Tote Kehren Nicht Zurück
nur der Barmann«, kam die Antwort, begleitet von einem spöttischen Glitzern in den Augen, als wollte er sich subtil an Andrew für dessen forsches Benehmen revanchieren.
»Der Rezeptionist kümmert sich sofort um Sie, Sir.« Er nickte Andrew forsch zu und bedachte Kate mit einem längeren, anerkennenden Blick, bevor er sich umwandte und zu seiner Pflicht zwischen Gläsern und Spirituosen zurückkehrte.
»Ignoranter junger Flegel …!«, murmelte Andrew. Endlich kam eine junge Frau durch die Tür hinter dem Empfangsschalter und sah sie fragend an. Andrew räusperte sich und begann von vorn.
»Haben Sie ein Zimmer frei?«
»Doppel oder Einzel?«, zwitscherte sie und blickte von ihm zu Kate und wieder zu ihm.
»Ein Einzelzimmer!«
»Oh, richtig.« Die junge Frau wirkte halbwegs überrascht. Sie drehte sich um und suchte das Schlüsselbrett ab.
»Wir haben leider nur noch ein Doppelzimmer frei.«
»Dann eben ein Doppelzimmer!«, brüllte Andrew sie fast an.
»Gütiger Gott, was ist nur los hier in diesem Laden? Warum haben Sie gefragt, wenn Sie wussten, dass nur noch ein einziges Zimmer frei ist?« Sie schob ihnen ein Formular hin.
»Bitte füllen Sie das hier aus«, schnappte sie.
»Lass mich das machen«, murmelte Andrew zu Kate gewandt.
»Ich fülle das Formular aus. Besser, wenn wir nicht deinen Namen und deine Anschrift eintragen.« Kate zuckte geringschätzig die Schultern. Erneut fühlte er sich gedemütigt. Es wurde schnell zu einer unangenehmen Angewohnheit. Inzwischen wollte er sie so schnell loswerden, wie es nur einigermaßen würdevoll ging. Mit übertriebener Geste zog er seine Brieftasche hervor und nahm eine Kreditkarte heraus.
»Buchen Sie das Zimmer auf diese Karte. Und alles andere ebenfalls, Mahlzeiten, Getränke und so weiter.« Die Empfangsdame schrieb die Kreditkartennummer gewissenhaft nieder. Dann wandte sie sich um und nahm einen großen, altmodischen Schlüssel vom Haken.
»Zimmer Nummer sechs, im ersten Stock, am Ende des Gangs.« Es gab keinen Pagen im Crown. Die Gäste schleppten ihr Gepäck und suchten ihr Zimmer selbst. Oder vielleicht rächte sich auch die Rezeptionistin heimlich an ihnen. Gemeinsam mit Kate stieg er die dunkle Treppe hinauf und wanderte durch den schmalen Gang. Die Tür von Nummer sechs ergab sich ihren Bemühungen mit dem Schlüssel, nachdem sie ein paar Sekunden mit dem antiquierten Schloss gekämpft hatten.
»Heruntergekommen«, war Kates Kommentar, als sie eintrat, einen Blick in die Runde warf und ihren Rucksack auf das Bett schmiss.
»So schlecht ist es auch wieder nicht«, sagte Andrew vorsichtig. Es hätte viel schlimmer sein können. Das Zimmer war groß und mit einem breiten Doppelbett ausgestattet. Wahrscheinlich gibt es überhaupt keine Einzelzimmer, dachte Andrew verstimmt. Das Mädchen am Empfang hatte aus reiner Neugier gefragt, das war alles. Es gab einen großen, altmodischen Kleiderschrank, ein Monstrum von einem Fernseher und eine mit einem Vorhang abgetrennte Nische mit einem Waschbecken dahinter. Auf dem kleinen Tisch standen Portionspackungen mit Tee und Kaffee, Döschen mit H-Milch und ein elektrischer Wasserkocher. An den Wänden hingen zwei Drucke mit viktorianischen Zeichnungen, jede zeigte eine Szene einer Fuchsjagd. Die erste war überschrieben mit
»Ausritt« und zeigte einen Mann in einem roten Dandy-Mantel auf einem muskulösen Pferd, die andere nannte sich
»Heimweg zu Fuß« und zeigte das gleiche Paar, das Pferd schmutzig und mit hängendem Kopf, der Dandy zu Fuß und zerzaust. Die Botschaft darin kam Andrew vor wie gegen ihn persönlich gerichteter Spott.
»Das Badezimmer ist wahrscheinlich irgendwo auf dem Gang«, sagte er hastig. Die Tür war ihm im Vorbeigehen aufgefallen.
»Hier hast du es einigermaßen gemütlich, und hier kannst du zu Abend essen.« Er warf einen Blick auf seine Uhr.
»Ich schätze, die Küche ist bis neun geöffnet. Morgen treffen wir uns unten in der Lounge, um halb zehn, in Ordnung? Dann können wir uns lange und ausgiebig unterhalten.«
»Sicher.« Sie setzte sich auf die Bettkante und hüpfte probehalber auf und ab. Andrew nahm erneut seine Brieftasche hervor.
»Was auch immer du hier im Hotel brauchst, geht auf meine Karte, aber hier ist noch ein wenig Bargeld, nur für den Fall.« Er nahm dreißig Pfund aus der Brieftasche; mehr hatte er nicht bei sich. Sie steckte das Geld ohne ein Wort des Dankes ein.
»Du solltest es nicht benötigen. Ich möchte, dass du
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