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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Angreifer zuwandte. Denn das war Regel Nummer drei: Drehe ihm niemals den Rücken zu.
    Die Gestalt stand noch immer mit der Hand am Lichtschalter in der Tür. Nur jetzt hatte sie ein Gesicht. Ein von Aufregung verzerrtes Gesicht. Ein Gesicht, das ich kannte. Ich fragte mich, welche Gefühle wohl mein eigenes Gesicht jetzt widerspiegelten. Angst? Erkennen? Verwirrung? Wir sahen uns eine Zeitlang bewegungslos und ohne ein Wort zu sagen an.
    Und dann schrie ich los.
    »Gabby! Verdammt noch mal! Du blöde Kuh! Was tust du hier? Was habe ich dir getan, daß du mich so erschreckst, du dumme Kuh? Du dumme, dumme Kuh!«
    Ich kauerte noch immer am Boden, stemmte die Hände in die Hüften und versuchte erst gar nicht, die Tränen zurückzuhalten, die mir übers Gesicht liefen, während lautes Schluchzen meinen ganzen Körper erschütterte.

25
    Ich wippte weinend und laut schreiend auf Fersen und Knien. Meine Worte ergaben nur wenig Sinn und wurden so häufig von Schluchzen unterbrochen, daß sie zusammenhanglos und unverständlich waren. Ich wußte zwar, daß es meine Stimme war, die da brabbelte und kreischte, aber ich war nicht in der Lage, sie zum Schweigen zu bringen.
    Nach kurzer Zeit gewann das Schluchzen die Oberhand und wurde schließlich immer leiser, bis es nur noch ein gedämpftes, saugendes Geräusch war. Ich erschauderte noch einmal, dann hörte ich mit dem Hin-und-her-Wippen auf und konzentrierte mich auf Gabby, die ebenfalls weinte.
    Sie stand noch immer an der Tür, die eine Hand am Lichtschalter, die andere fest auf die Brust gepreßt. Während sich ihr Brustkorb tief atmend hob und senkte, krampften sich ihre Finger in den Stoff ihres T-Shirts, Sie weinte lautlos, aber so stark, daß ihr die Tränen übers Gesicht strömten. Dabei rührte sie sich nicht von der Stelle.
    »Gabby?« fragte ich, aber meine Stimme überschlug sich dabei, so daß ich nur ein leises »-by?« herausbrachte.
    Sie nickte knapp, wobei ihr die Locken in die aschfahle Stirn fielen. Dann gab sie leise, glucksende Geräusche von sich, als bemühe sie sich, ihre Tränen zurückzuhalten. Sprechen konnte sie noch nicht.
    »Mein Gott, Gabby! Bist du denn verrückt?« flüsterte ich halbwegs kontrolliert. »Was tust du hier? Wieso hast du nicht angerufen?«
    Die zweite Frage schien ihr Kopfzerbrechen zu bereiten, aber zunächst versuchte sie, die erste zu beantworten.
    »Ich mußte einfach… mit dir reden.«
    Das machte mich sprachlos. Da war ich der Frau drei Wochen lang hinterhergelaufen, und sie war mir ständig aus dem Weg gegangen. Und jetzt, um halb fünf Uhr früh, brach sie in meine Wohnung ein und verpaßte mir einen Schrecken, der mich mindestens um ein Jahrzehnt hatte altern lassen.
    »Wie bist du denn hereingekommen?«
    »Ich habe immer noch einen Schlüssel«, antwortete sie und gab wieder diese glucksenden Geräusche von sich, aber jetzt kamen sie schon ruhiger und langsamer. »Vom letzten Sommer noch.«
    Sie nahm die Hand vom Lichtschalter und zeigte mir zitternd den Schlüssel, der an einer kleinen Kette hing.
    Ich spürte, wie Wut in mir hochstieg, aber ich war viel zu erschöpft, um sie zum Ausbruch gelangen zu lassen.
    »Nicht jetzt, Gabby.«
    »Tempe, ich…«
    Ein Blick von mir brachte sie zum Schweigen. Sie starrte mich wehleidig an und begriff nicht, daß ich mit meiner Kraft am Ende war.
    »Tempe, ich kann nicht nach Hause.«
    Gabby hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihr Körper war ganz steif. Sie erinnerte mich an eine Antilope, die ein Raubtier von ihrer Herde getrennt und in die Enge getrieben hat. Eine sehr große und sehr verängstigte Antilope.
    Ohne ein Wort zu sagen, stand ich auf, holte Bettwäsche und ein Handtuch aus dem Schrank im Gang und warf sie auf das Bett im Gästezimmer.
    »Morgen reden wir über alles, Gabby.«
    »Tempe, ich…«
    »Morgen früh.«
    Als ich einschlief, glaubte ich noch zu hören, wie Gabby telefonierte. Sollte sie doch machen, was sie wollte. Aber morgen würde sie mir alles erzählen müssen.
     
    Und das tat sie dann auch. Wir redeten stundenlang, tranken unzählige Tassen Cappuccino und aßen erst Cornflakes und dann Spaghetti. Wir redeten auf der Couch in meinem Wohnzimmer und auf langen Spaziergängen die Rue Ste. Catherine hinauf und hinunter. Es war ein Wochenende der Worte, und die meisten dieser Worte sprudelten aus Gabbys Mund. Zuerst glaubte ich, daß sie nun total übergeschnappt war, aber am Sonntag abend war ich mir dessen nicht mehr so sicher.
    Das Team von der

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