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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Spurensicherung war am späten Samstag vormittag gekommen. Es hatte rasch, aber gründlich seine Arbeit getan und Gabbys Anwesenheit als die natürlichste Sache der Welt angesehen. Eine Freundin leistete der anderen Beistand nach einer schlimmen Nacht. Erst dann erzählte ich Gabby von dem Eindringling in meinem Garten, erwähnte dabei aber nicht, was er hinterlassen hatte. Sie hatte schließlich genügend eigene Probleme. Als die Leute von der Spurensicherung wieder gingen, verabschiedeten sie sich mit aufmunternden Worten. »Machen Sie sich keine Sorgen, Dr. Brennan. Wir kriegen den Bastard schon. Darauf können Sie sich verlassen.«
    Gabbys Situation war genauso schlimm wie meine. Ihr früherer Informant war zu ihrem Verfolger geworden, der ihr jetzt überall auflauerte. Manchmal sah sie ihn auf einer Bank im Park, manchmal ging er ihr auf der Straße hinterher, und nachts hing er auf dem Boulevard St. Laurent herum. Er blieb zwar immer auf Distanz, aber er ließ sie nie aus den Augen. Gabby glaubte sogar, daß er in ihrer Abwesenheit schon zweimal in ihrer Wohnung gewesen war.
    »Bist du sicher, Gabby?« fragte ich. Irgendwie kam mir das schon ziemlich unwahrscheinlich vor. »Hat er denn etwas gestohlen?«
    »Nicht daß ich wüßte. Aber er hat in meinen Sachen herumgeschnüffelt. Es fehlte zwar nichts, aber vieles lag nicht mehr da, wo ich es hingetan hatte.«
    »Warum hast du meine Anrufe nicht beantwortet?«
    »Ich bin einfach nicht mehr ans Telefon gegangen. Es klingelte jeden Tag mindestens ein Dutzend mal, und dann war niemand dran. Dasselbe war mit dem Anrufbeantworter. Fast nur Anrufe, bei denen gleich wieder aufgelegt wurde. Nach einer Weile wollte ich ihn schon gar nicht mehr abhören.«
    »Und wieso hast du nicht bei mir angerufen?«
    »Was hätte ich dir denn erzählen sollen? Daß ich verfolgt werde? Daß ich mich selbst zum Opfer gemacht habe? Daß ich mein Leben nicht im Griff habe? Ich dachte, daß der Kerl mit der Zeit das Interesse an mir verlieren würde.«
    Ihre Augen hatten einen gequälten Ausdruck.
    »Und außerdem wußte ich genau, was du sagen würdest. Du drehst langsam durch, Gabby. Jetzt hat dein Verfolgungswahn endgültig die Oberhand gewonnen. Du brauchst Hilfe, Gabby.«
    Gabby hatte recht. Ich verspürte Schuldgefühle, weil ich bei unserem letzten Gespräch einfach aufgelegt hatte.
    »Du hättest die Polizei anrufen können. Die hätte etwas unternommen.« Ich glaubte es eigentlich selber nicht.
    »Vielleicht«, sagte Gabby, und dann erzählte sie mir, was Freitag nacht geschehen war.
    »Ich kam so gegen halb vier Uhr früh nach Hause und sah sofort, daß jemand in meiner Wohnung gewesen war, denn ich hatte den alten Trick mit dem vor dem Schloß gespannten Faden angewendet. Ich war guter Stimmung, weil ich den Kerl den ganzen Tag nicht gesehen hatte, aber als der Faden nicht mehr da war, wurde ich ganz schön nervös. Ich hatte nämlich die Schlösser auswechseln lassen und mich seither in meiner Wohnung wieder einigermaßen sicher gefühlt. Und dann lag der Faden auf dem Boden: Ich konnte es einfach nicht glauben, daß der Kerl es schon wieder geschafft hatte, in die Wohnung zu kommen. Außerdem wußte ich nicht, ob er noch immer drinnen war, und ich wollte es auch gar nicht wissen. Also machte ich kehrt und fuhr zu dir.«
    In kurzen Episoden schilderte Gabby, was sie in den vergangenen drei Wochen erlebt hatte. Ihr Bericht zog sich über das ganze Wochenende hin, und weil Gabby die Ereignisse so erzählte, wie sie ihr in den Sinn kamen, mußte ich des öfteren aus dem Zusammenhang gerissene Geschehnisse in einen chronologischen Ablauf einordnen, bis mir schließlich die Vorgehensweise des Mannes klar wurde. Obwohl er nie offen aggressiv geworden war, hatte er Gabby in zunehmendem Maße unter Druck gesetzt. Am Sonntag, als Gabby mit ihrer Erzählung fertig war, hatte ich fast ebensoviel Angst vor ihm wie sie.
    Wir beschlossen, daß Gabby erst einmal bei mir bleiben sollte, obwohl ich ihr nicht garantieren konnte, daß meine Wohnung bei einem Sicherheitstest besser abschneiden würde als die ihre. Am Samstag abend rief Ryan an und sagte mir, daß die Streifenwagen bis zum Montag vor meinem Haus bleiben würden. Wenn wir spazieren gingen, nickte ich den Beamten in ihren Wagen zu. Gabby glaubte, daß sie wegen des Eindringlings in meinem Garten da seien. Von dem Kopf hatte ich ihr noch immer nichts erzählt, denn ich wollte sie nicht noch mehr beunruhigen. Sie sollte sich bei mir

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