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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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ihn.
    »Steh auf oder du bekommst kein Haschisch mehr«, lautete seine brutale Antwort, und ich erhob mich zitternd und hastig.
    Ich folgte dem hünenhaften Schwarzen. Er führte mich in den hinteren Teil des Gebäudes und wich dabei geschickt den armseligen Wracks von Träumern auf dem Boden aus.
    »Alle Mann an Deck!«, dröhnte die Stimme eines Seemanns von einer Pritsche. »Alle Mann!«
    Hassim riss die Tür am hinteren Ende auf und bedeutete mir, einzutreten. Ich war nie zuvor durch jene Tür getreten und hatte immer angenommen, dass sie in Yun Shatus private Räumlichkeiten führte. Aber im Inneren fanden sich lediglich eine Pritsche, eine Bronzefigur, vor der Weihrauch brannte, und ein schwerer Tisch.
    Hassim bedachte mich mit einem finsteren Blick und packte den Tisch, als wollte er ihn drehen. Tatsächlich fing er an zu rotieren, als stünde er auf einer beweglichen Plattform. Ein Teil des Fußbodens drehte sich mit und gab den Blick auf eine verborgene Falltür frei. Stufen führten hinab in die Dunkelheit.
    Hassim entzündete eine Kerze und forderte mich mit einer schroffen Handbewegung auf, hinunterzusteigen. Ich gehorchte mit der trägen Folgsamkeit eines Rauschgiftsüchtigen, und der Farbige folgte mir, schloss die Tür über uns und sicherte sie mit einem eisernen, an ihrer Unterseite befestigten Hebel. Im Halbdunkel kletterten wir die wacklige Treppe hinab – neun oder zehn Stufen waren es, schätze ich – und fanden uns dann in einem schmalen Korridor wieder.
    Hier übernahm Hassim wieder die Führung und hielt dabei die Kerze vor sich in die Höhe. Die Ränder des höhlenähnlichen Gangs konnte ich kaum ausmachen, ahnte aber, dass er nicht besonders breit war. Im flackernden Kerzenlicht konnte man erkennen, dass es keinerlei Mobiliar gab, sah man von ein paar seltsam aussehenden Truhen ab, die die Wände säumten – Behälter für Opium und anderes Rauschgift, vermutete ich.
    Ein ständiges Rascheln und kleine rote Augen, die gelegentlich aufblitzten, bevölkerten die Schatten. Das deutete darauf hin, dass es hier in großer Zahl Ratten gab, wie sie sich am Themse-Ufer in diesem Stadtviertel tummelten.
    In der Dunkelheit vor uns waren wieder Treppenstufen zu erkennen, als der Korridor unvermittelt endete. Hassim führte mich nach oben und klopfte dort viermal gegen Bretter, die wie die Unterseite eines Fußbodens aussahen. Eine verborgene Tür öffnete sich und weiches, trügerisches Licht strömte hindurch.
    Hassim schubste mich grob nach oben, dann stand ich blinzelnd in einer Umgebung, wie ich sie selbst in meinen wahnwitzigsten Opiumträumen nie zu Gesicht bekommen hatte. Ich stand in einem Dschungel von Palmen, durch den sich eine Million grellbunter Drachen wand! Als sich meine verblüfften Augen allmählich an das Licht gewöhnt hatten, sah ich, dass ich nicht etwa plötzlich auf einen anderen Planeten versetzt worden war, wie ich zunächst gedacht hatte. Die Palmen waren da und die Drachen, aber die Bäume waren künstlich und standen in großen Töpfen, während sich die Drachen als Motiv auf schweren Teppichen wiederfanden, die an den Wänden hingen.
    Der Raum selbst war eine monströse Angelegenheit – übermenschlich groß, wie es mir vorkam. Dicker Rauch, gelb und irgendwie tropisch wirkend, hing in der Luft, vernebelte die Decke und durchkreuzte die Blicke nach oben. Der Rauch ging, wie ich jetzt sah, von einem Altar vor der Wand zu meiner Linken aus.
    Ich zuckte zusammen. Durch den safranfarben wallenden Nebel blickten mich scheußlich große, glänzende Augen an und die verhangenen Umrisse eines tierischen Götzen nahmen undeutlich Gestalt an. Ich sah mich verstört um, registrierte die orientalischen Diwans und Sofas und das bizarre Mobiliar, dann verharrte mein Blick auf einer mit Lack bedeckten Abtrennung unmittelbar vor mir.
    Ich konnte nicht hindurchsehen und sie schien jeglichen Schall zu schlucken. Trotzdem spürte ich Augen, die sich durch das Material in mein Bewusstsein bohrten. Augen, die sich in die Tiefe meiner Seele zu brennen schienen. Eine seltsame Aura des Bösen ging von dieser Wand mit ihren unheimlichen Schnitzereien und gottlosen Verzierungen aus.
    Hassim machte eine grüßende Bewegung, so wie man sie im Orient vollzieht, eine Verbeugung, bei der die Hand erst die Stirn und dann das Herz berührt. Dann trat er ohne ein Wort beiseite und verschränkte die Arme wie eine Statue über seiner Brust.
    Plötzlich durchbrach eine Stimme die schwere und drückende

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