Tote Kehren Nicht Zurück
des Gesetzes nicht nur nach Kräften unterstützen, sondern ihnen gegenüber geradezu dankbar sein sollte. Was war in ihren Augen nicht in Ordnung mit der Polizei, um Himmels willen? Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, schien zu besagen, dass er ansteckend war.
»Zu schade, dass er nicht hier ist. Dann müssen Sie eben reichen«, sagte er bedeutsam und stellte mit Genugtuung fest, wie sie errötete und innerlich aufbegehrte. Was auch immer ihre Absicht gewesen sein mochte, sie hatte gewiss nicht nahe legen wollen, in irgendeiner Weise als Ersatz für den abwesenden Manager herzuhalten. Prescott hatte sich aufgerichtet und eine offizielle Haltung angenommen, die den Polizisten von Toytown alle Ehre gemacht hätte.
»Gestern Abend sind ein Mann in mittlerem Alter und eine junge Frau hier angekommen und haben ein Zimmer gebucht«, begann er mit volltönender Stimme.
»Hatten Sie um diese Zeit Dienst?« Er erkannte die Antwort im plötzlichen verstehenden Aufleuchten ihrer stark geschminkten Augen. Sie beugte sich vor und erklärte:
»Schmutziger alter Mistkerl!«
»Ich bitte um Verzeihung?« Eine Sekunde lang glaubte Prescott, sie meinte ihn, und seine majestätische Haltung kam ihm abhanden.
»Der alte Sack. Ich wusste, dass er nichts Gutes im Schilde führte, selbst wenn er nicht im Hotel geblieben ist. Es war ungefähr Viertel vor acht, kurz bevor ich Feierabend hatte. Er hat ein Zimmer für sie gebucht und sie nach oben gebracht. Er ist nicht lange geblieben – nicht lange genug, wenn Sie verstehen, was ich meine?« Sie bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick. Prescott spürte, wie er zu seiner eigenen Schande selbst errötete. Er flüchtete sich in neuerliche Schroffheit.
»Welchen Namen hat er genannt? Können Sie den Mann beschreiben? Oder die Frau?«
»Selbstverständlich kann ich! Ein dicker Kerl namens Penhallow … hier.« Sie fischte eine Karteikarte hervor.
»Hier ist seine Registrierung. Er hat gesagt, dass alles auf seine Kreditkarte geht. Das hat er bestimmt nicht ohne Grund getan, meinen Sie nicht? Er muss Geld haben, schätze ich, weil er nach überhaupt nichts ausgesehen hat, und jung war er auch nicht. Sie ist jung.« Die Rezeptionistin klang missbilligend. Es war nicht die vermutliche Unmoral, an der sie sich rieb, sondern der offensichtliche Altersunterschied des heimlichen Pärchens. Prescott war die Verwendung der Gegenwartsform nicht entgangen.
»Sie ist immer noch hier?« Er war nicht im Stande, den plötzlichen erwachenden Eifer oder die Überraschung aus seiner Stimme zu halten. Er hatte fest geglaubt, dass die geheimnisvolle junge Frau inzwischen das Weite gesucht hätte.
»Soweit ich weiß, ja. Wollen Sie ihren Namen, oder kennen Sie ihn bereits?«
»Wie heißt sie?«, schnappte Prescott.
»Schon gut, schon gut, regen Sie sich nicht auf. Es ist ein merkwürdiger Name. Drago. Hab ich noch nie vorher gehört, so einen Namen. Sie vielleicht? Er hat zwar die Anmeldung ausgefüllt, Penhallow, verstehen Sie? Hier …« Sie tippte auf die Karteikarte.
»Aber die junge Frau hat mit dem Nachtportier gesprochen, als sie gestern Abend ausgegangen ist. Sie hat ihm ihren Namen genannt, und sie wollte wissen, wie sie wieder ins Hotel kommt, wenn es spät wird.«
»Um wie viel Uhr war das?«, wollte Prescott wissen.
»Um wie viel Uhr ist sie ausgegangen?«
»Da müssen Sie Andy fragen, den Nachtportier. Er ist im Augenblick nicht da. Ich hab um acht Uhr Feierabend, also wird es später gewesen sein.« Prescott warf einen Blick zur Treppe, die im Halbdunkel lag.
»Welche Zimmernummer? Ist sie im Augenblick oben, wissen Sie das?«
»Vielleicht ist sie zum Mittagessen runtergekommen. Sie sollten zuerst einen Blick in den Speisesaal werfen. Sie können sie nicht übersehen, sie hat eine richtige Mähne rotblonder Haare. Ich weiß nicht, ob es ihre natürliche Haarfarbe ist, möglich wäre es. Die Farbe, meine ich.« Die Rezeptionistin verstummte, während sie darüber nachdachte, ob die Haare der jungen Frau möglicherweise gefärbt waren. Prescott sah ihr an, dass diese Überlegung für sie von größerem Interesse war als alles, was die Polizei ins Hotel geführt haben konnte. Er räusperte sich eindringlich, und zögernd kehrte sie aus ihren Gedanken in die Gegenwart zurück.
»Wenn sie nicht im Speisesaal sitzt, ist sie wahrscheinlich noch oben auf dem Zimmer. Nummer sechs. Möchten Sie, dass ich anrufe?«
»Nein«, sagte Prescott, als die Rezeptionistin die
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