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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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strapazieren.
    »Dürfte ich dir vielleicht noch ein paar Fragen stellen, J. S.? Ich mache mir Sorgen wegen einer anderen Geschichte, und ich weiß nicht, was ich –«
    »Warum fragst du überhaupt noch, Brennan? Schieß los.«
    Wo sollte ich anfangen? Ich hätte mir eine Liste machen sollen. Mein Kopf kam mir auf einmal so unaufgeräumt vor wie Gabbys Zimmer. Gedanken und Bilder waren in ihm kunterbunt durcheinandergewürfelt.
    »Es geht um etwas anderes.«
    »Das sagtest du schon.«
    »Ich will etwas über Männer wissen, die Frauen sexuell belästigen.«
    »Schieß los.«
    »Darunter versteht man doch auch Männer, die Frauen auf der Straße verfolgen oder sie ständig anrufen, aber sie niemals offen bedrohen, oder.«
    »Ja.«
    Komm zu der Skizze, Brennan.
    »Du hast mir doch bei unserem letzten Gespräch erzählt, daß sexuelle Gewalttäter sich oft Aufzeichnungen wie Tonbandmitschnitte oder Zeichnungen anfertigen.«
    »Richtig.«
    »Machen das die harmlosen Belästiger auch?«
    »Was?«
    »Daß sie Zeichnungen anfertigen.«
    »Möglicherweise.«
    »Kann man eigentlich vom Inhalt einer Zeichnung auf das Maß an Brutalität schließen, zu der der Zeichner fähig ist?«
    »Nicht unbedingt. Für manche Leute ist das Zeichnen eine Art Überdruckventil, womit sie ihre Aggressionen loswerden, ohne sie tatsächlich in die Tat umsetzen zu müssen. Anderen wiederum dient eine Zeichnung als Vorspiel zu einem Verbrechen, und dann gibt es natürlich noch diejenigen, die etwas zeichnen, was sie bereits getan haben.«
    Wie beruhigend.
    »Ich habe eine Zeichnung gefunden, auf der eine Frau mit aufgeschlitztem Bauch zu sehen ist, deren Gedärme in einem Kreis um sie herumgewunden sind. Was könnte das bedeuten?«
    »Die Venus von Milo hat keine Arme. G.I. Joe hat keinen Schwanz. Was bedeutet das? Zensur? Oder sexuelle Abartigkeit? Schwer zu sagen, wenn man das Umfeld nicht kennt.«
    Ich schwieg. Was sollte ich ihm sagen?
    »Stammt diese Zeichnung aus der Galerie von St. Jacques?« fragte J. S.
    »Nein.« Ich habe sie beim Herumschnüffeln in meinem Gästezimmer gefunden. »Du hast doch gesagt, daß die Brutalität von Sexualverbrechern von Tat zu Tat zunimmt, oder?«
    »Ja. Es fängt oft mit Voyeurismus oder obszönen Telefonanrufen an, und manche bleiben auch dabei. Andere aber gehen einen Schritt weiter. Sie schleichen Frauen hinterher oder zeigen sich nackt im Park. Manche brechen sogar nachts in Schlafzimmer ein. Einigen ist auch das noch nicht genug. Die werden dann zu Vergewaltigern oder sogar zu Mördern.«
    »Heißt das, daß Sadisten nicht unbedingt gewalttätig sein müssen?«
    »Jetzt fängst du schon wieder mit deinen Sadisten an. Aber im engeren Sinn muß ich deine Frage mit ja beantworten. Einige dieser Burschen können ihre Phantasien auf andere Weise ausleben. Manche vergreifen sich an Gegenständen oder Tieren, manche finden willige Partner.«
    »Was ist ein williger Partner?«
    »Ein Partner, der mitmacht, der sich dem unterzieht, was die Phantasie des anderen verlangt. Der sich unterwirft, sich erniedrigen und wehtun läßt. Es könnte eine Ehefrau oder Freundin sein oder jemand, den der Täter dafür bezahlt.«
    »Eine Prostituierte?«
    »Sicher. Die meisten Prostituierten machen solche Rollenspiele. Allerdings in gewissen Grenzen.«
    »Dann können sie tatsächlich dazu beitragen, Aggressionen abzubauen?«
    »Ja, solange sie das tun, was der Mann von ihnen verlangt. Dasselbe gilt auch für die Ehefrau oder die Freundin. Aber wenn so ein williger Partner dann irgendwann einmal die Schnauze voll hat, kann es wirklich schlimm werden. Jahrelang war eine solche Frau der Punching-Ball des Mannes, und auf einmal läßt sie sich das nicht mehr gefallen und droht vielleicht sogar damit, ihn bloßzustellen. Einige Männer werden dann so wütend, daß sie die Frauen töten. Manche von ihnen stellen dabei sogar fest, daß es ihnen Spaß macht. Und dann muß irgendwann das nächste Opfer her.«
    Etwas an dem, was er gesagt hatte, beunruhigte mich besonders.
    »Können wir noch einmal zu den Gegenständen zurückkehren? Um was für Gegenstände handelt es sich in der Regel?«
    »Bilder, Puppen. Eigentlich so gut wie alles. Ich habe einmal einen Burschen gehabt, der wie wahnsinnig auf ein lebensgroßes Bild von Flip Wilson in Frauenkleidern einprügelte.«
    »Welcher Teufel hat denn den geritten?«
    »Ein tief verwurzelter Haß auf Schwarze, Schwule und Frauen. Aller guten Dinge sind drei.«
    »Du sagst es.«
    Ich konnte

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