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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Falrath, 77, ein pensionierter Psychologieprofessor, der ehemals an der University of California tätig war. Der Täter war einer seiner Schüler, Clement Van Dorn, 33, der die letzten paar Monate häufig Falraths Wohnung an der Adresse 333 ... Street für Privatunterricht aufgesucht hatte. Es handelt sich um eine besonders verabscheuungswürdige Tat; das betagte Opfer wies zahlreiche Messerstiche am Arm und der Brust auf, und seine Gesichtszüge waren auf schreckliche Weise durch Schläge verunstaltet. Van Dorn, der offenbar noch benommen ist, gibt die Tat zu, behauptet aber, der Professor habe ihn angegriffen und er habe in Notwehr gehandelt. Angesichts der Tatsache, dass Falrath seit vielen Jahren an den Rollstuhl gefesselt ist, scheint diese Behauptung hochgradig unglaubwürdig. Van Dorn hat Kaution geleistet und wird polizeilich überwacht.«
    Ich hatte es mir mit einem Band von Frazers Golden Bough bequem gemacht, als mir ein lautes, forderndes Klopfen an meiner Tür klarmachte, dass ich den Abend wohl nicht allein würde genießen können. Ich legte das Buch jedoch nicht sehr widerstrebend beiseite, weil ich wusste – da jedes Klopfen seine Wiedererkennungsmerkmale hat – dass Michael Costigan ein paar Stunden mit mir plaudern wollte. Und Michael war immer eine interessante Studie.
    Er kam ins Zimmer gestampft und füllte den Raum auf seine elefantenartige Weise. Zwischen den Büchern, Gemälden und Skulpturen wirkte er so deplatziert wie ein Gorilla in einem Tea Room. Er erwiderte meinen Gruß mit einem unverständlichen Knurren und ließ sich auf dem Rand des größten Sessels nieder, den er finden konnte. Dort saß er einen Augenblick lang stumm, den Kopf zwischen den mächtigen Schultern eingezogen, und rieb seine gewaltigen Hände aneinander. Ich beobachtete ihn, ohne etwas zu sagen und registrierte wieder einmal seine mächtigen Dimensionen und die primitive Aura, die er ausstrahlte; bewunderte erneut die großen Fäuste mit ihren knorrigen, zernarbten Knöcheln, die flache Stirn mit der ungekämmten Mähne darüber, die schmalen, funkelnden Augen und die zerfurchten Züge, auf denen so mancher schwere Handschuh Spuren hinterlassen hatte. Ich saß da und war vom Arbeiten seiner schweren Züge beeindruckt, während sein plumpes Gehirn sich bemühte, Worte zu formen, die seinen Gedanken entsprachen.
    »Sagense«, begann er plötzlich, aber tastend, so wie er zu Anfang immer redete. »Sagense, hörense, glaubense an Gespenster?«
    »Gespenster?« Ich musterte ihn, plötzlich nachdenklich geworden, einen Augenblick lang, ohne zu antworten – Gespenster; aber dieser Mann selbst war doch eines meiner Gespenster, ein Schemen meiner frühen verlotterten Tage, und erinnerte mich stets an meine Jahre der Wanderschaft und des ausschweifenden Dahintreibens.
    »Gespenster?«, wiederholte ich.»Warum fragen Sie?«
    Er wirkte ein wenig beunruhigt, schlang die dicken Finger ineinander und blickte konzentriert auf seine Füße.
    »Se wissen schon«, brach es dann aus ihm heraus, »Se wissen, dass ich vor langer Zeit Kämpfer Rourke umgebracht hab.«
    Das wusste ich. Ich hatte die Geschichte schon einmal gehört und fragte mich, welche Beziehung zwischen seiner Bemerkung über Gespenster und über den schon lange toten Rourke bestehen mochte. Er hatte mir gegenüber schon früher erklärt, dass er keinerlei Reue oder Furcht hinsichtlich eines späteren Urteils empfand.
    »So was kommt im Ring eben vor«, meinte er dann meist. Doch jetzt …
    »Weiß doch jeder«, fuhr er langsam fort, »dass ich nie was gegen ihn gehabt hab. Rourke weiß das selbst.«
    Ich wunderte mich darüber, dass er von dem Mann in der Gegenwart sprach.
    »Nee, das war alles drin. Pech ham wa gehabt, das war alles, schlecht für Rourke und schlecht für mich. Wir warn die weiße Hoffnung – das war der Fluch – das weiß er doch.«
    Ich tippte mit dem Fingernagel auf meinen Sessel, nickte und dachte dabei an Stanley Ketchel, Luther McCarty, James Barry und Al Palzer, alles weiße Hoffnungen, von denen es geheißen hatte, sie würden dem großen Neger Jack Johnson den Titel im Schwergewicht abnehmen, und alle waren sie auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes eines gewaltsamen Todes gestorben.
    »Yeah, das war’s. Ich bin in der Zeit von Jeffries hoch gekommen, aber als ich dann ’n paar gute Leute geschlagen hab, da ham die angefangen, mich für ein Titelmatch aufzubauen, als, äh, weiße Hoffnung. Gegen Kämpfer Rourke ham die mich gestellt, auch so

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