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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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anzusehen, um festzustellen, ob möglich war, auf den Mord an ihm oder seine bisherige Beziehung zu Van Dorn neues Licht zu werfen. Unter den Papieren fand ich den folgenden Brief, den er allem Anschein nach nie zu Ende geschrieben hatte; er war an Professor Hjalmar Nordon, Brooklyn, New York, adressiert, und der Teil des Briefes, auf den meine Aufmerksamkeit fiel, lautete wie folgt:
    »In den letzten paar Nächten war ich Opfer einer seltsamen Halluzination. Immer, wenn ich das Licht ausschalte, scheine ich die Anwesenheit von etwas in meinem Zimmer zu fühlen. Da ist eine Andeutung von Bewegung in der Dunkelheit, und wenn ich meine Augen anstrenge, scheint es manchmal, als könnte ich undeutliche, nicht greifbare Schatten erkennen, die durch die Dunkelheit gleiten. Ich weiß natürlich, dass ich diese Dinge nicht sehen kann, so wie man einen physischen Gegenstand sieht; ich fühle sie irgendwie, und die Empfindung ist so realistisch, dass mein Gesichts- und mein Gehörsinn sie registrieren. Ich kann das nicht verstehen. Könnte es sein, dass ich im Begriff bin, den Verstand zu verlieren? Bis jetzt habe ich das noch niemandem gegenüber erwähnt, aber wenn Van Dorn heute Abend hierherkommt, werde ich ihm von dieser Illusion erzählen und will sehen, ob er eine logische Erklärung dafür hat.«
    Hier endete der Brief abrupt. Ich las ihn noch einmal und mir war erneut so, als würde sich irgendwo eine unbekannte Tür öffnen und die modrige Luft äußerer Räume hereinlassen.
    Das war höchst unheimlich und seltsam. Michael Costigan und Hildred Falrath waren Gegensätze gewesen, wie man sie sich größer nicht vorstellen kann, und doch schien es einen gemeinsamen Gedanken bei den beiden gegeben zu haben. Auch Costigan hatte von lauernden Schatten gesprochen, die in seinem Zimmer umherglitten. Und das Seltsame war, dass beide erwähnt hatten, die Anwesenheit der Schemen GESPÜRT zu haben. Beide hatten mit Nachdruck darauf bestanden, dass diese Dinge unsichtbar und unhörbar seien, und doch hatten sie beide vage von SEHEN und HÖREN gesprochen.
    Ich trug die Briefe in mein Zimmer und verfasste einen Brief an Professor Nordon, schilderte ihm die ganze Angelegenheit und berichtete ihm von dem Brieffragment, erklärte, ich würde es nicht beilegen, weil es vielleicht in Van Dorns Prozess nützlich sein könnte, da es einen Beweis für die Freundschaft zwischen ihm und dem verstorbenen Professor enthielt.
    Als ich mit dem Brief fertig war, ging ich hinaus in das warme Sternenlicht der Spätsommernacht, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Ich fühlte mich müde, obwohl ich nichts getan hatte, was dieses Gefühl gerechtfertigt hätte. Als ich über die schwach beleuchtete und fast verlassene Straße ging – es war schon spät –, wurde mir bewusst, dass da jemand vor mir ging, der sich äußerst seltsam benahm. Seine Bewegungen schienen von den Flächen bestimmt zu sein, auf die das Licht der Straßenlaternen fiel. Er zögerte im Lichtschein, huschte dann schnell weiter, bis er in den nächsten Lichtkegel trat, wo er erneut stehen blieb, als wäre es ihm unangenehm, seinen Schein zu verlassen.
    Ich verspürte Interesse, beschleunigte meine Schritte und überholte bald den Mann, denn sein Zögern im Lichtschein ließ ihn trotz seiner Hast zwischen den Laternen nur sehr langsam vorankommen. Er stand jetzt direkt unter einer Laterne, und als ich hinter ihn trat und ihn ansprach, wanderte sein Blick hin und her. Er wirbelte mit geballter Faust herum, hob sie und schlug wild auf mich ein. Ich blockte den Schlag leicht ab und packte seinen Arm, nahm an, dass er mich für einen Dieb hielt. Aber der Ausdruck des Schreckens in seinem Gesicht schien mir irgendwie ungewöhnlich. Die Augen traten hervor, er riss den Mund auf, und jetzt sah ich, dass seine Haut kalkweiß war.
    Doch ehe ich erklären konnte, dass ich ehrbare Absichten hatte, hauchte er einen erleichterten Seufzer.
    »Ah, Sie; entschuldigen Sie, Mister, ich dachte – ich dachte – es sei etwas anderes.«
    »Was ist denn los?«, fragte ich schroff und neugierig.
    Er schlurfte mit den Füßen und senkte den Blick, und das erinnerte mich in seltsamer Weise an Costigans Verhalten.
    »Nichts«, sagte er recht mürrisch und fügte dann hinzu: »Das heißt – ich weiß nicht. Aber ich will Ihnen etwas sagen«, jetzt trat ein verschmitzter Ausdruck in sein Gesicht. »Bleiben Sie im Licht, dann kann Ihnen nichts passieren. Die kommen nicht aus der Finsternis heraus, nicht

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