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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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holte mir zum Vergleich die Knochen des kopflosen Skeletts. Davon nahm ich den sechsten Halswirbel, den ich unter ein zweites Mikroskop legte und es auf die Schnittmarken scharf stellte, die ich letzte Woche untersucht hatte. Sie stimmten sowohl in ihren Konturen als auch in ihren Querschnitten haargenau mit denen am Schädel überein.
    »Grace Damas.«
    Ich schaltete die Mikroskopbeleuchtung aus und drehte mich um.
    »Grace Damas«, wiederholte Bergeron. »Zweiunddreißig Jahre alt. Wird seit Februar 92 vermißt.«
    Ich rechnete rasch nach. Das war vor zwei Jahren und vier Monaten. »Könnte passen. Sonst noch was?«
    »Ich habe Ryan nicht weiter gefragt. Er hat gesagt, daß er nach dem Mittagessen vorbei schauen will. Er muß vorher noch etwas anderes abklären.«
    »Weiß er, daß Sie die Frau anhand des Zahnbildes identifiziert haben?«
    »Noch nicht. Ich bin ja eben erst damit fertig geworden.« Er blickte auf die Knochen. »Und was haben Sie herausgefunden?«
    »Der Schädel gehört zu dem Skelett von St. Lambert. Aber ich möchte noch abwarten, was bei den Untersuchungen der Bodenproben herauskommt. Vielleicht kann man ein Pollenprofil erstellen. Aber ich bin mir eigentlich schon jetzt ziemlich sicher. Die Schnittmarken stimmen hundertprozentig überein. Ich wünschte, ich hätte den obersten Halswirbel, aber so wichtig ist er auch wieder nicht.«
    Grace Damas. Während des ganzen Mittagessens ging mir der Name nicht mehr aus dem Kopf. Grace Damas. Nummer fünf. Wirklich? Wieviele Opfer würden wir noch finden? Die Namen der bisherigen konnte ich nicht mehr vergessen. Morisette-Champoux. Trottier. Gagnon. Adkins. Und jetzt noch einer. Damas.
    Um halb zwei kam Ryan zu mir ins Büro. Bergeron hatte ihm bereits gesagt, daß er den Schädel der Toten identifiziert hatte. Jetzt erzählte ich ihm, daß auch das Skelett zu ihr gehörte.
    »Was wissen Sie von ihr?« fragte ich.
    »Sie war zweiunddreißig Jahre alt. Mutter von drei Kindern.«
    »Großer Gott.«
    »Eine gute Mutter und treue Ehefrau. Sie war ein aktives Mitglied in ihrer Pfarrgemeinde.« Er warf einen Blick auf seinen Notizblock. »Wohnte in St. Demetrius, in der Hutchinson Street. Das ist in der Nähe der Kreuzung Avenue du Parc und Fairmont Street. Eines Tages hat sie die Kinder zur Schule geschickt und wurde danach nie wieder gesehen.«
    »Was ist mit ihrem Ehemann?«
    »Scheint sauber zu sein.«
    »Liebhaber?«
    Ryan zuckte mit den Achseln. »Sie kommt aus einer sehr traditionsbewußten griechischen Familie. Da hat man eigentlich keinen Liebhaber, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Grace Damas war eine gute Frau, die nur für ihren Mann und die Kinder da war. Im Wohnzimmer hatte sie sogar einen von diesen Marienschreinen stehen.« Wieder ein Schulterzucken. »Vielleicht war sie eine Heilige, vielleicht auch nicht. Wer kann das schon sagen?«
    Ich erzählte Ryan von den Schnittmarken.
    »Es sind dieselben wie bei Trottier und Gagnon.«
    »Hm.«
    »Und ihre Hände waren abgesägt. Und zwar beide, wie bei Gagnon. Bei Morisette-Champoux und Trottier hat der Täter nur eine Hand abgetrennt.«
    »Hm.«
    Als er fort war, setzte ich mich an den Computer und holte mir meine Tabelle auf den Bildschirm. Nachdem ich in der Namensspalte » Inconnue « mit »Grace Damas« ersetzt hatte, trug ich die spärlichen Informationen ein, die Ryan mir gegeben hatte. In einer eigenen Datei faßte ich, nach Todesdatum geordnet, alles zusammen, was ich über die einzelnen Frauen wußte.
    Grace Damas war im Februar 1992 spurlos verschwunden. Sie war zweiunddreißig Jahre alt, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Sie wohnte in der Parc Extension, dem nördlichen Teil von Montreal. Ihre zerstückelte Leiche wurde 1994 auf einem Kirchengrundstück in St. Lambert gefunden, ihr Kopf ein paar Tage später in meinem Garten. Todesursache unbekannt.
    Francine Morisette-Champoux wurde im Januar 1993 brutal geschlagen und dann erschossen. Sie war siebenundvierzig Jahre alt. Ihre Leiche fand man nur Stunden nach der Tat in dem Haus südlich des Stadtzentrums, das sie zusammen mit ihrem Mann bewohnt hatte. Ihr Mörder hatte ihr den Bauch aufgeschlitzt, ihr die rechte Hand abgeschnitten und ihr ein Messer in die Scheide gesteckt.
    Chantal Trottier verschwand im Oktober 1993 im Alter von sechzehn Jahren. Sie hatte bei ihrer Mutter in Sainte Anne-de-Bellevue gewohnt, einem an einem See gelegenen Ort außerhalb von Montreal. Sie wurde geschlagen, erwürgt und zerstückelt. Ihre

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