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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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davongerannt ist. Natürlich hatte sie nicht den Hauch einer Chance, den Dieb einzuholen.«

    »Du meine Güte!«, sagte Meredith mitfühlend.

    »Die arme Janet. Es war sehr unklug von ihr, die Geldbörse unbeaufsichtigt auf dem Wagen liegen zu lassen.«

    »Man sollte doch nicht glauben, dass jemand sie stiehlt, wenn man nur ein paar Schritte entfernt steht, oder?«, widersprach Mrs Crouch.

    »Sie hatte dem Wagen nur ein paar Sekunden lang den Rücken zugewandt, und als sie sich wieder umgedreht hat, da war sie – einfach weg!«

    »Wie kann sie da gewesen sein, wenn sie weg war?«, fragte Barney nörgelnd.

    »Ich wünschte wirklich, du würdest die englische Sprache nicht so missbrauchen, wie du das tust.« Die Crouchs waren noch nicht allzu lange verheiratet. Mrs Crouch, ehedem Mrs Pride, war eine einheimische Witwe. Barney war ein

    »Zugereister«, ein Londoner von Geburt und in seinen besseren Tagen Drehbuchschreiber gewesen. Er hatte sich in ein einsames Haus in der Nähe von Bamford zurückgezogen in der Absicht, wie er nicht zögerte, jedem zu erzählen, seine letzten Tage in Frieden mit Trinken zu verbringen.

    »Und dann habe ich eine Frau kennen gelernt, und bevor ich mich’s versah, war ich verheiratet und domestiziert!«

    »Und in einem behaglichen Nest«, pflegte seine Ehefrau hinzuzufügen.

    »Du wärst inzwischen lahm vor Rheuma in diesem feuchten alten Kasten, ganz zu schweigen davon, dass deine Leber wahrscheinlich längst in Fetzen wäre vor lauter Whisky!« Die Crouchs zankten den lieben langen Tag, und Meredith hatte bald erkannt, dass ihnen die verbalen Gefechte eine Menge Vergnügen bereiteten.

    »Es ist das Geld, schätze ich«, sagte Mrs Crouch in diesem Augenblick.

    »Sie suchen nach jedem bisschen Geld, das irgendwo herumliegt. Sie können nicht einfach Sachen stehlen. Würde eines dieser Kinder mit einem neuen Radio oder einem wertvollen Schmuckstück auftauchen, dann würden Fragen gestellt werden.«

    »Kinder wie dieser Junge wissen genau, wo sie über einen Zaun springen können«, murmelte Barney.

    »Vielleicht in London, wo du herkommst!«, entgegnete seine Gemahlin.

    »Aber bestimmt nicht hier in Bamford! Die einzigen Zäune in Bamford bestehen aus Pfählen und Maschendraht und umschließen Gärten.«

    »Man sollte wirklich meinen«, wandte sich Barney an Meredith,

    »dass diese Stadt die personifizierte Unschuld ist, nicht wahr?« Das war definitiv keine passende Anmerkung im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse. Mrs Crouch blickte grimmig drein und verkündete, dass zu ihrer Zeit die Menschen noch nicht in ihren eigenen Häusern erschlagen worden wären, jedenfalls nicht in Bamford. Barney hielt sich im Zaum und verzichtete darauf anzumerken, dass Andrew Penhallow nicht in, sondern vor seinem Haus erschlagen worden war, beziehungsweise hinter dem Haus, im Garten. Meredith stimmte den beiden zu, dass es ein schockierender Vorgang war, und kehrte zum Thema des jugendlichen Diebes zurück.

    »Glauben Sie, Mrs Etheridge könnte den Dieb beschreiben? Es würde mich interessieren, ob es der gleiche Junge war.«

    »Wieso?«, kreischte Mrs Crouch.

    »Glauben Sie, es handelt sich um eine Bande?«

    »Gehen Sie zu ihr und fragen Sie sie«, schlug Barney Crouch vor.

    »Janet freut sich bestimmt über Ihren Besuch.« Er stieß ein unterdrücktes Kichern aus.

    »Mehr noch, sie wird ganz entzückt sein!«

    »Ich glaube, dass die Welt vor die Hunde geht«, sagte Mrs Etheridge gefasst.
    Darauf, überlegte Meredith, gab es keine Antwort. Ein Besuch bei Janet Etheridge bedeutete keine bequemen Sessel, keinen Tee und keine selbst gemachten Biskuits. Meredith saß kerzengerade auf einem unbequemen Holzstuhl. Janet Etheridge hatte ihr – unter einigem Zögern – eine Tasse wässrigen Instantkaffees angeboten und einen Vanillebiskuit aus der Fertigpackung. Nichtsdestotrotz war sie begierig, über ihre erst kurze Zeit zurückliegende bestürzende Erfahrung zu sprechen, genau wie Barney vermutet hatte. Und dies tat sie nun groß und breit und schmückte die Ereignisse mit ihrem eigenen Garn aus.

    »Überall kann man die Zeichen sehen«, fuhr Mrs Etheridge fort.

    »Selbst hier in Bamford. Niedergang und Korruption allenthalben. Sehen Sie sich nur an, was in Tudor Lodge geschehen ist! Der arme Mr Penhallow. Aber Sünden fallen immer auf den Urheber zurück, ist es nicht so, Miss Mitchell?« Diese letzte Bemerkung schien derart non sequitur, dass Meredith sich veranlasst sah, von

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