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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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sicher fühlen.
    Als ich ihr vorschlug, wegen ihres Verfolgers zur Polizei zu gehen, lehnte Gabby das wegen ihrer Mädchen hartnäckig ab. Vermutlich fürchtete sie, mit diesem Schritt ihr Vertrauen zu verlieren. Und damit, das mußte ich widerstrebend zugeben, hatte sie vermutlich sogar recht.
    Am Montag ließ ich Gabby in meiner Wohnung und ging zur Arbeit. Sie hatte vor, ihren Laptop und einige Unterlagen aus ihrer eigenen Wohnung zu holen, denn wir hielten es beide für das beste, daß sie sich eine Weile von der Main fernhielt und sich mehr dem schriftlichen Teil ihrer Forschungen widmete.
    Als ich in mein Büro kam, war es schon nach neun, und auf meinem Schreibtisch lag eine Telefonnotiz, auf der stand: »A. Ryan hat einen Namen. Bittet um Rückruf.« Ich griff sofort zum Telefon, aber Ryan war bereits unterwegs. Also ging ich hinunter ins histologische Labor, um mir meine Gartenfrucht von Freitag nacht anzusehen.
    Sie stand auf der Arbeitsfläche und trocknete gerade. Denis hatte den Schädel gereinigt und markiert. Weil kein weiches Gewebe mehr daran gewesen war, hatte er ihn nicht extra auskochen müssen. Der Totenkopf sah mit seinen leeren Augenhöhlen und der säuberlich auf die Stirn geschriebenen LML-Nummer aus wie tausend andere auch. Ich starrte ihn an und erinnerte mich an den Schrecken, den er mir vor drei Nächten eingejagt hatte.
    »Wo kommst du her?« fragte ich in das leere Labor hinein.
    »Wie bitte?«
    Ich hatte Denis gar nicht kommen hören.
    »Ich meine nicht Sie, sondern den Schädel.«
    »Ach so.«
    »Haben Sie eigentlich Bodenproben genommen?«
    »Oui.« Denis zeigte mir zwei kleine Plastikbehälter.
    »Dann sollten wir sie mal untersuchen lassen.«
    Denis nickte.
    »Sind die Röntgenaufnahmen schon gemacht?«
    »Oui. Eben habe ich die Aufnahmen von den Zähnen zu Dr. Bergeron gebracht.«
    »Ist er denn hier? Heute ist doch Montag?«
    »Stimmt, aber er geht zwei Wochen in Urlaub, und da muß er noch einige Berichte fertig schreiben.«
    »Was für ein Glück«, sagte ich und legte den Schädel in eine Plastikwanne. »Ryan glaubt, daß er einen Namen hat.«
    »Ah, oui?« fragte Denis und hob die Augenbrauen.
    »Er muß heute schon in aller Frühe aufgestanden sein. Seine Nachricht wurde noch von der Nachtschicht aufgenommen.«
    »Und für wen hat er einen Namen? Für das Skelett aus St. Lambert oder für diesen Burschen hier?«
    »Vielleicht für beide. Aber ich halte Sie auf dem laufenden.«
    Ich nahm den Schädel und machte mich auf den Weg in mein Büro. Bevor ich es betrat, schaute ich noch rasch bei Bergeron vorbei. Der Zahnarzt erzählte mir, daß Ryan eine ziemlich vielversprechende Vermißtenakte gefunden habe und auf dem Weg zu uns sei.
    »Hat er gesagt, wie die vermißte Person heißt?«
    » Non .«
    »Ich denke, daß ich bis zum Mittagessen mit dem Schädel fertig sein werde. Wenn Sie ihn brauchen, können Sie ihn dann gerne haben.«
    Die folgenden beiden Stunden verbrachte ich damit, das Geschlecht, die Hautfarbe und das Alter zu bestimmen. Ich vermaß die Gesichtsknochen und die Hirnschale und fütterte die Daten in meinen Computer. Er kam zu demselben Schluß wie ich: Der Schädel war der einer weißen Frau und paßte damit zu dem Skelett aus St. Lambert.
    Mit der Bestimmung des Alters taten wir uns sehr viel schwerer. Alles, woran ich mich halten konnte, war das Schließen der Schädelnaht, was aber keine allzu zuverlässige Methode war. Auch der Computer konnte mir hier nicht weiterhelfen. So schätzte ich das Alter der Frau auf Ende zwanzig bis Mitte dreißig, aber sie hätte genausogut auch vierzig sein können. Wenigstens paßte der Schädel auch in dieser Hinsicht zu den Knochen aus St. Lambert.
    Ich suchte nach weiteren Übereinstimmungen wie Größe des Skeletts, Ausbildung der Muskelansätze, Knochenabnützung. Alles paßte. Ziemlich rasch war ich davon überzeugt, daß der Schädel zu dem Skelett aus dem Kloster St. Bernard gehörte, aber ich brauchte mehr Beweise. Ich drehte den Schädel um und untersuchte seine Unterseite.
    Dort entdeckte ich nahe der Stelle, an der der Schädel auf der Wirbelsäule saß, eine Reihe von vertikalen, der Form des Knochens folgenden Einschnitten, die quer übers Hinterhauptbein liefen. Sie waren V-förmig und überkreuzten sich. Sie ähnelten den Einschnitten, die ich an den Knochen des Skeletts gefunden hatte. Aber ich mußte sicher sein.
    Ich ging mit dem Schädel zurück ins histologische Labor, stellte ihn unter ein Mikroskop und

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