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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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eine andere Dame eifrig zu bedenken.

    »Ich habe jede Menge Strickmuster!«

    »Anderseits ist Babywolle recht teuer.« Man konnte sich darauf verlassen, dass Mrs Warburton einen Haken fand, wenn es einen gab – selbst dann, wenn sie im Grunde genommen einverstanden war.

    »Man kann sie relativ preiswert im Supermarkt kaufen, in großen Beuteln«, entgegnete Mrs Flack.

    »Wir könnten die beliebtesten Sachen stricken; Esslätzchen und kleine Häubchen.«

    »In diesen heißen Ländern tragen die Babys Wollmützen?«, fragte die ältere Dame skeptisch.

    »Ich hätte gedacht, dass es nicht gut ist für die kleinen Köpfchen.« Mrs Warburton erwiderte, dass sie Bilder von Babys in Afrika gesehen hätte, die alle Mützen trügen. Vielleicht wurde es des Nachts kühl.

    »Während des Tages halten die Mützen die Sonne ab«, schlug eine weitere Dame vor.

    »Es ist sehr wichtig, dass Babys nicht zu viel Sonne abbekommen.« Irgendwie kam man zu dem Ergebnis, dass der Strickzirkel entweder zügig ans Werk musste oder die Babys der Dritten Welt würden an zu kalten Köpfchen oder zu viel Sonne leiden – beides ließ sich dadurch verhindern, dass man Lätzchen und Wollmützchen strickte. Schals wurden ebenfalls zur Sprache gebracht, doch sie waren zu arbeitsintensiv und verbrauchten zu viel Wolle, daher wurde der Vorschlag letztendlich abgelehnt. Damit war die Versammlung zu Ende. Alle erhoben sich und machten Anstalten aufzubrechen. Jemand stapelte ordentlich die Tassen, damit der Kellner nicht so viel Mühe beim Abräumen hatte. Mrs Flack sah zu ihrem Tablett und bemerkte, dass die beiden letzten Biskuits nun doch verschwunden waren. Sie blickte Mrs Warburton an, doch Mrs Warburton erwiderte ihren Blick mit einer einzigartigen Unschuldsmiene – ungeachtet der Kuchenkrümel in den Rüschen ihrer elfenbeinfarbenen Kreppbluse. Mrs Flack erbot sich, jeden mitzunehmen, der ohne eigene Fahrgelegenheit hergekommen war, doch Mrs Warburton hatte die ältere Dame bereits eingeladen, und alle anderen wurden abgeholt oder waren selbst mit dem Wagen da. Die Damen trennten sich. Es war Viertel nach neun abends.
    Irene Flacks kleiner Wagen war alt und hatte in letzter Zeit ein ominöses Klappern entwickelt. Sie hoffte sehr, dass er nicht völlig auseinander fiel. Sie war auf den Wagen angewiesen. Sie war Witwe und lebte in einem der kleinen Reihencottages am Stadtrand, hinter Tudor Lodge und unmittelbar vor der Tankstelle. Es war sehr angenehm, so nah bei dem Haus zu wohnen, in dem sie täglich als Haushaltshilfe für die Penhallows arbeitete.

    »Haushaltshilfe« klang besser als

    »Reinemachefrau«, was ein Bild von Bürsten und Schrubbern und Schmierseife heraufbeschwor. Irene konnte zu Fuß zur Arbeit gehen – doch der Weg in die Stadt war recht weit und bei schlechtem Wetter alles andere als angenehm, und deswegen brauchte sie ihren alten Wagen. Es gab keine Busverbindung.
    Der Motor tuckerte wie üblich vor sich hin, als sie vom Marktplatz fuhr und auf die Hauptstraße einbog, die aus der Stadt führte. Die Straßenbeleuchtung verströmte nur spärliches Licht. Zum Glück gab es um diese nächtliche Zeit in Bamford nicht mehr allzu viel Verkehr. Sie fuhr nicht gern bei starkem Verkehr. Auch Fußgänger waren nicht viele unterwegs – heutzutage gingen die Leute nicht mehr nach Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen, nicht einmal in einer ländlichen Gemeinde wie Bamford. Nun ja, höchstens junge Leute, dachte Mrs Flack. Nicht jedoch die ältere Generation, nicht ihre Altersgenossen. Keine der Damen des Strickzirkels hätte nach Einbruch der Dunkelheit freiwillig einen Schritt auf die Straße gemacht. Der Gedanke stimmte Mrs Flack traurig, denn sie war in Bamford geboren und aufgewachsen und hatte nie woanders gelebt. Aber so war das eben, die Zeiten änderten sich.
    Der Motor lief inzwischen hübsch rund und erfüllte sie mit Hoffnung, dass das Klappern vielleicht doch nichts Ernstes bedeutete. Sie war schon fast bei Tudor Lodge angekommen. Sie blickte durch die Windschutzscheibe und runzelte die Stirn. Da hatte sie doch gerade erst gedacht, dass niemand mehr um diese Zeit zu Fuß unterwegs wäre, und dann marschierte da doch tatsächlich jemand durch die Dunkelheit am Straßenrand entlang, in die gleiche Richtung wie sie. Eine junge Frau, wie sie jetzt sehen konnte, und ganz allein um diese Uhrzeit, wie Mrs Flack mit gelinder Empörung angesichts derartigen Leichtsinns feststellte. Wäre sie nicht schon fast zu Hause

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