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Tote im Salonwagen

Tote im Salonwagen

Titel: Tote im Salonwagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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nickte. »Nur denken Sie bitte nicht, daß der Fürst und ich das Geringste vor Ihnen verheimlichen. Beide schätzen wir Ihre Fähigkeiten ganz außerordentlich und werden Sie zur analytischen Arbeit heranziehen, sobald sich irgendein Anhaltspunkt ergibt. Werten Sie es als ein Zeichen meines Vertrauens, wenn ich Ihnen, streng k-k-… konfidentiell, mitteile, daß Fürst Posharski und ich heute abend um zehn an vereinbartem Ort zusammenkommen, um genau jene ›Linie‹ festzulegen, von der Sie sprechen. Das Treffen wird unter vier Augen stattfinden, doch Sie werden alsbald von den Ergebnissen unterrichtet. Die Konspiration erklärt sich dadurch, daß …« – der Staatsrat beugte sich leicht nach vorn – »… daß sich in unserem Apparat ein Verräter befindet und wir vorläufig nicht wissen, wer es ist. Heute könnte es sich herausstellen.«
    »Ein Verräter?« rief Subzow aus. »Bei uns in der Geheimen?«
    »Psst!« Der Staatsrat legte den Zeigefinger an die Lippen. »Wer es ist und aus welchem Dienstbereich, das werden der F-fürst und ich hoffentlich heute herausbekommen, indem wir die gesammelten Informationen abgleichen. Zu ebendiesem Zweck ist das Geheimtreffen im, Pardon, BadehausPetrossow angesetzt. Adelsseite, Separée Nummer drei, wenn Sie es genau wissen wollen.«
    Fröhlich lächelnd nippte Fandorin vom kalt gewordenen Tee.
    »Aber sagen Sie, wo steckt eigentlich unser Freund Mylnikow?«
     
    Fandorins Unterredung mit Jewstrati Mylnikow, den der Staatsrat auf einem seiner operativen Beobachtungsposten aufstöberte, einem staubigen Dachboden ganz in der Nähe von Lobastows Manufaktur, ähnelte teils den vorangegangenen, wich jedoch in manchem von ihnen ab, denn außer dem Fall Burljajew wurden die verunglückte Nachtaktion, die Illoyalität eines millionenschweren Textilfabrikanten und die Frage der Unterstützungszahlungen an die Familien der zu Tode gekommenen Agenten erörtert. Allerdings lief das Gespräch einmal mehr darauf hinaus, daß der Staatsrat seinem Gesprächspartner Ort und Zeit des Tête-à-tête mit dem Herrn Vizedirektor offenbarte, nur die Angabe der Kabinennummer unterschied sich, diesmal war es die Vier.
    Und nach der Visite auf dem Spitzelausguck tat Fandorin gar nichts mehr. Nahm sich eine Droschke und fuhr nach Hause. Pfiff sich unterwegs eins – Arie der Mimosa aus Sidney Jones’ »Geisha« –, was bei ihm extrem selten vorkam und ein Zeichen von außergewöhnlichem Optimismus war.
    In dem Seitenflügel an der Malaja Nikitskaja entspann sich zwischen dem Staatsrat und seinem Diener ein langes, gründliches Gespräch auf japanisch, wobei meistenteils Fandorin redete, während Masa lauschte und immer nur: »Hai! Hai!« sagte.
    Im Verlauf dieses Gesprächs zeichnete der Staatsrat auf ein Blatt Papier eine Skizze, die so aussah:

    Anschließend beantwortete er noch einige Fragen – und ging seelenruhig schlafen, obwohl es kaum drei Uhr nachmittags war und nichts von dem, was anstand, erledigt schien.
    Er schlief lange, bis sechs. Nach dem Aufstehen aß er mit Appetit zu Abend, trieb Gymnastik und zog sodann einen englischen Sportanzug an, der leicht und bequem, in der Bewegung nicht hinderlich war: kurzes, kariertes Jackett, enganliegende Seidenweste, schmale Hosen.
    Damit war Fandorins Abendgarderobe aber noch nicht perfekt. Hinter das rechte der elastischen Strumpfbänder kam ein kleines, in einer hauchdünnen Scheide aus Ölpapier verborgenes Stilett, ins Holster hinter seinem Rücken die Velodog (eine Miniaturpistole, eigens erfunden für Fahrradfahrer, die von streunenden Hunden belästigt werden) und in ein weiteres, unter der Achsel zu tragendes, seine wichtigste Waffe, der Herstal-Bayard: sieben Schuß, jüngste Novität der Lütticher Meister.
    Der Diener unternahm noch den Versuch, eine tückisch aussehende stählerne Kette mit zwei schweren Kügelchen an Fandorins Gürtel unterzubringen, doch gegen diese unkonventionelle Waffe erhob der Staatsrat entschieden Einspruch,da die Kugeln beim Laufen gegeneinander klickten und somit unnötig Aufmerksamkeit erregten.
    »Und selber bleibst du ganz zahm, hörst du?« mahnte Fandorin zum x-ten Mal seinen getreuen Diener, während er in der Diele den pelzgefütterten Paletot anzog. »Du merkst dir nur die Tür, kommst schnell zu Kabine sechs und klopfst wie vereinbart an, dann lasse ich dich ein. Wakatta?«
    »Wakattemas«, erwiderte Masa brav, »demo …« 4
    Er sprach nicht zu Ende, denn es klingelte an der Tür: einmal,

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