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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Zigarette die Frühaufsteher, die vor ihren Wohnwagen die Kaffeekochgerätschaften aufbauten. Niemand schaute in seine Richtung, niemand interessierte sich für ein Zivilfahrzeug der Polizei. Der junge Mann mit der Mütze, der im Rezeptionshäuschen saß, wies dem Fahrer einer riesigen Gelände-Wohnwagen-Kombination mit Handzeichen den Weg, im Stacheldraht auf der Einzäunung hing ein vom Sturm abgerissener Lärchenzweig wie der Flügel eines prähistorischen Vogels.
    Antikainen holte das Bündel unter dem Sitz hervor und schob den Plastiktütengriff übers Handgelenk. Er zermalmte die Zigarettenkippe auf dem Asphalt und griff sich mit derart männlicher Gebärde in den Schritt, dass es mehr als drei Viertel seiner Kapazität an Selbstbewusstsein in Anspruch nahm.

2
    7. Juni Mit einem Pfefferminzbonbon vertrieb Antikainen den Zigarettengeschmack und überquerte die Saarijärventie. Durch die Unterführung eilte er zu dem wenig benutzten Fußgänger- und Radweg und blickte hinter sich, bevor er den Weg betrat, der zum Ufer des Alajärvisees führte. Der Fußweg von bislang zweihundert Metern hatte ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben, aber ein Teil der Schweißbildung ging wahrscheinlich auf das Konto des bevorstehenden Treffens. Trotz allen Eifers und obwohl er so rücksichtsvoll wie eine Herde Nashörner war, wusste Antikainen, dass er sein Polizistenamt samt regelmäßigem Einkommen nicht gefährden wollte, ebenso wenig wie das vor einigen Jahren abbezahlte Eigenheim, in dem man so schön auf der Couch liegen, Bier trinken und Eishockey gucken konnte.
    Und der Mann, den alle nur den Gefräßigen nannten, war als Geschäftspartner genauso zuverlässig, wie man es von einem mit Ach und Krach über die Runden kommenden Kleinkriminellen und Teilzeitspitzel der Polizei erwarten konnte.
    In der Ferne rauschte der Verkehr auf der Fernstraße 4. Das Gelände verbreiterte sich zu einer dicht bewachsenen Halbinsel. Rechts und links des Weges verrieten Lagerspuren, dass sich doch hin und wieder jemand hierher verirrte, auch wenn die Ecke noch nicht von Bauunternehmern aufgespürt worden war. Wie oft war Antikainen an ähnlichen Tatorten gewesen, um eine irrsinnige Bluttat mit fünfzig Messerstichen aufzuklären, die einem bloßen Wortgefecht entsprungen war.
    Er bog Zweige zur Seite und achtete darauf, sich die Hose nicht schmutzig zu machen. Seine geflochtenen Mokassins knatschten unschön im nassen Lehm der Wegsenken. Der Hagelschauer in der Wutphase des Wochenendgewitters schien das zarte Laubwerk der Bodenvegetation zerhäckselt zu haben, weshalb es nun in Form von Schleim von den Socken aufgesaugt wurde.
    Antikainen ging um zwei große Steine herum und merkte, dass er das Bündel in der Plastiktüte fester umklammert hielt, als nötig gewesen wäre. So leicht würde er es nicht hergeben. Die richtige Dosis an Präzision und Härte würde den Gefräßigen alle Zicken vergessen lassen, falls er solche im Schilde führte.
    Antikainen spitzte die Ohren. Plötzlich bildeten sich zwei Sorgenfurchen rechts und links der Nase. Die eine deshalb, weil der Gefräßige nirgendwo zu sehen war, die andere, weil sich ein Kajak dem Ufer näherte. Es war grün, am Bug konnte man eine Buchstaben-Ziffern-Kombination erkennen.
    Ein Paddelboot hatte ihm gerade noch gefehlt.
    Er sah auf die Uhr und verzog sich in den Schutz des Weidengebüschs, auch wenn er nun mitten im unangenehmen Matsch stehen musste. Die Gegend war günstig für die ersten Stechmücken des Sommers, und tatsächlich fingen sie auch schon an, ihn zu piesacken. Die vereinbarte Zeit war seit fünf Minuten um – nein, seit sieben –, und ein dürrer Kleingauner wie der Gefräßige konnte es sich eigentlich nicht leisten, zu spät zu kommen.
    Antikainen ging in die Hocke. Die Haltung war unbequem, Weidenzweige stachen ihn, wo das nach oben gerutschte Hemd den Rücken entblößte. Er spielte mit dem Gedanken, seine Dienstmarke zu Hand zu nehmen, beschloss aber, noch abzuwarten.
    Das Kajak fuhr mit hohlem Plastikkrachen aufs Ufer. Am Bug stand das Kennzeichen 5BC77.
    Antikainen wurde rot und fragte sich, was es für einen Sinn haben sollte, an einer Stelle an Land zu gehen, die nur aus Dickicht besteht und sich lediglich für Verabredungen heimlicher Liebespaare eignet – oder für Begegnungen, die aus anderen Gründen kein Tageslicht vertragen können. Er drückte die Plastiktüte an die Brust und versuchte den Gefräßigen zu erspähen.
    Der Paddler trug eng anliegende

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