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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Fluchtweg abschneiden? Oder was hatte er sonst vor? Warum war er zurückgekommen? Was sollte ich tun? Keine Ahnung! Aber bleib nicht einfach liegen und warte, bis er kommt. Tu was!
    Das Telefon! Ich würde versuchen, das Telefon einzustecken. Direkt vor meinem Haus waren zwei Streifenwagen. Die Zentrale konnte sie alarmieren. Aber konnte ich telefonieren, ohne mich zu verraten? Und machte es überhaupt einen Unterschied, ob ich mich verriet oder nicht?
    Langsam zog ich die Decke zur Seite und rollte mich auf den Rücken. Das Knistern des Bettzeugs kam mir laut wie Donner vor.
    Wieder rieb etwas an der Mauer. Lauter und näher als das letzte Mal. So, als würde der Eindringling sich jetzt schon sicherer fühlen und müsse nicht mehr soviel Vorsicht walten lassen.
    Zentimeter um Zentimeter schob ich mich langsam auf die linke Seite des Bettes. Im Zimmer war es so stockdunkel, daß ich Mühe hatte, mich zurechtzufinden. Warum nur hatte ich die Jalousie heruntergelassen? Warum hatte ich den Stecker des Telefons herausgezogen? Bloß für ein paar Stunden ungestörten Schlafs! Dumm war das gewesen, furchtbar dumm. Jetzt mußte ich im Dunkeln das Kabel finden und die Notrufnummer wählen. Ich überlegte mir, was alles auf meinem Nachtkästchen stand, so daß ich nichts umwarf, wenn ich nach dem Telefon tastete und seine Schnur bis zum Stecker verfolgte.
    Ich war jetzt an der linken Seite des Bettes angekommen und stützte mich auf meinen Ellenbogen. Angestrengt starrte ich in die Dunkelheit, aber sie war viel zu tief, um etwas anderes zu sehen als das Rechteck des Türrahmens, das von einem phosphoreszierenden Lichtschalter im Gang ganz schwach erhellt wurde. Noch zeichnete sich dort keine Silhouette ab.
    Diese Erkenntnis ermutigte mich dazu, mit dem linken Bein nach dem Fußboden zu tasten. Aber dann blieb es mit katatonisch erstarrten Muskeln in der Luft hängen. Ein dunkler Schatten schob sich vor die offene Tür.
    Jetzt werde ich sterben, dachte ich. In meinem eigenen Bett, ganz allein, mit vier Polizisten draußen vor meinem Haus, die nicht die geringste Ahnung von dem haben, was hier drinnen vorgeht. Ich stellte mir die anderen Frauen vor, ihre Knochen, ihre entstellten Gesichter, ihre ausgeweideten Körper. Ich dachte an den Gummisauger und die Statue. Nein! schrie eine Stimme in meinem Kopf. Nicht mit mir. Bitte, nicht mit mir. Wieviele Schreie würde ich wohl herausbringen, bevor er sich auf mich stürzte? Bevor er mir mit dem Messer die Kehle durchschnitt und mich zum Schweigen brachte? Würde es mir noch gelingen, die Polizisten draußen auf mich aufmerksam zu machen?
    Wie ein Kaninchen auf die Schlange starrte ich auf den Türrahmen, in dem sich ein dunkler Umriß abzeichnete. Der Umriß eines Menschen. Ich lag bewegungslos in meinem Bett und war nicht einmal zu einem letzten Schrei fähig.
    Der Umriß schien zu zögern, als sei er sich nicht sicher, was er als nächstes tun solle. Ich konnte keinerlei Gesichtszüge erkennen, nur eine dunkle Silhouette an der einzigen Tür zu meinem Schlafzimmer. Mein Gott, warum hatte ich mir nie eine Pistole besorgt?
    Sekunden verrannen, ohne daß sich die Gestalt bewegte. Vielleicht konnte sie nicht erkennen, daß ich im Bett lag. Hatte sie eine Taschenlampe dabei? Oder würde sie das Deckenlicht anschalten?
    Dann befreite sich mein Gehirn endlich aus seiner Lähmung. Was hatte man mir im Selbstverteidigungskurs beigebracht? Lauf weg, wann immer du kannst. Aber jetzt konnte ich nicht. Wenn man dich in die Ecke treibt, dann kämpfe. Tritt. Beiß. Zwick. Tu ihm weh! Regel Nummer eins: Laß ihn nicht die Oberhand gewinnen. Regel Nummer zwei: Laß dich nie von ihm festnageln! Genau! Ich mußte den Eindringling überraschen. Wenn ich es schaffte, ins Freie zu gelangen, konnten mir die Polizisten draußen vermutlich das Leben retten.
    Mein linker Fuß war praktisch schon am Boden, also brauchte ich nur noch mein Becken zu drehen, damit auch mein rechtes Bein aus dem Bett kam. Als ich mit beiden Füßen auf dem Teppich stand, machte die Gestalt eine abrupte Bewegung, und auf einmal war das Zimmer in gleißend helles Licht getaucht.
    Ich hielt mir die Hand vor die Augen und sprang gleichzeitig nach vorn, um den Eindringling zur Seite zu stoßen und durch die Tür zu entkommen. Leider aber verfing sich mein Fuß in der auf den Boden hängenden Bettdecke, und ich schlug der Länge nach hin. Sofort rollte ich mich nach links und rappelte mich auf die Knie, wobei ich das Gesicht dem

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