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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Couch und sah mir ein Spiel der Montreal Expos im Fernsehen an. Als Martinez einen Ball auf einer bananenförmigen Kurve am Schläger der gegnerischen Mannschaft vorbeiwarf, schnappte der Reporter fast über.
    Allzu lange konnte ich dem Spiel allerdings nicht folgen, denn bald trat die Stimme des Reporters in den Hintergrund und machte meinen eigenen Gedanken Platz. Paßten die Morde an Pitre und Gautier vielleicht doch zu den anderen? Hatte das Indianerreservat irgendeine Bedeutung? Pitre war eine Mohawk-Indianerin, während alle anderen Opfer Weiße waren. Vor vier Jahren hatten die Indianer an der Mercier Bridge eine Straßensperre errichtet und sich damit bei den Pendlern nicht gerade Freunde gemacht. Seither war das Verhältnis zwischen dem Reservat und ihren Nachbarn alles andere als herzlich. Ob das vielleicht etwas zu bedeuten hatte?
    Gautier und Pitre waren Prostituierte. Pitre hatte dafür schon mehrmals im Gefängnis gesessen, wohingegen alle anderen Opfer keine Vorstrafen hatten. War das wichtig? Wenn der Mörder seine Opfer aufs Geratewohl heraussuchte, wie groß war dann die Wahrscheinlichkeit, daß es sich bei zwei von sieben Frauen um Prostituierte handelte?
    Hatte es bei den Verbrechen an Morisette-Champoux und Adkins wirklich Anzeichen für eine Inszenierung gegeben, oder bildete ich mir das nur ein? Waren die Leichen einfach zufällig so dagelegen?
    Gab es vielleicht ein religiöses Motiv für die Morde? Über diese Möglichkeit hatte ich überhaupt noch nicht richtig nachgedacht. Und wenn es eines gab, dann welches?
    Irgendwann döste ich ein. Ich träumte von der Main. Gabby winkte mir aus dem oberen Stockwerk eines heruntergekommenen Hotels zu. Das Zimmer hinter ihr war schwach erleuchtet, und ich konnte sehen, wie Leute darin hin und her gingen. Ich versuchte, über die Straße zu dem Hotel zu gehen, aber die Frauen, die davor auf dem Gehsteig standen, warfen mit Steinen nach mir. Sie waren wütend. Dann erschien neben dem Gesicht von Gabby das einer Frau. Obwohl es nur von hinten beleuchtet war, erkannte ich Constance Pitre. Sie versuchte, Gabby etwas über den Kopf zu ziehen, das aussah wie ein Kleid oder eine Robe. Gabby wehrte sich dagegen und wirkte immer verzweifelter.
    Einer der Steine landete direkt auf meinem Bauch und riß mich unsanft aus meinem Traum. Birdie stand mit hoch erhobenem Schwanz auf meinem Unterleib und starrte mir ins Gesicht.
    »Danke, daß du mich aufgeweckt hast.«
    Ich schob ihn zur Seite und setzte mich auf.
    »Was soll denn das, Birdie?«
    Meine Träume sind manchmal recht hilfreich. In ihnen verarbeitet mein Unterbewußtsein das, was ich kürzlich erlebt habe und teilt mir in Rätselform die Lösung für meine Probleme mit. Oft fühle ich mich dann ebenso frustriert wie König Arthur angesichts einer kryptischen Antwort seines Zauberers Merlin. Sag doch, was du damit meinst, Merlin! Denk nach, Arthur, denk nach!
    Na schön. Das Steinewerfen bezog sich ganz offensichtlich auf den Wurf von Martinez in dem Baseballspiel. Daß Gabby in dem Traum auftauchte, war auch kein Wunder. Schließlich machte ich mir Sorgen um sie. Aber was sollten die Main, Pitre und die Nutten? Warum wollte Pitre Gabby etwas überziehen? Und warum winkte Gabby mir dabei hilfesuchend zu? Ich spürte, wie eine unbestimmte Angst in mir hochstieg.
    Nutten. Pitre und Gautier waren Nutten, und beide waren sie tot. Gabby arbeitete mit Nutten. Gabby wurde belästigt. Gabby war verschwunden. War Gabby in Gefahr?
    Nein. Sie hat dich ausgenutzt, Brennan, wie sie das schon so oft getan hat. Und du fällst jedesmal wieder darauf herein.
    Aber die Angst wollte nicht verschwinden.
    Was war mit dem Kerl, der Gabby verfolgt hat? Sie schien wirklich Angst vor ihm gehabt zu haben.
    Aber sie ist aus meiner Wohnung verschwunden, ohne mir auch nur einen Zettel dazulassen. Danke für alles, aber ich muß gehen. Nichts dergleichen.
    War das nicht ein bißchen krass, selbst für Gabbys Verhältnisse? Die Angst wurde stärker.
    »Okay, Dr. Macaulay. Dann wollen wir der Sache mal auf den Grund gehen.«
    Ich stand auf und ging ins Gästezimmer. Wo sollte ich mit dem Suchen anfangen? Ich haßte es, in Gabbys Sachen herumzuschnüffeln.
    Ich entschied mich für den Abfall, denn da kam ich mir noch am wenigsten so vor, als würde ich ihre Privatsphäre verletzen. Ich nahm den Papierkorb und leerte ihn auf dem Tisch aus. Papiertaschentücher. Bonbonpapier. Aluminiumfolie. Ein Kassenzettel. Eine Quittung von einem

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