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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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der verzweifelten Suche nach einem Detail, das uns bisher entgangen war. Die Ergebnisse waren ernüchternd.
    Bertrand teilte uns mit, was er bei seiner Untersuchung der Immobilienmakler herausgefunden hatte. Morisette-Champoux und Adkins hatten ihr Haus und ihre Wohnung über die Agentur ReMax angeboten, ebenso der Nachbar von Isabelle Gagnons Bruder. ReMax war eine große Firma, die drei verschiedene Büros betrieb. Niemand dort hatte sich an die ermordeten Frauen erinnert, ja nicht einmal an die Immobilien, die zum Verkauf gestanden hatten. Chantale Trottiers Vater hatte die Agentur Royal Lepage eingeschaltet.
    Claudel hatte sich um Pitres früheren Freund gekümmert und herausgefunden, daß er ein Junkie war, der eine Prostituierte in Winnepeg umgebracht hatte. Das könnte möglicherweise eine vielversprechende Spur sein. Oder auch gar nichts.
    Die Vernehmungen polizeilich registrierter Sexualtäter dauerten an, hatten aber bisher noch kein Ergebnis gebracht. Das überraschte mich nicht.
    Uniformierte Beamte hatten sich in der Nachbarschaft von Adkins und Morisette-Champoux umgehört. Ohne Erfolg.
    Weil wir mit der Untersuchung nicht weiterkamen, waren wir alle ziemlich geladen und gingen beim kleinsten Anlaß aufeinander los. Die Stimmung war so schlecht und die Gemüter so gereizt, daß ich mich mit meinem Vorschlag zunächst zurückhielt und auf den richtigen Moment dafür wartete. Als es dann soweit war, hörte man mir höflich zu. Ich erklärte ihnen, wer Gabby war, und erzählte von der Zeichnung, die ich gefunden hatte, meinem Gespräch mit J. S. und meiner nächtlichen Observation.
    Als ich fertig war, sagte keiner ein Wort. Sieben tote Frauen sahen mich von den schwarzen Brettern schweigend an, und Claudels Kugelschreiber kritzelte verschlungene Netze und Gitter auf seinen Notizblock. Er war den ganzen Nachmittag über still gewesen, als hätte er mit uns nichts zu tun. Das Surren einer elektrischen Uhr an der Wand war lange Zeit das einzige Geräusch im Raum.
    Surrr.
    »Und Sie haben nicht erkennen können, ob es derselbe Scheißkerl war, den wir in der Rue Berger aufgestöbert haben?« Bertrand.
    Surrr.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Surrr.
    »Ich bin dafür, daß wir uns das Schwein schnappen.« Ketterling.
    »Und wegen was?« Ryan.
    Surrr.
    »Wir könnten ihn ja mal unter Druck setzen und sehen, was dabei herauskommt.« Charbonneau.
    »Wenn er wirklich unser Mann ist, dann bringen wir ihn damit nur in Zugzwang. Daß der uns Amok läuft, ist das letzte, was wir jetzt gebrauchen können.« Rousseau.
    »Immer noch besser, als daß er der nächsten Frau eine Jesusfigur zwischen die Beine schiebt.« Bertrand.
    »Der Kerl ist wahrscheinlich bloß ein abgedrehter Wichser.«
    »Oder ein Massenmörder mit einem Unterwäschekomplex.«
    Surrr.
    So ging es noch eine ganze Weile weiter, Französisch und Englisch wild durcheinander. Am Schluß kritzelten alle auf ihren Blöcken herum.
    Surrr.
    Dann: »Wie unzuverlässig ist diese Gabby eigentlich?« Charbonneau.
    Ich zögerte. Irgendwie erschienen mir viele Dinge bei Tageslicht betrachtet anders als in der Dunkelheit der Nacht. Ich hatte diese Männer schon einmal losgeschickt, und wir wußten immer noch nicht, ob diese Suche vergeblich gewesen war oder nicht.
    Claudel sah mich mit Augen an, die so kalt waren wie die eines Reptils. Ich spürte, wie sich unter seinem Blick mein Magen zusammenschnürte. Dieser Mann verachtete mich und würde mich am liebsten fertigmachen. Was tat er hinter meinem Rücken? Wie weit war seine Beschwerde gediehen? Was würde er tun, wenn meine Vermutungen über den Nachthemd-Freak sich als falsch herausstellen würden?
    Und dann traf ich eine Entscheidung, die ich nie wieder zurücknehmen konnte. Vermutlich war ich tief in meinem Inneren davon überzeugt, daß Gabby nichts wirklich Schlimmes zustoßen könne. Vielleicht aber war ich auch bloß um mein eigenes Wohlergehen besorgt und wollte Claudel keine Angriffsfläche bieten. Wer weiß das schon? Jedenfalls räumte ich meiner Besorgtheit um Gabby nicht die höchste Dringlichkeitsstufe ein. Mit anderen Worten, ich machte einen Rückzieher.
    »Sie ist schon öfters verschwunden.«
    Surrr.
    Ryan war der erste, der darauf etwas sagte.
    »Einfach so? Ohne ein Wort zu sagen?«
    Ich nickte.
    Surrr.
    Ryan machte ein grimmiges Gesicht. »Okay. Wir werden dem Burschen mal auf den Zahn fühlen. Wir werden ihn überwachen und seinen Namen herausfinden. Ansonsten halten wir uns bedeckt. Wenn wir nicht

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