Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
Darüber hinaus haben wir nichts, was die Fälle miteinander verbindet. Vielleicht ist ein und dieselbe Person dafür verantwortlich, vielleicht aber auch nicht. Es könnte ja immerhin sein, daß da draußen eine Handvoll unabhängig voneinander mordender Irrer ihr Unwesen treibt. Vielleicht ist St. Jacques lediglich jemand, der sich brennend für die Verbrechen anderer Leute interessiert. Und dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit, daß die Morde wirklich alle von einem Täter begangen wurden, der aber nicht St. Jacques ist. Vielleicht sucht dieser Täter in diesem Augenblick schon sein nächstes Opfer.
    Vielleicht war er es, der Ihnen den Schädel zwischen Ihre Petunien gepflanzt hat, vielleicht aber auch nicht. Ich weiß es nicht. Aber irgendein krankes Arschloch muß es gewesen sein. Wichtig ist jetzt nur eines: Sie dürfen keine Risiken mehr eingehen. Sie müssen mir versprechen, daß Sie besser auf sich aufpassen und keine eigenmächtigen Ausflüge mehr machen.«
    Da war sie wieder, seine väterliche Fürsorge. »Es war übrigens Petersilie.«
    »Wie bitte?« Seine Stimme klang so scharf, daß ich mir jede weitere schnippische Bemerkung verkniff.
    »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Zuallererst einmal dürfen Sie keine heimlichen Erkundungstouren mehr unternehmen.« Er nahm den Sack mit dem Schädel und hob ihn hoch. »Und dann möchte ich, daß Sie herausfinden, wer in diesem Müllsack steckt.«
    Er sah auf seine Uhr.
    »Großer Gott, es ist schon viertel nach drei. Glauben Sie, daß ich Sie jetzt alleine lassen kann?«
    »Ja. Und vielen Dank nochmal, daß Sie gekommen sind.«
    »Gern geschehen.«
    Er überprüfte noch einmal mein Telefon und die Alarmanlage, dann machte er sich mit dem Plastiksack in der Hand auf den Weg zur Tür. Als ich ihn weggehen sah, bemerkte ich, daß seine Jeans nicht nur die Farbe seiner Augen betonte. Jetzt krieg dich wieder ein, Brennan! Du hast wohl zuviel Tee getrunken. Oder zu wenig andere Sachen.
     
    Genau um siebenundzwanzig Minuten nach vier begann der Alptraum erneut. Zuerst dachte ich, es wäre wirklich ein Traum, der auf das vorhin Erlebte zurückging, aber ich war nie richtig eingeschlafen. Ich war einfach dagelegen und hatte versucht, mich zu entspannen, indem ich meine Gedanken wie in einem Kaleidoskop durcheinandergeschüttet und zu neuen Mustern kombiniert hatte. Aber das Geräusch, das ich jetzt hörte, war nicht in meinen Gedanken. Es war ganz eindeutig Realität. Ich erkannte auch sofort, was es war. Das Piepsen meiner Alarmanlage. Es sagte mir, daß eine Tür oder ein Fenster in meiner Wohnung geöffnet worden war. Der Eindringling war zurückgekommen.
    Die Frequenz meines Herzschlags erreichte noch nie gekannte Höhen, und ich spürte, wie die Angst mich zuerst lähmte und fast erstickte und dann einen Adrenalinstoß auslöste, der mich hellwach, aber unsicher machte. Was sollte ich tun? Kämpfen? Fliehen? Meine Finger krallten sich in die Decke, und meine Gedanken flogen in tausend verschiedene Richtungen. Wie war er an den Streifenwagen vorbeikommen? In welchem Zimmer war er jetzt? Das Messer! Lag es noch auf der Küchentheke? Ich lag starr im Bett und ging die Möglichkeiten durch. Ryan hatte die Telefone überprüft, aber ich hatte den Apparat im Schlafzimmer ausgesteckt, weil ich ungestört schlafen wollte. Konnte ich die Telefonschnur finden, den kleinen Stecker in die Dose fummeln und die Polizei anrufen, bevor mich der Eindringling überwältigte? Wo hatte Ryan gesagt, daß die Streifenwagen standen? Würde mich einer von ihnen hören, wenn ich das Schlafzimmerfenster öffnete und um Hilfe schrie?
    Ich lauschte angestrengt in die Dunkelheit. Da! Ein leises Klicken. War es draußen im Flur? Ich hörte auf zu atmen und biß mir auf die Unterlippe.
    Etwas kratzte über den Marmorboden im Gang. War das Birdie? Nein, dieses Geräusch konnte nur etwas Schwereres machen. Da war es schon wieder! Ein ganz leises Kratzen. Und nicht am Boden, eher an der Wand. Jedenfalls viel zu hoch für eine Katze.
    Auf einmal schoß mir eine Erinnerung an Afrika durch den Kopf. Eine nächtliche Fahrt durch den Aboseli-Nationalpark. Ein Leopard kauerte im blendenden Scheinwerferlicht unseres Jeeps. Er hatte jeden Muskel seines Körpers angespannt und sog geräuschlos die Nachtluft in seine Nüstern, während er einer ahnungslosen Gazelle nachstellte. Schlich sich auf ähnliche Weise auch der Eindringling in der Dunkelheit an mein Schlafzimmer heran? Wollte er mir den

Weitere Kostenlose Bücher