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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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sprach. Nach einer Weile drehte er sich um und kam zu mir.
    Er zog die Hosenbeine hoch, ging vor der offenen Wagentür in die Hocke und legte eine Hand auf die Armstütze. Obwohl es noch nicht einmal elf Uhr war, hatte es schon siebenundzwanzig Grad, und Ryan schwitzte am Kopf und unter den Achseln.
    »Das tut mir so leid«, sagte er.
    Ich nickte.
    »Ich weiß, wie schwer das für Sie ist.«
    Nein. Das weißt du nicht. »Der Zustand der Leiche war gar nicht so schlimm. Ziemlich überraschend, bei diesem Wetter.«
    »Wir wissen noch nicht, wie lange sie hier gelegen hat.«
    »Stimmt.«
    Ryan nahm meine Hand in die seine, die auf dem Vinyl der Armlehne einen kleinen, feuchten Fleck hinterließ. »Sie hätten überhaupt nichts tun können, um –«
    »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Nicht viel.«
    »Keine Fußabdrücke, Reifenspuren, überhaupt nichts?«
    Ryan schüttelte den Kopf.
    »Keine Fingerabdrücke auf den Ziegelsteinen?« Noch während ich sie aussprach, wußte ich, wie dumm die Frage war.
    Ryan sah mir in die Augen.
    »Und in dem Grab war auch nichts?«
    »Doch. Etwas haben wir gefunden, Tempe. Es lag auf ihrer Brust.« Er zögerte einen Augenblick, bevor er weitersprach. »Einen Latexhandschuh, wie man ihn in der Medizin verwendet.«
    »Wie das? Der Kerl war doch sonst nie so schlampig. Vielleicht finden sich ja Fingerabdrücke an der Innenseite.« Ich hatte Mühe, meine Fassung zu bewahren. »Sonst noch was?«
    »Ich glaube nicht, daß sie hier getötet wurde, Tempe. Vermutlich hat sie der Täter hierher transportiert.«
    »Was ist das überhaupt für ein Grundstück?«
    »Vor vielen Jahren war hier mal eine Gastwirtschaft, aber die mußte schließen, und das Grundstück wurde verkauft. Der neue Besitzer ließ das Haus abreißen und ging dann bankrott. Vor sechs Jahren hat man den Zaun errichtet, und seither ist hier nichts mehr geschehen.«
    »Wem gehört es?«
    »Wollen Sie den Namen wissen?«
    »Ja, verdammt noch mal.«
    Ryan sah in seinem Notizbuch nach. »Der Mann heißt Connolly.«
    Hinter ihm konnte ich sehen, wie zwei Helfer den Sack mit Gabbys Überresten auf eine Bahre legten und sie hinüber zum Wagen des Leichenbeschauers rollten.
    Mein Gott, Gabby, das tut mir so leid!
    »Soll ich Ihnen noch etwas bringen?« Ryans eisblaue Augen sahen mich besorgt an.
    »Was?«
    »Wollen sie noch etwas trinken? Oder essen? Wollen Sie nach Hause?«
    Ja. Und ich will nie wieder zurückkommen.
    »Nein. Vielen Dank.«
    Jetzt erst bemerkte ich seine Hand, die immer noch über der meinen lag. Ihre Finger waren lang und schmal, aber die Handfläche breit und kantig. An seinem Daumenknöchel entdeckte ich eine halbkreisförmige Narbe.
    »Sie wurde nicht verstümmelt«, sagte ich.
    »Nein.«
    »Was haben die Ziegelsteine zu bedeuten?«
    »Keine Ahnung. Ich werde nie begreifen, was diese Wahnsinnigen denken.«
    »Er macht sich über uns lustig, nicht wahr? Er wollte, daß wir sie finden, und er wollte uns damit etwas beweisen. Jetzt bin ich mir ganz sicher, daß wir in dem Handschuh keine Fingerabdrücke finden werden.«
    Ryan sagte nichts.
    »Das hier ist anders als die anderen Morde, nicht wahr, Ryan?«
    »Ja.«
    Die Hitze in dem Wagen kam mir so dick wie Sirup vor. Ich stieg aus und hob meine Haare, um mir den Wind an den Nacken blasen zu lassen. Aber es wehte kein Wind. Ich sah zu, wie der Leichensack mit zwei Stoffriemen an der Bahre festgeschnallt wurde. Ein Schluchzen stieg in meiner Kehle hoch, aber ich hielt es zurück.
    »Hätte ich sie retten können, Ryan?«
    »Hätte irgendjemand von uns sie retten können? Ich weiß es nicht.« Er atmete tief und hörbar aus und blinzelte ins Sonnenlicht. »Vor ein paar Wochen wäre das vielleicht noch möglich gewesen. Aber bestimmt nicht gestern oder vorgestern.« Er drehte sich wieder mir zu und sah mich an. »Aber eines weiß ich: Wir werden diesen Dreckskerl erwischen.«
    Ich sah, wie Claudel mit einem Plastikbeutel von der Spurensicherung auf uns zukam. Wenn er jetzt eine blöde Bemerkung macht, dachte ich, werde ich ihm das Maul für immer stopfen. So wahr ich hier stehe.
    »Tut mir wirklich leid«, murmelte Claudel und vermied es, mich dabei anzusehen. Dann sagte er zu Ryan: »Wir sind hier jetzt soweit fertig.«
    Ryan hob die Augenbrauen, und Claudel bedeutete ihn mit einer Kopfbewegung, er solle mit ihm kommen.
    Mein Herzschlag beschleunigte sich: »Was ist? Was haben Sie gefunden?« Ryan legte mir beruhigend seine Hände auf die Schultern.
    Ich sah in den

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