Schädel einschlägt, sodass mein Bewusstsein zerstört ist – muss das Herz Ghost Man zurückgegeben werden.«
    »Soll das heißen, dass es Ihnen ernst war, dass man Ihnen das Herz herausschneiden soll?«, wollte Doc Blaine wissen.
    »Das muss sein«, erwiderte der alte Garfield. »Ein lebendes Ding in einem toten Ding ist wider die Natur. Das hat Ghost Man gesagt.«
    »Wer zum Teufel war denn Ghost Man?«
    »Das habe ich Ihnen doch erzählt. Ein Hexendoktor der Lipaner, die in diesem Land gelebt haben, ehe die Comanchen aus den Staked Plains heruntergekommen sind und sie nach Süden über den Rio Grande vertrieben haben. Ich war ihr Freund. Ich schätze, Ghost Man ist der einzige von ihnen, der noch am Leben geblieben ist.«
    »Am Leben? Jetzt?«
    »Ich weiß nicht«, gestand der alte Jim. »Ich weiß nicht, ob er lebt oder tot ist. Ich weiß auch nicht, ob er gelebt hat, als er nach dem Kampf am Locust Creek zu mir gekommen ist, nicht einmal, ob er noch gelebt hat, als ich ihn damals kennengelernt habe. Gelebt, so wie wir Leben begreifen, meine ich.«
    »Was soll dieser Unfug?«, wollte Doc Blaine verunsichert wissen, und ich spürte, wie sich meine Nackenhärchen kräuselten. Draußen war Stille und die Sterne und die schwarzen Schatten der Eichenwälder. Die Lampe warf den Schatten des alten Garfield grotesk verzerrt auf die Wand, sodass er keinerlei Ähnlichkeit mit einem Menschen hatte. Und seine Worte waren so seltsam und fremdartig wie Worte, die man in einem Albtraum hört.
    »Ich hab doch gewusst, dass Sie das nicht verstehen würden«, sagte der alte Jim. »Ich verstehe es selbst nicht, und ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken muss, um diese Dinge zu erklären, die ich spüre und weiß, ohne sie zu begreifen. Die Lipaner waren mit den Apaches verwandt, und die Apaches haben von den Pueblos seltsame Dinge gelernt. Ghost Man war – das ist alles, was ich sagen kann – lebendig oder tot, das weiß ich nicht, aber er war, und vor allem, er ist.«
    »Wer ist jetzt verrückt, Sie oder ich?«, wollte Doc Blaine wissen.
    »Na

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