Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan
Telefon.
Es war tot.
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Ich legte den Hörer auf und ließ meine Blicke durch die Dunkelheit streifen. Obwohl ich keine bedrohlichen Umrisse wahrnehmen konnte, spürte ich, daß außer mir noch jemand in der Wohnung war! Ich zitterte und krampfte mich innerlich zusammen, während ich mir überlegte, was ich jetzt tun sollte.
Bleib ruhig, sagte ich mir. Und dann öffne die Glastür und geh hinaus in den Garten.
Aber das Gartentor war verschlossen, und der Schlüssel befand sich in der Küche. Ich stellte mir den Gartenzaun vor und fragte mich, ob ich ihn wohl überspringen könnte. Wenn nicht, so wäre ich wenigstens im Freien, und vielleicht würde dort ja einer der Nachbarn meine Schreie hören. Aber würden sie das wirklich? Schließlich tobte da draußen ein Gewittersturm.
Angestrengt lauschte ich auf jedes Geräusch. Mein Herz schlug an die Rippen wie eine Motte an ein Fliegengitter, und meine Gedanken rasten in tausend verschiedene Richtungen. Ich dachte an Margaret Adkins, an Pitre und die anderen, an ihre durchgeschnittenen Kehlen und ihre ins Leere starrenden Augen.
Tu was, Brennan! Beweg dich! Warte nicht, bis er dich erwischt! Meine Angst um Katy machte es mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Was wäre, wenn mir die Flucht gelänge und er ihr in meiner Wohnung auflauerte. Nein, dachte ich, der wartet auf niemanden. Er muß alles unter Kontrolle haben, sonst macht er gar nichts. Er wird einfach weggehen und sich einen neuen Plan ausdenken.
Ich schluckte und hätte fast vor Schmerzen laut aufgeschrien, so weh tat mir mein ausgetrockneter Hals. Ich beschloß, die beiden Glastüren zum Garten aufzureißen und mich hinaus in den Regen und in die Freiheit zu stürzen. Mein Körper war bereit, alle Muskeln und Sehnen waren angespannt. Los! Ich rannte zur Tür. Mit fünf Schritten hatte ich die Couch umrundet, dann faßte ich mit einer Hand den Türgriff und legte mit der andren den Riegel um. Das Messing fühlte sich in meinen feuchtwarmen Händen kalt an.
Aus dem Nirgendwo legte sich eine Hand so groß wie eine Kohlenschaufel auf meinen Mund und zog meinen Hinterkopf gegen einen Körper, der sich so hart anfühlte wie Beton. Die Hand preßte mir die Lippen an die Zähne und drückte meinen Unterkiefer zur Seite. Sie war unnatürlich glatt und strömte einen Geruch aus, der mir von irgendwoher vertraut war. Aus dem Augenwinkel sah ich das Funkeln von Metall. Etwas Kaltes preßte sich an meine rechte Schläfe. Angst beherrschte meine Gedanken und löschte alles aus, was nichts mit meinem Körper und dem meines Angreifers zu tun hatte.
»Hallo, Doktor Brennan. Wie schön, daß unser kleines Rendezvous endlich geklappt hat.« Es war eine leise, tiefe Stimme, die klang, als zitiere sie den Text eines Liebeslieds.
Ich versuchte, seinen Griff zu lockern, aber er hielt mich so fest wie ein Schraubstock. In meiner Verzweiflung schlug ich wild um mich, aber meine Fäuste gingen ins Leere.
»Nicht doch. Es hat keinen Sinn, sich zu wehren. Heute abend gehören Sie mir, Doktor Brennan. Heute gibt es auf der ganzen Welt nur Sie und mich.« Er preßte mich wieder fester an sich, so daß ich an meinem Nacken seinen warmen Körper spürte, der fast ebenso glatt war wie seine Hand. Ich fühlte mich so hilflos, daß ich in Panik geriet.
Ich konnte nicht denken. Ich konnte nicht sprechen. Ich wußte nicht, ob ich ihn anflehen, mit ihm kämpfen oder mit ihm diskutieren sollte. Er hielt meinen Kopf so fest, daß ich ihn überhaupt nicht bewegen konnte. Eine meiner Lippen mußte wohl unter dem Druck geplatzt sein, denn mein Mund schmeckte nach Blut.
»Haben Sie mir denn gar nichts zu sagen? Macht nichts, später werden Sie schon noch mit mir reden.« Wenn er sprach, klang es so, als feuchte er die Lippen an und sauge sie nach innen an seine Zähne.
»Ich habe Ihnen etwas mitgebracht.« Ich spürte, wie er seinen Körper drehte. Dann nahm er die Hand von meinem Mund. »Ein Geschenk.«
Ich hörte ein klirrendes Geräusch. Er schob meinen Kopf nach vorn und legte mir etwas Kaltes, Hartes um den Hals. Es war eine Kette aus Metall. Noch bevor ich reagieren konnte, zog er daran und riß mich in eine andere Welt, in der es nur noch explodierendes Licht, panisches Würgen und die Angst vor dem Ersticken gab.
Nach einer Weile ließ er die Kette ein wenig nach, nur um kurz darauf um so fester daran zu ziehen. Ich spürte, wie er mir den Unterkiefer und einen Halswirbel verrenkte und hatte das Gefühl, als würde mir der
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