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Tote essen kein Fast Food

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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Bunker. Ich hol sie da raus“, lautete meine Message. Ich gebe zu, der Wortlaut klang deutlich cooler, als mir beim Gedanken an den Bunker zumute war.
    Der Strandbus fuhr natürlich nicht mehr um diese Uhrzeit. Und Fahrrad hatte ich hier keins. Also zurück durch die Heide. Es war nicht wirklich gemütlich, nach Sonnenuntergang dort herumzulaufen, mitten zwischen den gespenstischen Büschen, die Gnomen-gleich auf der Erde hockten. Wenn doch wenigstens Jan bei mir gewesen wäre. Oder Jasper. In Martins leuchtend weißem Feinripphemd hätte er mir in der Dämmerung super den Weg weisen können. Sonnenbrand! So ein Quatsch. Aber Svea hatte die Nummer problemlos geschluckt. Ohne den Hauch eines Zweifels; schließlich war sie Fridas schräge Ideen und Aktionen gewohnt.
    Blöd war Frida wirklich nicht, das musste man ihr lassen. Die Kleine hatte ihre Mutter ganz lässig ausgetrickst. Der wahre Grund dafür, dass Jasper ein weißes Hemd tragen musste, lag auf der Hand: Frida brauchte ihn als Blindenhund da unten im Dunkeln. Oder besser gesagt, als Grubenhund. Aber ob das so schlau war? Wie wollte sie ihn eigentlich alleine wieder hochkriegen? Mir wurde schlecht bei dem Gedanken. Frida war vielleicht nicht blöd, aber auf jeden Fall so leichtsinnig, dass es an Blödheit grenzte. Und vor allem hatte sie nicht die geringste Ahnung, was da unten sonst noch los war. Von den unheimlichen Geräuschen und dem mutmaßlichen Schuss, den ich gehört hatte, hatte ich ihr schließlich nichts erzählt.
    Allem Anschein nach hatte sie sich ausstaffiert wie für eine Höhlenexpedition. Ihr roter Rucksack fehlte, wie ich beieiner genaueren Inspektion noch gemerkt hatte, und neben Martins Taschenlampe auch Sveas Taschenmesser, auf dessen Hülle ich neben dem Mülleimer in der Küche getreten war. Außer den Batterien hatte ich noch den Rest von einem stabilen Nylonseil entdeckt, in das ein doppelter Knoten geknüpft war, und einen Sack mit alten Wollknäueln aus Tante Hedis Beständen. Was Frida wohl damit wollte? Ein neues Hundehalsband häkeln? Oder geringelte Pampers für die Schlangenbabys?
    So schnell war ich wirklich noch nie durch die Heide gestapft. Mir war zwar mulmig zumute, aber dafür war mein Adrenalinpegel extrem hoch. Kurz vorm Überschwappen sozusagen.
    Dahinten lag schon die Jugendherberge. Und als ich endlich die Strandhalle erreichte, schoben sie dort gerade die Terrassenmöbel zusammen. Am Strand waren nur noch sehr vereinzelt Leute zu sehen. Möglichst unauffällig schlenderte ich hinter der letzten Strandkorbreihe vor den Dünen entlang, um diskret bei Standkorb Nummer 207 nach links zum Dünenkamm abzubiegen. Dort sprang ich mit einem Satz in die nächstgelegene Sandkuhle und duckte mich. Hatte jemand mich gesehen? Nö. Zumindest glaubte ich das. Der Strandhafer mit seinen spitzen blonden Stängeln kitzelte mich im Gesicht und an den Händen, aber niemand kam mir hinterher.
    Ich sollte mich täuschen. Und mehr als ein Mal.
    Ich atmete tief durch, als ich es plötzlich rascheln hörte. Wie aus dem Nichts blies mir ein warmer Hauch in den Nacken. Ich fuhr schneller herum, als sich die Härchen an meinen Unterarmen aufstellen konnten. Und dann erstarrte ichzu Eis. Hinter mir stand ein Gespenst, das mir mit glühenden Augen und schwarzen Lefzen ins Gesicht blickte. Das Gespenst bellte kurz. Dann begann es freudig mit den Winzohren zu wackeln und mich abzuschlecken. „Jasper ... Jasper! Oh, Gott sei Dank. Du bist hier? Wo hast du Frida gelassen?“ Zum Glück war Frida doch so schlau gewesen, Jasper nicht in den Schacht abzuseilen. Vielleicht hatte sie ihn ja nur für den Rückweg als Unterwäsche-Model verkleidet.
    Erleichtert rappelte ich mich hoch. Nach drei Minuten hatte ich mit Jaspers Hilfe die Stelle gefunden, wo ich durch die Decke des unterirdischen Stollens gebrochen war. Hätten wir damals Frida bloß gleich einen Blick hineinwerfen lassen, dann müsste ich jetzt nicht hier durch die Dämmerung schleichen. Wenigstens hatte ich nun Jasper bei mir, aber auch ich konnte ihn nicht mit nach unten nehmen.
    â€žWarte hier auf uns, Jasper“, schärfte ich ihm ein. „Nicht weglaufen. Frida und ich sind bald wieder da.“ Folgsam legte Jasper sich neben den dicken Findling, an dem Frida nach Jans Vorbild das Seil befestigt hatte. Gut. Wie erhofft, brauchte ich das marode Tau von Tante

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