Tote Kehren Nicht Zurück
im Hotel bleibst«, fuhr Andrew fort.
»Ich möchte nicht, dass du in Bamford umherwanderst. Es ist eine fremde Stadt, und du … du könntest dich verlaufen oder was weiß ich.«
»Du meinst, ich könnte jemanden in einem Pub treffen und ihm all die kleinen schmutzigen Details erzählen!« Sie war wieder darauf aus, ihn zu verletzen.
»Das meine ich nicht! Um Gottes willen, Kate! Du weißt sehr wohl, dass ich nur das Beste für dich will!« Er wollte hinzufügen
»Ich liebe dich«, doch er wusste, dass sie es mit Verachtung strafen würde. Stattdessen sagte er:
»Du bedeutest mir sehr, sehr viel.«
»Ich habe dich auch einmal geliebt«, antwortete sie fast unhörbar leise.
»Ich dachte einmal, du wärst der wunderbarste Mann auf der Welt!«
»Du hast einmal …?«, fragte Andrew. Doch sie antwortete nicht.
»Gute Nacht«, murmelte er.
»Wir sehen uns morgen Früh.« Mit diesen Worten wandte er sich ab und beeilte sich, das Zimmer zu verlassen. Die Rezeptionistin unten gähnte ungeniert, während er an ihr vorüber und nach draußen eilte. Es war kurz vor acht. Sie hatte um acht Uhr Feierabend, und der Nachtportier trat seinen Dienst an. Sie sah dem fetten Kauz hinterher und dachte, wie merkwürdig, dass er nicht bei seiner Tussi bleibt. Aber wahrscheinlich hat er eine Frau zu Hause und muss jetzt zu ihr. Das alles war wirklich nichts Neues im Crown. Was Andrew anging, er stieg in den Wagen und startete den Motor. Er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um seine Haushaltshilfe zu bemerken, Mrs Flack, die mit einem Biskuitblech auf dem Arm das Crown betrat. Mrs Flack ihrerseits war ebenfalls mit den Gedanken woanders, bei der Versammlung, der sie in wenigen Minuten beiwohnen würde, und so sah sie ihren Arbeitgeber nicht. Hätte einer der beiden den anderen erspäht, hätte es Erklärungen gegeben und sicherlich einen Unterschied gemacht. Andererseits vielleicht auch nicht.
»Die Pullover für Bosnien sind gut angekommen«, sagte Irene Flack.
»Was wir nun brauchen, ist ein Projekt für den Sommer.«
Die Damen des Strickzirkels scharrten mit den Füßen und klapperten mit leeren Tassen. Auf einem Tablett waren zwei leichte Biskuits übrig, doch niemand war mutig genug, das vorletzte davon zu nehmen. Die Versammlung fand in einem der
»Konferenzzimmer« statt, die das Crown an Organisationen mit Raumbedarf vermietete. Es war das kleinste der Konferenzzimmer, und es ging nach Osten hinaus. Die Luft war kühl, und es roch nach Staub. Das Zimmer wurde normalerweise als Abstellkammer benutzt, und entlang der Wände waren Reihen von Stühlen zu wackligen Säulen aufgestapelt. Doch es war billig, zentral gelegen, und das Crown servierte den im Mietpreis inbegriffenen Tee. Die Damen vom Strickzirkel wechselten einander darin ab, Kuchen mitzubringen. An diesem Abend war Mrs Flack an der Reihe gewesen; sie hatte leichte Biskuits und Sahneschnitten gemacht. Die Sahneschnitten waren zuerst weg gewesen.
»Wir könnten noch mehr Decken machen«, erbot sich jemand.
»Die Hilfsorganisationen fragen immer nach Decken, und damit kriegen wir sämtliche Wollreste weg.«
»Ich ertrage das nicht, schon wieder nur kleine Rechtecke zu stricken!«, protestierte Mrs Warburton.
»Außerdem haben wir bereits beim letzten Mal sämtliche Wollreste aufgebraucht.«
»Teewärmer sind heutzutage nicht sehr gefragt, wie es scheint«, sagte eine ältere Dame sorgenvoll.
»Zu schade, wirklich. Ich habe ein sehr hübsches Muster, es sieht aus wie eine Frau mit einem Reifrock. Wissen Sie, der Reifrock ist der eigentliche Wärmer, und man kann eine kleine Porzellanfrau oben befestigen.«
»Wenn man in Bangladesh wohnt und all seine Besitztümer bei einer Flut verloren hat«, entgegnete Mrs Warburton,
»dann sind Teewärmer wirklich das Letzte, was man gebrauchen kann.«
Mrs Flack, stets um Harmonie bemüht, unterbrach die beiden.
»Kleidung und Decken sind tatsächlich das, was die Hilfsorganisationen am liebsten zu nehmen scheinen«, sagte sie.
»Ich hätte da vielleicht eine Idee.«
Alle Blicke richteten sich auf sie. Mrs Warburton sah aus, als wollte sie sich auf Mrs Flack stürzen. Irene Flack errötete und sagte nur ein Wort.
»Babykleidung.« Alle schwiegen. Schließlich sagte Mrs Warburton langsam:
»Babykleidung. Wissen Sie, Irene, dass ist eine sehr gute Idee. Diese ganzen Flüchtlinge haben doch immer Dutzende von Babys.«
»Und Babys wachsen furchtbar schnell aus ihren Sachen!«, gab
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