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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Quebec, um sagen zu können, in welcher. Der Kartenausschnitt enthielt keine Highways oder andere Dinge, die ich wiedererkannt hätte. Bis auf eines. Es war ein großes, schwarzes X, das direkt in seiner Mitte prangte.
    Ich starrte wie betäubt auf das Kreuz. Gräßliche Bilder begannen sich in meinem Kopf zu formen, aber ich schob sie beiseite und wollte den einzig logischen Schluß, der sich aus den beiden Gegenständen ergab, nicht wahrhaben. Das mußte ein Bluff sein, so wie der Schädel in meinem Garten. Dieser Irre spielte ein Spiel mit mir.
    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich auf Gabbys Gesicht starrte und daran dachte, wie es an anderen Orten und zu anderen Zeiten ausgesehen hatte. Ich sah es als glückliches Gesicht unter einem Clownhut an Katys drittem Geburtstag und tränenüberströmt, nachdem Gabby mir vom Selbstmord ihres Bruders erzählt hatte.
    Kein Laut war in der Wohnung und im Haus zu hören, und das Universum schien einen Augenblick lang stillzustehen. Und dann machte sich in mir eine schreckliche Gewißheit breit.
    Das war kein Bluff. Lieber Gott, großer Gott, liebe, liebe Gabby. Es tut mir leid, so schrecklich leid.
    Ryan hob nach dem dritten Klingeln ab.
    »Er hat Gabby«, flüsterte ich und krampfte die Hand so sehr um den Hörer, daß meine Knöchel ganz weiß wurden. Nur mit äußerster Willensanstrengung gelang es mir, meine Stimme neutral zu halten.
    Ryan ließ sich davon nicht hinters Licht fuhren.
    »Wer?« fragte er. Er spürte das Grauen, das mich gepackt hatte und kam sofort zum Wesentlichen.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und wo sind sie?«
    »Ich – ich weiß es nicht.«
    Ich hörte, wie Ryan sich mit der Hand übers Gesicht fuhr.
    »Was haben Sie?«
    Er hörte sich an, was ich zu sagen hatte, ohne mich einmal zu unterbrechen.
    »Mist.«
    Wir schwiegen.
    »Okay«, sagte Ryan dann. »Ich hole mir den Kartenausschnitt und lasse von der Spurensicherung herausfinden, wo das Kreuz ist. Dann schicken wir einen Streifenwagen dorthin.«
    »Ich kann Ihnen den Ausschnitt auch bringen«, sagte ich.
    »Sie sollten besser in Ihrer Wohnung bleiben. Ich werde Ihnen wieder Personenschutz schicken.«
    » Ich bin doch nicht in Gefahr!« fauchte ich. »Der Drecksack hat Gabby in seiner Gewalt! Vielleicht hat er sie schon getötet!«
    Meine Fassade bröckelte zusehends. Ich mußte mich zusammennehmen, um das Zittern meiner Hände unter Kontrolle zu halten.
    »Brennan, das mit Ihrer Freundin macht mich krank«, sagte Ryan. »Und wenn ich ihr helfen kann, dann werde ich das tun. Das müssen Sie mir glauben. Aber Sie müssen Ihr Gehirn benützen. Es könnte immerhin sein, daß dieser Psychopath nur die Handtasche Ihrer Freundin hat und nicht sie selbst. Vielleicht ist sie in Sicherheit, wo immer sie auch sein mag. Aber wenn er sie hat und uns mit dem Kartenausschnitt mitteilt, wo sie ist, dann hat er sie dort so zurückgelassen, wie er will, daß wir sie finden. Daran können wir nichts ändern. Andererseits müssen wir bedenken, daß er ihnen den Umschlag an die Wohnungstür gesteckt hat, Brennan. Das heißt, daß der Mistkerl in Ihrem Haus war. Zudem kennt er Ihren Wagen.
    Wenn dieser Bursche wirklich ein Mörder ist, dann wird er Sie ohne mit der Wimper zu zucken in die Liste seiner Opfer aufnehmen. Respekt vor dem Leben anderer scheint nicht gerade einer seiner herausragenden Charakterzüge zu sein, und mir kommt es so vor, als hätte er es im Augenblick auf Ihr Leben abgesehen.«
    Damit hatte Ryan nicht unrecht.
    »Außerdem schicke ich jemanden zu dem Kerl, dem sie gefolgt sind.«
    Ich sprach langsam und leise. »Ich möchte, daß mich die Spurensicherung anruft, sobald sie den Ort gefunden hat.«
    »Bren…«
    »Ist das ein Problem?« fragte ich nicht mehr ganz so leise.
    Das war irrational, und ich wußte es. Auch Ryan spürte meine wachsende Hysterie – oder war es Wut? Vielleicht scheute er auch nur die Auseinandersetzung mit mir.
    »Nein.«
    Ryan holte den Umschlag gegen Mitternacht, und eine Stunde später rief mich die Spurensicherung an. Sie hatten einen Fingerabdruck von dem Personalausweis abgenommen – meinen eigenen. Das X markierte ein leeres Grundstück in St. Lambert, auf der anderen Seite des Flusses. Eine Stunde später bekam ich einen zweiten Anruf von Ryan. Ein Streifenwagen hatte das Grundstück und die Gebäude in der Nähe überprüft und nichts Auffälliges bemerkt. Für den Morgen hatte Ryan ein großes Aufgebot an Spurensicherungsteams dorthin bestellt, darunter auch

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