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Tote im Salonwagen

Tote im Salonwagen

Titel: Tote im Salonwagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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plötzlich sagen.
    Das Geplauder und Geplätscher ringsum verstummte mit einem Schlag. Vier kräftige Hände packten Masa von hinten bei den stattlichen Hüften, stießen ihn zum Beckenrand, und ehe der Kammerdiener es sich versah, hatte jener nette Junge die Kette aus dem Wasser gezogen, an deren unterem Ende noch so ein Eisenring wie oben baumelte, dieser schloß sich um Masas Handgelenk und machte klick.
    »Keine Aufregung, mein Herr!« sagte der Junge. »Bleiben Sie ruhig, dann passiert Ihnen nichts.«
    »He, erlauben Sie mal, was sind das für Scherze?« rief irgendwer entrüstet.
    Masa wandte sich um und sah, daß noch drei Männer, zufällige Gäste allem Anschein nach, auf dieselbe Art und Weise an den Handlauf gefesselt waren. Die übrigen sechs – bis auf den Buckelnasigen allesamt sehr junge Männer – verließen eilig das Bassin.
    Im selben Moment kamen noch zwei, vollständig bekleidet und mit einem ganzen Haufen Kleider auf den Armen, aus der Tür zur Garderobe gelaufen.
    Flink zogen die nackten Räuber sich an, ohne auf die empörten Rufe der Angeketteten achtzugeben.
    Masa zerrte an der Kette, sie hielt stand. Es handelte sich um gewöhnliche Handschellen, mit denen man Verbrecher in Gewahrsam nahm – wieso war er nicht früher darauf gekommen! Die Räuber waren rechtzeitig dagewesen, hatten die Ketten mit dem einen Ende ans Geländer geschlossen, das andere im Wasser versenkt und gewartet, bis ihre Stunde schlug. Eine unehrenhafte, hundsgemeine Falle, die Masa nundaran hinderte, seine Pflicht zu erfüllen. Gleich würden die Banditen in einer der Türen verschwinden, niemanden dort finden und daraufhin alle übrigen Kabinen durchsuchen – und es gab keine Möglichkeit, seinen Herrn zu warnen.
    Zu rufen hatte wenig Sinn. Erstens würde jeder Ton, den man von sich gab, durch die glatten Wände in eine Vielzahl sinnloser Echos zerlegt, im Klatschen des Wassers und dem hallenden Stimmengewirr untergehen. Gut, Masa konnte laut schreien, sehr laut sogar. Vielleicht würde der Herr ihn durch die geschlossene Tür sogar hören. Doch davon nähme er gewiß nicht Reißaus, käme im Gegenteil zu Hilfe geeilt. Und genau das durfte auf keinen Fall geschehen.
    Also?
    Erst warten, bis die Räuber in eine der Türen einbrachen – und dann brüllen, was die Lungen hergaben.
    Inzwischen waren die Banditen angezogen. Plötzlich hatte jeder einen Revolver in der Hand. Acht Männer mit Revolvern, das ist zuviel! dachte Masa. Wären es Messer statt Revolver gewesen – kein Problem. Zu zweit hätte man es mit ihnen aufnehmen können. So aber, einer gegen acht, und dann noch die Revolver … Es sah trübe aus.
    Der Ober-Yakuza spannte den Hahn seiner Waffe und sagte: »Posharski ist schnell. Feuern, ohne zu fackeln. Jemelja und Splint, ihr übernehmt die Tür.«
    Die zwei kräftigsten Räuber rannten die Marmorstufen hinauf, die übrigen hielten sich noch zurück.
    Masa begriff: Sie machten den beiden Platz, damit sie Anlauf nehmen konnten, die Tür einzurennen! Gleich würde man sehen, wohin sie liefen: nach links – zu den Kabinen eins bis drei – oder nach rechts.
    Sie bogen nach rechts ab. Also Nummer vier.
    Aber nein. Die als Rammsporne auserkorenen Banditen liefen an der vierten Kabine vorbei, ohne auch nur hinzusehen. An der fünften ebenso.
    Dem Diener Masa, bis zum Hals im heißen Wasser stehend, wurde vor Schreck eiskalt.
    »Danna-a-a-a! Kio-o-tsuke-e-e-e!!« 6
     
    Punkt zehn war Fandorin am Paradeeingang des Badehauses Petrossow eingetroffen.
    »Der Herr wird schon erwartet. Nummer sechs, wenn ich bitten darf«, tat der Bademeister mit artiger Verbeugung kund. »Für die anderen fünf ist noch niemand eingetroffen.«
    »Die k-kommen schon noch«, erwiderte der Staatsrat. »Bißchen später vielleicht.«
    Es ging durch einen breiten Korridor, dann ein paar Stufen hinauf in die Beletage, dort der nächste Korridor, um die Ecke. Rechterhand der Eingang zum Damenbereich, links die Reihe der Separées, dahinter die Treppe fürs Personal … Bevor er in Nummer sechs eintrat, besah sich Fandorin die Örtlichkeit noch einmal gründlich und war zufrieden. Die Bedingungen schienen für einen schnellen Rückzug äußerst günstig: Einer gab Deckung, der andere lief bis zur Ecke. Dann umgekehrt. Die Strecken waren kurz, das Risiko, eine Kugel zu fangen, minimal. Und sowieso würde es zu einem Schußwechsel wohl gar nicht kommen.
    »Ist der D-d-… Damenbereich um diese Zeit gut besucht?« fragte er, um

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