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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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vermeiden gewesen.
    Ich wies ihn an, den Motor so lange nicht zu starten, bis ich das Affenfell abgestreift hatte. Dann rasten wir durch die Nacht und mich überkamen Zweifel und Unsicherheit. Weshalb in aller Welt sollte Gordon einem Fremden und noch dazu einem ehemaligen Komplizen des Meisters vertrauen? Würde er meine Geschichte nicht als Hirngespinst eines Rauschgiftsüchtigen abtun? Oder einfach als Lüge mit der Absicht, ihn in eine Falle zu locken oder zu täuschen? Andererseits, weshalb hatte er mich gehen lassen, wenn er mir nicht glaubte?
    Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu vertrauen. Jedenfalls würde nichts, was Gordon tat oder nicht tat, am Ende mein Schicksal beeinflussen. Ja, Zuleika hatte mir das Elixier gegeben, aber die Ration würde nur für wenige Tage reichen. Ich dachte die ganze Zeit an sie. Und noch größer als der Wunsch nach Rache an Kathulos war die Hoffnung, dass Gordon Zuleika aus den Klauen des Unholds würde befreien können. Wenn Gordon mich im Stich ließe, hatte ich immer noch meine Hände, dachte ich grimmig. Und wenn ich die knochige Gestalt des Totenschädelgesichtigen zu fassen bekam –
    Plötzlich musste ich an Yussef Ali und seine seltsamen Worte denken, deren Bedeutung mir erst jetzt bewusst wurde. »Der Meister hat sie mir in den Tagen des Imperiums versprochen!«
    Die Tage des Imperiums – was konnte das bedeuten?
    Endlich hielt das Fahrzeug vor dem Gebäude, in dem sich der Tempel der Träume verbarg. Es lag jetzt dunkel und still vor uns. Die Fahrt war mir endlos vorgekommen, und als ich ausstieg und auf die Uhr am Armaturenbrett des Wagens schaute, machte mein Herz einen Satz. Es war 04:34 Uhr, und wenn meine Augen mich nicht täuschten, konnte ich in dem Schatten auf der anderen Straßenseite Bewegung erkennen. Zu dieser späten Stunde konnte das nur zwei Dinge bedeuten – entweder wartete irgendein Bediensteter des Meisters auf meine Rückkehr, oder Gordon hatte Wort gehalten. Der Farbige fuhr weg und ich öffnete die Tür, durchquerte die verlassene Bar und betrat den Opiumraum. Die Träumer lagen überall auf den Pritschen und dem Boden, denn Orte wie dieser kennen weder Tag noch Nacht wie bei normalen Menschen. Alle lagen in trunkenem Schlummer.
    Die Lampen schimmerten durch den Rauch. Schweigen hing wie Nebel in der Luft.
    Kapitel 12: Die Uhr schlägt fünf
    Er sah gigantische Spuren des Todes
    Und vielfache Anzeichen des Unheils.
    G. K. Chesterton
    Zwei der jungen Chinesen hockten zwischen den flackernden Feuern und starrten mich mit unbewegter Miene an, als ich mir meinen Weg zwischen den Liegenden hindurch bahnte und zur hinteren Tür ging. Zum ersten Mal durchquerte ich den Korridor allein und ertappte mich erneut bei dem Gedanken, was wohl in den seltsamen Truhen verborgen sein mochte, die an den Wänden standen.
    Ich klopfte viermal an die Unterseite der Falltür, und im nächsten Augenblick stand ich im Götzenraum. Mir stockte verblüfft der Atem – das lag aber nicht etwa daran, dass mir Kathulos in all seiner Schrecklichkeit an einem Tisch gegenübersaß. Abgesehen von dem Tisch, dem Stuhl, auf dem der Totenschädelgesichtige saß, und dem Altar – jetzt frei von Weihrauch – war der Raum völlig kahl! Mein Blick fiel auf düstere, rohe Wände des ungenutzten Lagerschuppens, nicht aber auf die kostbaren Teppiche, an die ich mich gewöhnt hatte. Die Palmen, die Statuen, die Trennwand – alles war verschwunden.
    »Ah, Mr. Costigan, Sie wundern sich ohne Zweifel.«
    Die tot wirkende Stimme des Meisters riss mich aus meinen Gedanken. Seine Schlangenaugen glitzerten unheilvoll. Die langen, gelben Finger schienen auf dem Tisch ständig in Bewegung zu sein.
    »Ohne Zweifel hast du mich für einen vertrauensseligen Narren gehalten!«, herrschte er mich plötzlich an. »Hast du geglaubt, ich würde dich nicht beobachten lassen? Du Narr. Yussef Ali war in jedem Augenblick ganz in deiner Nähe!«
    Einen Moment lang stand ich sprachlos und aufgrund seiner Worte wie erstarrt da. Doch als mir bewusst wurde, was er da gesagt hatte, warf ich mich mit einem Aufschrei nach vorne. Im gleichen Augenblick, noch ehe meine zupackenden Finger sich um die Horrorgestalt auf der anderen Seite des Tisches schließen konnten, kamen von allen Seiten Männer herangestürzt. Ich wirbelte herum und wählte mit dem ungetrübten Blick des Hasses Yussef Ali aus all den von Wut verzerrten Gesichtern aus und knallte ihm mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft die rechte

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