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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Striptease-Tänzerinnen sich unter wilden Verrenkungen ihrer wenigen Kleidungsstücke entledigten. Ihre Zähne und knappen Tangas glänzten bläulich-weiß im ultravioletten Licht, und ihre Gesichter hatten einen Ausdruck grenzenloser Langeweile. Männer mit dicken Bäuchen und schlecht rasierten Gesichtern glotzten mit Bierflaschen in den Händen zu ihnen hinauf. An manchen Tischen saßen pseudo-elegant gekleidete Frauen, die an Gläsern mit billigem Wein oder als Cocktail getarnten Fruchtsäften nippten und vorübergehende Männer auffordernd anlächelten und hofften, damit einen von ihnen als Kunden an Land zu ziehen. Sie bemühten sich, verführerisch zu wirken und sahen dabei eigentlich nur müde aus.
    Das Traurigste an dieser Fleischbeschau waren für mich die Frauen, die entweder am Anfang oder am Ende ihrer zweifelhaften Karriere standen. Da gab es erschreckend junge Mädchen, die noch mitten in der Pubertät steckten und die wohl entweder einem schlimmen Elternhaus entflohen waren oder aus reiner Abenteuerlust versuchten, sich auf die Schnelle ein paar Dollar zu verdienen. Wahrscheinlich wollten sie alle nur so lange auf den Strich gehen, bis sie genügend Geld für die Gründung einer ganz normalen Existenz auf die Seite gelegt hatten. Die meisten dieser Ausreißerinnen kamen mit dem Bus aus Ste. Thérèse oder dem Val D’Or, aus Valleyfield oder Pointe du Lac. Sie kamen mit glänzenden Haaren und frischen Gesichtern, wollten etwas schrecklich Unmoralisches tun und waren sich sicher, daß sie dabei ihre eigene Zukunft fest in der Hand hatten. Wenn sie kifften oder Koks nahmen, dann nur zum Spaß. Erst wenn sie die ersten Sprossen auf der Leiter ins Unglück bereits erklommen hatten, merkten sie, daß sie schon viel zu weit oben waren, um ohne einen Absturz ins Bodenlose wieder umkehren zu können.
    Nur die wirklich Starken und Cleveren unter den Frauen schafften es, viel Geld zu machen und den Job rechtzeitig an den Nagel zu hängen. Diejenigen, die krank oder schwach waren, kamen rasch unter die Räder, und die Starken, aber Willensschwachen, waren die einzigen, die in diesem Geschäft alt wurden. Sie wußten genau, was für eine Zukunft auf sie wartete und lehnten sich nicht mehr dagegen auf. Eines Tages würden auch sie auf der Straße sterben, denn sie hatten nichts anderes gelernt, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Manche machten den Job, weil sie ihre Zuhälter oder Dealer liebten oder Angst vor ihnen hatten. Oder weil sie etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf brauchten.
    Bei meiner Suche nach Gabby wandte ich mich an die Frauen, die diesen Job eben angefangen hatten oder sich darauf vorbereiteten, ihn aufzugeben. Diejenigen, die mitten im Geschäft standen, vermied ich, denn sie waren zu abgebrüht und mißtrauisch und setzten jede Frau unter Druck, die sich in ihr Revier wagte, so wie sie wiederum von ihren Zuhältern unter Druck gesetzt wurden. Von den jungen, naiven und frechen Frauen erhoffte ich mehr Offenheit, ebenso wie von den alten und verbrauchten. Im Lauf der Nacht lernte ich, daß diese Annahme grundfalsch war. Auch diese Frauen ließen meine Fragen in der rauchigen Luft der Nachtklubs und Bars verpuffen. Die Mauer des Schweigens war nicht ins Wanken zu bringen. Einer Fremden gab man hier keine Auskünfte.
    Um viertel nach drei hatte ich die Schnauze gestrichen voll. Meine Kleider rochen nach Zigaretten- und Marihuanarauch, und meine Schuhe waren feucht von verschüttetem Bier. Im Lauf des Abends hatte ich genügend Sprite getrunken, um die gesamte Kalahari-Wüste damit zu bewässern, und meine Bindehäute brannten wie Feuer. Als ich die x-te Bar ohne Erfolg verlassen hatte, gab ich auf.

19
    Dunst war vom Fluß aufgestiegen und glänzte in kleinen Tröpfchen im Licht der Straßenlaternen. Während ich seine angenehme Kühle auf meiner heißen, strapazierten Haut genoß, spürte ich einen ziehenden Schmerz im Nacken und in den Schultern, der mir sagte, daß ich stundenlang verkrampft und angespannt gewesen war. Diese Angespanntheit rührte aber nur teilweise von meiner Suche nach Gabby, denn am Schluß war das vergebliche Ansprechen der Nutten für mich ebenso zur Routine geworden wie das Abwehren zudringlicher Freier.
    Es war ein Kampf in meinem Inneren, der mir viel mehr zu schaffen machte, denn vier volle Stunden lang hatte ich einer alten Liebe widerstehen müssen, von der ich mich gefühlsmäßig nie richtig gelöst hatte. Die halbe Nacht über hatte ich der warmbraun

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