Tote Kehren Nicht Zurück
vergessen?«
»Prescott«, sagte er schwitzend.
»Nun, Sergeant Prescott, ich bin in Bamford, weil ich etwas zu erledigen habe, das niemanden etwas angeht außer mir selbst.« Falsch!, dachte er.
»Wenn ich recht informiert bin, sind Sie gestern Abend zusammen mit Mr Andrew Penhallow hier angekommen.« Sie antwortete nicht. Stattdessen blickte sie ihm geradewegs in die Augen, als hätte er einen gewaltigen gesellschaftlichen Fauxpas begangen. Dies, dachte Prescott streng, ist auf jeden Fall eine Zeugin, und womöglich sogar eine Tatverdächtige in einem Mordfall. Er versuchte sich zu wappnen, doch wie sehr er sich auch anstrengte, sein Herz weigerte sich zu gehorchen. Sie konnte unmöglich mit dem Mord zu tun haben, oder doch? Nicht dieses wundervolle Wesen!
»Wie lange kennen Sie Mr Penhallow bereits?« Er stellte die Frage nicht nur für das Protokoll, sondern auch für sich. Sie antwortete nicht sogleich. Er merkte, wie sich ihre Haltung änderte, wie sie misstrauischer wurde. Sie hob eine Hand und strich sich eine Strähne ihrer langen goldenen Haare aus dem Gesicht, während sie ihn unablässig aus grauen Augen musterte. Er erkannte ihre Taktik; sie versuchte sich Zeit zu verschaffen, und das ermutigte und entmutigte ihn zugleich. Sie suchte nach Ausflüchten, was darauf hindeutete, dass sie etwas zu verbergen hatte. Auf der anderen Seite – was hatte sie zu verbergen? Doch wohl keine Schuld? Prescott betete fast, dass es keine Schuld war.
»Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas zu sagen habe, bevor Sie mir den Grund für Ihre Fragen nennen«, sagte sie schließlich. Nun war Prescott an der Reihe zu schweigen. Sie zappelte, und plötzlich fiel ihre Selbstkontrolle von ihr ab. Sie beugte sich vor, und ihre grauen Augen blitzten leidenschaftlich.
»Hat er Sie geschickt? Hat er die Polizei angerufen und Sie auf mich angesetzt? Ich habe nichts Illegales getan! Ich bin eine freie Bürgerin und kann gehen, wohin ich verdammt nochmal will!«
»Aber Sie befinden sich in einem Hotelzimmer, das Mr Penhallow angemietet hat«, beharrte Prescott.
»Und das, fürchte ich, ist von großem Interesse für uns.« Er steckte seinen Notizblock ein und erhob sich.
»Es tut mir Leid, dass Sie nicht kooperieren möchten, Miss Drago. Ich fürchte, ich muss Sie bitten, mit mir zu kommen.«
»Und ich weigere mich!« Sie lehnte sich wieder zurück.
»Ich muss nicht mit Ihnen gehen. Die Polizei zur Wache zu begleiten ist eine rein freiwillige Angelegenheit. Es reicht aus, wenn Sie wissen, wo Sie mich finden können. Sie können mich hier finden. Es sei denn natürlich, Sie verhaften mich, das ist etwas anderes. Verhaften Sie mich?«
»Bitte«, flehte Prescott.
»Machen Sie die Dinge nicht noch schwerer, als sie ohnehin schon sind, und verschwenden Sie nicht meine Zeit. Es geht um eine Ermittlung, und Sie könnten in ziemlich großen Schwierigkeiten stecken, Miss Drago.« Sie war gescheit und brauchte nicht mehr als einen Hinweis. Sie lief rot an, dann erbleichte sie.
»Was ist passiert?«, flüsterte sie.
»Was ist mit ihm?«
»Warten Sie bitte, bis wir auf der …« Sie sprang aus dem Sessel und warf sich auf ihn. Sie hämmerte mit beiden Fäusten gegen seine Brust.
»Verdammter dummer großer Ochse von einem Bullen! Was ist mit ihm? Was ist passiert?« Prescott packte ihre Handgelenke und hielt sie von sich. Sie kämpfte gegen ihn an, dann entspannte sie sich, obwohl sie immer noch schwer atmete.
»Wenn ich mit Ihnen komme«, ächzte sie rau durch ein Gewirr blonder Strähnen,
»werden Sie mir dann genau erzählen, was passiert ist?«
»Das werden Superintendent Markby und Inspector Pearce machen, Ma’am«, erwiderte Prescott unglücklich. Er sah auf ihre Handgelenke und bemerkte voller Bestürzung die roten Abdrücke seiner Finger darauf.
»Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht wehgetan?«, murmelte er.
»Oh, um Gottes willen!«, rief sie. Sie wandte sich um, packte ihren Umhängebeutel und warf ihn sich über die Schulter.
»Also schön, gehen wir! Führen Sie mich zu Ihrem einheimischen Verlies! Warum stehen wir noch länger hier herum?«
Weil die Bamforder Wache näher lag als das Bezirkskommissariat, hatte man Kate Drago zur ersten Befragung dorthin gebracht. Inspector Pearce führte die Vernehmung durch, doch Markby saß als Beobachter mit im Zimmer.
Prescott, der das Mädchen zur Wache gebracht hatte, hielt sich unglücklich im Hintergrund. Er zeigte eine Neigung, sich schützend vor
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