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Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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wie Spiegel wären?
    Sonja schnupperte. Brötchenduft zog durch die Wohnküche. Sie spähte durch die schraffierte Scheibe ihrer neuen Multi-Funktions-Mikrowelle. Ein Wunderwerk der Technik. Sie konnte nicht nur innerhalb von Minuten alles Mögliche erhitzen, sondern auch backen, kochen und grillen und vermutlich noch vieles mehr. Die beiden Aufbackbrötchen drehten sich im Kreis und wölbten sich zunehmend. Die eingebaute Uhr lief mit einem »Pling« ab, als der Wasserkessel zu pfeifen begann. Sonja war von Nescafé auf Kaffeepulver umgestiegen, das durch eine Stempelkanne gepresst wurde. Ihre neu erwachten Geschmacksnerven begannen Ansprüche zu stellen. Anstelle von Kondensmilch gab es im Forsthaus Frischmilch. Statt Marmelade Wurst und Käse. Neue Sitten im Forsthaus, gegen die West nichts einzuwenden hatte. Wo war er nur?
    Sonja rief nach ihm. Er war meist vor dem »Pling« der Mikrowelle zur Stelle und strich um den gedeckten Tisch herum.
    In der Nähe des Fensters presste Sonja die Stirn gegen die Scheibe. Die drei Punkte vom Dorfrand waren über den Feldweg näher gekommen und dabei größer geworden. Aber nicht sehr groß. Es waren Kinder, die am Zaun zum Vorgarten standen. Sie bildeten einen kleinen Kreis und blickten auf ihre Hände, in denen sich ein dunkelgraues Fellbündel wand und kringelte.
    Als Sonja das Fenster öffnete, hörte sie ein klägliches Miauen.
    »Hallo!«, rief sie und lehnte sich hinaus.
    Die Köpfe der Kinder fuhren herum. Zwei Mädchen, ein Junge. Ihre Haare flogen.
    »Was habt ihr denn da?«
    Eines der beiden Mädchen schob das Gartentor auf. Als sie auf Sonja zukamen, überragten sie sich jeweils um einen Kopf, von links nach rechts. Der Junge war der Kleinste.
    »Ist das dein Kater?«, fragte das größte Mädchen.
    »Was hat er denn?«, fragte Sonja vorsichtig zurück und biss auf ihren Strohhalm.
    In diesem Augenblick befreite sich das Fellbündel aus den Kinderarmen, sprang auf den Boden, von dort mit einem Satz über die Stufen auf das Fenstersims und quetschte sich an Sonja vorbei in die Wohnküche. West machte sich über seinen Futternapf her, als habe er tagelang nichts gefressen, dabei hatte Sonja erst gestern Abend das Geschnetzelte mit ihm geteilt.
    »Er hat sich verlaufen«, behauptete der Junge.
    »So, so«, meinte Sonja und überlegte den Kindern zu erklären, wie fadenscheinig ihre Begründung war, weil West sich hier in der Gegend nie verlief, weil er hier seit Menschengedenken zu Hause war, als ihr die Charakterstärke und die Vorbildfunktion vom Kalenderspruch der BzgA einfiel. »Na dann, vielen Dank, dass ihr ihn nach Hause gebracht habt.«
    Sie schloss das Fenster, aber die Kinder rührten sich nicht vom Fleck. Sie öffnete es wieder. »Auf Wiedersehen!«
    Die Kinder nickten, blieben aber stehen.
    Sonja schloss das Fenster ein weiteres Mal und drehte ihnen den Rücken zu. Sie stellte das Radio an, deckte den Tisch zu Ende und ließ sich nieder, sie goss Kaffee ein und schnitt ein Brötchen auf, sie belegte es und biss hinein, alles ohne ein einziges Mal aus dem Fenster zu sehen. Aber sie spürte Blicke und kam sich vor wie in einem Schaufenster.
    Hatten diese Kinder kein Zuhause?
    Sie öffnete das Fenster und sah sie fragend an.
    »Wir haben eben gesehen, wie du draußen getanzt hast«, sagte das größere Mädchen und kicherte. Das andere Mädchen stimmte ein.
    »Was hast du denn da?«, fragte der Junge und zeigte auf Sonjas Mund.
    »Einen Strohhalm.«
    »Der ist aber klein.«
    Sonja nickte.
    »Warum denn?«
    »Den habe ich abgeschnitten.«
    »Warum denn?«
    »Ich gewöhne mir das Rauchen ab.«
    Die Kinder wechselten Blicke, die besagen konnten, dass ihre Eltern das auch schon versucht hatten.
    Die Größere tippte sich auf den Bauch. »Ich heiße Andrea.«
    Die Mittlere tippte den Jungen an. »Das ist Carlo und ich heiße Britt.«
    Sonja betrachtete ein Kind nach dem anderen und dachte sich eine neue Frage aus, die man zwischen Fenster und Angel stellen konnte. »Und ihr seid Freunde?«
    Eifriges Nicken.
    »Und wohnt alle in Wolfgarten?«
    Eifriges Nicken.
    Britt setzte sich aufrecht hin. »Meine Mama sagt, du wärst bei der Polizei.«
    Sonja nickte.
    »Aber«, meinte Carlo und legte den Kopf schief, »Du hast ja gar keine Uniform an.«
    Sonja legte den Finger auf den Mund und machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Extra nicht. Damit der Verbrecher nicht sofort sieht, dass ich Polizistin bin.«
    Drei Münder blieben offen stehen.
    »Du hast ja gar kein

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