Tote Kehren Nicht Zurück
gegenüber Prescott und fragte freundlich:
»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?«
»Nur zu …«, murmelte der junge Sergeant, ohne den Blick zu heben. Als Markby sich setzte, musterte er sein Gegenüber doch noch und erkannte viel zu spät, wer ihn angesprochen hatte. Er stieß den Stuhl geräuschvoll nach hinten und wollte aufspringen.
»Verzeihung, Sir! Ich … ich wusste nicht …«
Der Superintendent winkte ab.
»Ich möchte Sie weder stören noch aufhalten, Sergeant. Ich schätze, Sie haben Feierabend, oder?«
»Ich habe seit einer Stunde Feierabend, jawohl, Sir«, gestand Prescott. Markby lächelte.
»Und Sie haben es nicht eilig, nach Hause zu kommen? Das Personal der Kantine wird sich sehr geschmeichelt fühlen.« Prescott lächelte verlegen und nervös.
»Oder warten Sie vielleicht darauf …«, fuhr Markby verständnisvoll fort,
»… warten Sie darauf zu erfahren, wie die Befragung von Miss Drago ausgegangen ist?« Der unglückselige Prescott musste die Frage nicht erst beantworten. Er lief puterrot an und stieß versehentlich den Donut vom Tisch. Markby wartete, während der junge Sergeant das Gebäck vom Boden aufsammelte und es zusammen mit dem Teller zur Seite schob.
»Wir haben die junge Dame auf freien Fuß gesetzt«, berichtete Markby.
»Wenn Sie also hier geblieben sind in der Hoffnung, sie noch einmal zu sehen, dann haben Sie vergebens gewartet. Sie ist bereits weg. Sie wurde von uns zum Crown zurückgefahren, nachdem sie sich einverstanden erklärt hat, wenigstens so lange dort zu bleiben, bis ihr Anwalt aus London eingetroffen ist, was gleich morgen Früh der Fall sein wird. Sie hat mit ihm telefoniert, und sie wird mit ihm zusammen auf die Wache kommen, um unsere weiteren Fragen zu beantworten.« Prescott sah den Superintendent dankbar an.
»Wie ist das Verhör gelaufen? Die Befragung, meine ich?«
»Oh, sie war relativ offen und hilfreich. Sie räumt ein, dass sie gestern am späteren Abend noch einmal nach Tudor Lodge zurückgekehrt ist, doch sie behauptet, eine unheimliche Gestalt im Garten hätte ihr einen Schreck eingejagt und sie wäre geflüchtet.« Prescotts Miene hellte sich auf.
»Jemand anderes war dort!«
»Das sagt sie jedenfalls. Selbst wenn es stimmt, bedeutet das noch lange nicht, dass sie es nicht getan hat«, zerschmetterte Markby sämtliche Hoffnungen des jungen Beamten.
»Selbst wenn Sie überzeugt sind, dass sie es nicht gewesen ist, versuchen Sie, bei klarem Verstand zu bleiben. Ich habe in meiner Zeit eine ganze Menge charmanter Mörderinnen kennen gelernt.« Der junge Mann tat ihm Leid, doch es war die Wahrheit. Schurken, die ausgesehen hatten wie Engel … ihm fielen eine ganze Reihe ein.
»Im Augenblick deutet alles auf sie als die Täterin«, fuhr er gnadenlos fort.
»Sie werden ihre Geschichte überprüfen. Fangen Sie mit ihrer Reise nach Bamford an. Wir wissen, dass sie gegen sechs Uhr fünfzig abends direkt am Tor von Tudor Lodge abgesetzt wurde. Wir haben eine Zeugin, und rein zufällig hat diese Zeugin das eigenartige Verhalten der jungen Dame bemerkt, lange bevor wir Anlass hatten zu glauben, dass irgendetwas in Tudor Lodge nicht mit rechten Dingen zugeht.« Prescott murmelte mit der Verwegenheit eines Mannes, der seine Karriere aufs Spiel setzt:
»Soll ich diese Zeugin ebenfalls überprüfen, Sir?«
»Sie wissen genauso gut wie ich, Sergeant, dass diese Zeugin Miss Mitchell ist. Sie ist eine aufmerksame Beobachterin und als Zeugin absolut zuverlässig. Sie wird ihre Aussage jederzeit wiederholen. Sie hat einen Lastwagen gesehen, der an der Abfahrt nach Bamford gehalten hat, was die Behauptung von Miss Drago unterstützt, dass sie per Anhalter in einem Laster mitgefahren ist. Ich schlage deshalb vor, dass sie am Anfang beginnen, was so viel heißt wie: Finden Sie diesen Fahrer. Lassen Sie sich von Kate Drago die Stelle schildern, wo sie eingestiegen ist. Finden Sie heraus, wer sie von London aus dorthin gebracht hat, wenn Sie können. Ich würde ihre Bewegungen am liebsten bis zu ihrer Türschwelle zurückverfolgen, obwohl das wahrscheinlich nicht möglich sein wird. Aber wir sollten zumindest imstande sein, oder Sie sollten es, diesen Lastwagen aufzuspüren, in dem sie das letzte Stück ihrer Reise zurückgelegt hat.«
»Jawohl, Sir!«, sagte Prescott eifrig. Er wollte aufspringen und zur Tür rennen, doch Markby hielt ihn noch zurück.
»Wenn Sie damit fertig sind, suchen Sie den Nachtportier vom
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