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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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einer, wo im Kommen war, und der Sieger sollt dann gegen Johnson kämpfen. Neunzehn Runden stand’s unentschieden«, seine großen Hände waren geballt, und in seinen Augen funkelte es stählern, als würde er jenen schrecklichen Kampf aufs Neue durchleben – »alle zwei ham wa ’ne Menge eingesteckt – und dann sin wa beide in a zwanzigstn Runde gleichzeitig zu Bodn gegang. Ich war wieder auf den Bein, wo der Schiedsrichter ›Zehn!‹ gesagt hat, aber Rourke hat noch dort im Ring n Löffel weggelegt. Kann eim beim Boxen einfach passiern, das war’s, und das is alles. Aber Rourke weiß, dass ich nix gegen ihn gehabt hab, und er hat kein Grund nich, dass er auf mich sauer is.«
    Der letzte Satz klang seltsam gereizt.
    »Was kümmert Sie das?«, fragte ich in der gleichgültigen Art meines früheren Lebens. »Er ist doch tot, oder?«
    »Yeah – aber sagnse, hörnse. Zu nem anderen würd ich das nie nich sagen, ja? Aber Sie sin schlau; Sie sin wie ich, unter da Haut, ja? Sie warn auch mal ganz unten und wissen, wie’s läuft. Sie wissen, dass ’n Typ wie ich so wenig Nerven wie ’n Nilpferd hat. Sie wissen, dass ich vor nix keine Angst nich hab, oder? Klar wissense das. Aber hörnse. In meim Zimmer tut sich was verdammt Komisches. Allmählich mag ich nich mehr im Dunkeln sein, und die Wirtin macht Terror, weil ich die ganze Nacht das Licht anlass. S’erstemal, wo ich gemerkt hab, dass was nicht stimmt, war neulich abends, als ich heimgekomm bin. Ich sag’s Ihnen, da war irgendwas im Zimmer! Ich hab’s Licht angeknipst und die Schränke durchsucht und unterm Bett, aber ich hab nix gefunden, und da hätt keiner rauskommen könn, ohne dass ich’n seh. Ich hab’s vergessen, ja, aber am nächsten Abend war’s wieder genauso. Und dann hab ich angefangen, Dinge zu SEHEN!«
    »Dinge sehen?« Ich zuckte unwillkürlich zusammen. »Sie sollten vielleicht die Finger vom Schnaps lassen.«
    Er machte eine ungeduldige Handbewegung. »Nee, der Schnaps isses nich; ich vertrag dieses geschmuggelte Zeug sowieso nich und hab mir’s Trinken ganz abgewöhnt, als ich trainiert hab. Trotzdem, ich seh Dinge.«
    »Was für Dinge?«
    »Dinge.« Er machte eine vage Handbewegung. »Ich seh se nich bloß, ich spür se auch.«
    Ich musterte ihn mit wachsender Verblüffung. Bis jetzt war seine Fantasie nicht gerade besonders stark ausgeprägt gewesen.
    »So wie Schatten«, fuhr er fort, offensichtlich außerstande, seine exakten Wahrnehmungen zu erklären. »Die schleichen sich rum, wenn’s Licht ausgeschalt is. Ich kann se nich sehen, aber ich kann se sehen. Ich weiß, dass se da sind, also muss ich se doch sehen, oder?
    Ja, die – oder es – ich weiß nich wasses is. Neulich hab ich se fast gesehen.« Seine Stimme klang jetzt nachdenklich. »Ich komm ins Zimmer und mach die Tür zu und steh ’ne Minute lang in der Dunkelheit, und dann WEISS ICH, dass da neben mir was is. Ich schlag mit der Linken zu, aber dabei schürf ich ma bloß de Hand auf, und jetzt isn Loch im Türblatt. Ich schalt’s Licht ein unnes Zimmer is leer. Ich sag’s Ihnen …« Die Stimme wurde noch leiser, und seine funkelnden Augen wichen jetzt mürrisch den meinen aus. »Ich sag’s Ihnen, entweder hab ich ne Meise oder Kämpfer Rourke spukt und ist hinter mir her!«
    »Unsinn.« Ich sagte das abrupt, aber zugleich hatte ich ein seltsames Gefühl, als hätte sich plötzlich eine Tür geöffnet und ein Windhauch mich erfasst. »Keines von beiden. Sie haben ihre Gewohnheiten zu sehr verändert; aus einem geselligen, rastlosen Abenteurer ist fast so etwas wie ein Einsiedler geworden. Die Umstellung vom grellen Scheinwerferlicht und dem Jubel der Menge auf eine zweitklassige Pension und einen Job in einer Billardhalle ist einfach zu groß. Sie grübeln zu viel und denken zu viel an die Vergangenheit. So ist das bei euch Profisportlern; wenn ihr aus dem aktiven Wettbewerb aussteigt, vergesst ihr die Gegenwart völlig. Sie sollten einfach wieder ein wenig herumstromern; vergessen Sie Kämpfer Rourke, wechseln Sie die Pension. Für jemanden wie Sie ist es nicht gut, zu viel zu denken. Sie sind zu extrovertiert – falls Sie wissen, was das bedeutet. Sie brauchen das Scheinwerferlicht und Publikum und Kameradschaft.«
    »Vielleicht hamse recht«, murmelte er. »Mir geht das jedenfalls auf de Nerven. Ich hab mit ’nem Schnapsschmuggler geredet, der will, dass ich für ihn arbeite, von Mexiko aus; vielleicht mach ich das.«
    Plötzlich erhob er sich ruckartig.
    »Es

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