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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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die Frühlingsrolle auf den Teller und trank laut schlürfend von ihrem Kaffee.
    »Aber ich habe nichts zu verbergen. Ich habe Ihnen doch meine Karte gegeben.«
    Jewel sah mich einen Augenblick lang ganz intensiv an. Ihr Geruch nach billigem Eau de Cologne und Rauch füllte die kleine Nische, in der unser Tisch stand. Der Kragen ihres Tops war dick mit Make-up verschmiert.
    »Aber wer bist du wirklich ? Okay, auf deiner Karte steht, daß du Tempe Brennan heißt, aber deshalb weiß ich noch lange nicht, weshalb du hier bist. Willst du Sex? Irgendwas Perverses? Oder hast du was gegen die Frau, die du suchst?« Während sie die einzelnen Möglichkeiten aufzählte, deutete sie jedes Mal mit einem ihrer spitzen, roten Fingernägel auf meine Brust.
    »Sehe ich etwa aus, als wollte ich Gabby etwas antun?«
    »Woher soll denn ich das wissen, chère? Ich sehe bloß eine Frau in einem Charlotte Hornets-Sweatshirt und Yuppie-Sandalen, die eine Menge Fragen stellt und unbedingt etwas herausfinden will. Du bist keine Nutte und du siehst auch nicht so aus wie eine, die hier Stoff kaufen will. Die Leute wissen nicht, wo sie dich hintun sollen.«
    Der Kellner brachte meine Suppe, und wir sagten eine Weile nichts, während ich kleine Limonenwürfel zerdrückte und mit einem Porzellanlöffel rote Chilipaste in meine Schale tat. Als ich anfing zu essen, griff Jewel wieder nach ihrer Frühlingsrolle. Ich beschloß, es auf die sanfte Tour zu probieren.
    »Da habe ich wohl die Sache ganz falsch angepackt.«
    Jewel hob den Kopf und sah mich mit ihren haselnußbraunen Augen an. Eine ihrer falschen Wimpern hatte sich vom Augenlid abgelöst und sah jetzt aus wie ein Tausendfüßler, der seine Beinchen in die Luft streckt. Schließlich senkte sie den Blick, legte den Rest der Frühlingsrolle auf einen Teller und griff nach ihrer Kaffeetasse.
    »Sie haben recht. Ich hätte nicht einfach auf die Leute zugehen und sie ausfragen dürfen. Aber ich mache mir nun einmal Sorgen um Gabby. Ich habe sie daheim und an der Universität angerufen und bin heute abend sogar bei ihr zu Hause vorbeigefahren. Aber sie war nicht da, und niemand wußte, wo sie sein könnte. Das ist ziemlich untypisch für sie.«
    Ich nahm noch einen Löffel von der Suppe, die besser schmeckte, als ich erwartet hatte.
    »Was arbeitet ihre Freundin Gabby denn?«
    »Sie ist Ethnologin und schreibt gerade eine Arbeit über Frauen wie Sie.«
    »Mann und Weib in der Main«, entgegnete sie amüsiert und beobachtete mich genau, ob ich die Anspielung auf das Buch von Margaret Mead verstanden hatte.
    Ich ließ mir nichts anmerken, mußte insgeheim aber zugeben, daß Jewel Tambeaux wirklich nicht dumm war. Irgendwie erinnerte sie mich an eine meiner Lehrerinnen, wenn sie eine Schulaufgabe schreiben ließ.
    »Vielleicht will deine Freundin nicht gefunden werden.«
    Ihr könnt jetzt eure Hefte aufschlagen.
    »Vielleicht.«
    »Wo ist also das Problem?«
    Nehmt die Bleistifte zur Hand.
    »Als ich sie das letzte Mal sah, kam sie mir sehr bedrückt vor. Ich hatte den Eindruck, als hätte sie vor etwas Angst.«
    »Angst vor was, Süße?«
    Seid ihr bereit?
    »Vor einem Mann, von dem sie glaubt, daß er sie verfolgt. Sie sagte, er sei ein seltsamer Typ.«
    »Hier wimmelt es von seltsamen Typen, chère.«
    Okay, jetzt könnt ihr loslegen.
    Ich erzählte Jewel die ganze Geschichte von Anfang an. Beim Zuhören spielte sie mit ihrer Kaffeetasse und betrachtete geistesabwesend den Rest bräunlich-schwarzer Flüssigkeit, der darin herumschwappte. Auch als ich mit meiner Erzählung fertig war, hörte sie nicht damit auf. Es kam mir so vor, als würde sie das Gesagte innerlich bewerten. Schließlich winkte sie dem Kellner und ließ sich nachschenken. Ich schwieg und wartete darauf, daß sie mir meine Note bekanntgab.
    »Ich weiß zwar nicht, wie er heißt, aber ich kann mir vorstellen, welchen Mann deine Freundin gemeint hat. Ein magerer Typ mit der Persönlichkeit eines Mehlwurms. Der Kerl hat echt eine Schraube locker, aber ich glaube nicht, daß er gefährlich ist. Meiner Meinung nach hat er nicht genügend Grips, um das Etikett einer Ketchupflasche zu lesen.«
    Ich hatte bestanden.
    »Die meisten von uns gehen ihm aus dem Weg.«
    »Warum?«
    »Ich kann dir nur sagen, was die anderen mir erzählt haben, denn ich möchte nichts mit ihm zu tun haben. Wenn ich den Typ sehe, kriege ich eine Gänsehaut wie bei einem Alligator im Schlamm.« Jewel verzog das Gesicht und schüttelte sich. »Es heißt, daß er

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