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Tote im Salonwagen

Tote im Salonwagen

Titel: Tote im Salonwagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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zweimal, dreimal.
    »Das ist Eure neue Konkubine«, seufzte der Kammerdiener. »Nur sie klingelt so Sturm.«
    »Kommst du oder gehst du?« fragte Esfir, da sie Fandorin im Mantel und mit Zylinder in den Händen sah. Sie umhalste ihn, drückte ihre Wange gegen seine Lippen. »Aha, du gehst, deine Nase ist warm. Und außerdem riechst du nach Moschus, komisch. Wann kommst du zurück? Ich werde auf dich warten. Ich hatte solche Sehnsucht nach dir.«
    »Esfir, ich hatte dich doch gebeten, vorher anzurufen«, sagte Fandorin voller Pein. »Ich m-muß jetzt wirklich weg, und wann ich zurück bin, weiß ich noch nicht. Masa geht auch bald.«
    »Ich hasse Telefon«, beschied ihm die schwarzäugige Schöne. »Es ist irgendwie so tot. Wo willst du eigentlich hin?«
    »Ich habe einen d-d-… dringenden Termin«, erwiderte Fandorin ausweichend, fügte jedoch, einer plötzlichen Anwandlung folgend, hinzu: »Ich treffe mich mit dem Fürsten Posharski im Badehaus Petrossow. Adelsseite, Kabine fünf.«
    Im nächsten Moment lief sein Gesicht rot an, die langen Wimpern zuckten schuldbewußt.
    »Was rede ich da … Nicht Kabine fünf, sondern s-s-… sechs …«
    »Gütiger Gott! Was geht mich das an, in welchem Loch ihr euch trefft. Eine feine Gesellschaft hast du dir ausgesucht! Dieser Schurke! Und auch noch im Badehaus, das ist ja großartig!« Esfir lachte höhnisch auf. »Männervergnügen, davon hab ich zur Genüge gehört. Bestimmt laßt ihr euch noch ein paar Mädchen kommen. Adieu, Hochgeboren, mich sehen Sie nicht wieder!«
    Bevor Fandorin auch nur den Mund aufbekam, schlug die Tür krachend zu. Absätze stöckelten die Außentreppe hinunter, dann knirschte der Schnee unter eilenden Füßen.
    »Das ist keine Frau, das ist der Ausbruch des Fujijama im Jahre fünf der Ära des Ewigen Schatzes«, äußerte Masa begeistert. »Und Sie meinen wirklich, Herr, daß ich keine Waffe mitnehmen soll? Nicht einmal ein klitzekleines Messerchen, das bequem unters Hüfttuch paßt?«
     
    Ein Messer wäre schon deshalb unpassend gewesen, weil keiner im Bassinraum ein Hüfttuch trug. Die Männer waren splitternackt und machten auf Masa einen äußerst unvorteilhaften Eindruck: haarig wie Affen, mit überlangen Armen und Beinen. Besonders einen, mit dichter roter Wolle auf Brust und Bauch, mochte er gar nicht ansehen.
    Um so stolzer blickte Masa ein um das andere Mal an seinem eigenen glatten, in den Hüften hübsch gerundeten Körper hinab. Wenn der weise angelsächsische Gelehrte Tialelidsu Daluin recht hatte, und der Mensch stammte tatsächlich vom Affen ab, dann waren die Japaner auf diesem Weg deutlich weiter vorangekommen als die Rotbärte.
    Im übrigen gefiel Masa dieses Badehaus ganz und gar nicht.Das Wasser war nicht heiß genug, auch die Steinwände funkelten viel zu kalt, und außerdem wollte das Warten einfach kein Ende nehmen.
    Außer dem Kammerdiener plantschten noch neun Männer im Bassin herum. Schwer zu sagen, wie viele von ihnen böse Gesellen waren. Nur bei dem einen (schwarze Haare, finsterer Blick, Nase wie bei einem Kappa 5 so groß, Körper braungebrannt und muskulös) konnte es keinen Zweifel geben : An Hüfte und Brust des Buckelnasigen prangten frischrote Narben, und vom linken Ohr fehlte ein Stück. Masas geübter Blick sah es sofort: Streifhiebe mit scharfer Klinge. Sichtlich ein Yakuza, wenn auch ganz ohne die schönen bunten Tätowierungen. Instinktiv ließ Masa den verdächtigen Mann nicht aus den Augen. Andere Badende sahen wiederum recht friedlich aus. Der grazile, weißhäutige Junge zum Beispiel, der unweit von ihm auf dem Beckenrand saß. Gedankenverloren spielte er mit einer mittels Ring an den bronzenen Handlauf geschlossenen Kette. Der Handlauf rings um das Becken war dazu da, daß man sich an ihm festhielt, wozu die Kette daran hing, fand Masa nicht heraus. Er zerbrach sich nicht weiter den Kopf darüber, es gab Wichtigeres zu bedenken.
    Von der hinter den Säulen gelegenen Galerie gingen sechs Türen ab, wie auf der Zeichnung. Ganz rechts war die, hinter der sein Herr sich befand. Dorthin würden die Räuber nicht gehen, sondern in eine der vier vorderen Kabinen einfallen. Er hatte sich zu merken, in welche, und geschwinde zu seinem Herrn zu laufen. Das war alles.
    Wie aber wollten die Räuber sich ohne Waffen betun? Rotbärte verstehen nicht mit bloßen Händen zu töten, sie brauchenden Stahl dafür. Wo nahm man in einer Sauna Pistole oder Messer her?
    »Los«, hörte er den Mann mit den Narben

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