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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Geheimnis kannte, die furchtbare Macht des Haschisch zu brechen, welche anderen Mysterien hatte es wohl noch enträtselt? Welche unvorstellbare Macht besaß es? Die Vorstellung des Bösen wand sich wie eine Schlange durch mein Bewusstsein.
    Ich blieb in Yun Shatus Haus, ausgestreckt auf eine Pritsche oder auf Kissen, die über den Boden verteilt waren, aß und trank, wenn mir danach war. Aber jetzt, wo ich kurz davor stand, wieder ein normaler Mensch zu werden, empfand ich meine Umgebung als zunehmend widerwärtiger. Der Anblick der erbärmlichen, sich in ihren Träumen windenden Leute um mich herum erinnerte mich auf unangenehme Weise daran, wie ich selbst einmal gewesen war. Es stieß mich ab und verursachte Übelkeit in mir.
    Also stand ich eines Tages auf, als mich niemand beobachtete, ging auf die Straße hinaus und schlenderte runter an den Fluss. Die von Rauch und üblen Gerüchen getränkte Luft füllte meine Lungen mit seltsamer Frische und schenkte meinem Körper, der früher einmal kräftig gewesen war, frische Energie. Ich interessierte mich für die Männer, die dort lebten und arbeiteten, und der Anblick eines Schiffes, das an einem der Kais entladen wurde, erregte mich regelrecht.
    Nur wenige Hafenarbeiter waren an Deck und kurzerhand packte ich mit an, hob und schleppte mit ihnen gemeinsam Säcke und Ballen. Und obwohl mir der Schweiß in Strömen über die Stirn lief und meine Glieder vor Anstrengung zitterten, genoss ich den Gedanken, dass ich wenigstens wieder in der Lage war, für mich selbst zu sorgen – ganz gleich, wie primitiv und langweilig die Arbeit auch sein mochte.
    Als ich an jenem Abend zu Yun Shatus Tempel zurückkehrte, todmüde, aber mit einer neu entdeckten Kraft, wie sie nur ehrliche Anstrengung verleiht, trat mir Hassim an der Tür entgegen.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte er schroff.
    »Ich habe an den Kais gearbeitet«, antwortete ich knapp.
    »Du brauchst nicht an den Kais zu arbeiten«, knurrte er. »Der Meister hat Arbeit für dich.«
    Er ging voraus, und wieder folgte ich ihm die dunkle Treppe hinab und durch den Korridor unter der Erde. Diesmal war meine Wahrnehmung nicht durch die Drogen verschleiert, und ich erkannte, dass der Tunnel nicht länger als zehn oder zwölf Meter sein konnte. Danach stand ich erneut vor der lackierten Trennwand und lauschte der unmenschlichen Stimme des lebenden Todes.
    »Ich kann dir Arbeit geben«, sagte die Stimme. »Bist du bereit, für mich zu arbeiten?«
    Ich stimmte sofort zu. Schließlich stand ich trotz der Angst, die die Stimme in mir erzeugte, tief in der Schuld ihres Besitzers.
    »Gut. Nimm das hier.«
    Als ich einen Schritt in Richtung auf den Wandschirm tat, brachte mich ein scharfer Befehl zum Stehen. Hassim trat vor und griff hinter den Schirm und nahm, was man ihm hinhielt. Ein Bündel Bilder und Papiere, wie mir schien.
    »Studiere sie«, sagte Er hinter dem Schirm. »Lerne alles, was du kannst, über den abgebildeten Mann. Yun Shatu wird dir Geld geben; kauf dir Kleidung, wie Seeleute sie tragen, und nimm dir ein Zimmer vor dem Tempel. Nach zwei Tagen wird Hassim dich wieder zu mir bringen. Geh!«
    Als sich die verborgene Tür über mir schloss, wurde ich den Eindruck nicht los, dass die Augen der Statue mich durch den ständigen Rauch spöttisch musterten.
    Im vorderen Teil des Tempels der Träume gab es Zimmer, die vermietet wurden. Eine Tarnung, um dem Gebäude den Anstrich einer Hafenpension zu geben. Die Polizei hatte Yun Shatu mehrmals aufgesucht, aber nie belastendes Material gegen ihn gefunden.
    Und so mietete ich mich in einem dieser Räume ein und machte mich daran, die mir übergebenen Dokumente zu studieren.
    Die Bilder zeigten alle denselben Mann. Er war groß und kräftig, von ähnlichem Körperbau wie ich und mit einem vergleichbar geschnittenen Gesicht. Der wesentliche Unterschied war, dass er einen dichten Bart trug und seine Haare im Gegensatz zu meinen blond und nicht dunkel waren. Wie ich den beigefügten Papieren entnehmen konnte, handelte es sich um Major Fairlan Morley, einen Sonderkommissar für die britischen Provinzen Natal und Transvaal. Amt und Titel waren mir neu, und ich fragte mich, welche Querverbindung es zwischen einem für Afrika zuständigen Beamten und einer Opiumhöhle am Ufer der Themse geben mochte.
    Die Papiere enthielten umfangreiche Daten, die offenbar aus authentischen Quellen abgeschrieben waren und sich alle auf Major Morley bezogen. Dazu kamen zahlreiche private Unterlagen mit

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