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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Kehlkopf zerquetscht. Die Schmerzen waren unerträglich. Ich krallte mit den Fingern nach der Kette und schnappte verzweifelt nach Luft.
    Er riß mich herum, packte meine Hände und wand mir eine zweite Kette um die Handgelenke. Dann zog er sie mit einer ruckartigen Bewegung straff und hängte sie mit einem Haken an der Kette um meinen Hals ein. Das andere Ende hob er hoch über seinen Kopf. Die Kette zog sich zusammen und schnürte mir die Luft ab, so daß meine Lungen wie Feuer brannten und mein Gehirn nach Sauerstoff schrie. Tränen strömten mir über die Wangen, und ich hatte zu kämpfen, um bei Bewußtsein zu bleiben.
    »Oh, hat das weh getan? Das tut mir aber leid.«
    Er ließ die Hand sinken. Die Kette entspannte sich, und mein malträtierter Mund schnappte gierig nach Luft.
    »Sie sehen aus wie ein großer Fisch, den man gerade aus dem Wasser gezogen hat.«
    Er blickte mir jetzt ins Gesicht. Seine Augen waren nur Zentimeter von den meinen entfernt, aber vor Schmerzen konnte ich kaum etwas erkennen. Es hätte irgendein Gesicht sein können, sogar das eines Tieres. Seine Mundwinkel bebten, als wäre ihm gerade ein besonders guter Witz eingefallen. Er hatte ein Messer in der Hand, mit dessen Spitze er um meine Lippen herumfuhr.
    Mein Mund war so trocken, daß die Zunge am Gaumen klebte. Ich schluckte und versuchte, ihm etwas zu sagen.
    »Ich würde –«
    »Schnauze! Halten Sie Ihr gottverdammtes Maul. Ich weiß, was Sie jetzt gerne tun würden, denn ich weiß genau, wie Sie über mich denken. Sie halten mich für eine Mißgeburt, die man vernichten muß, habe ich recht? Aber ich bin genauso viel wert wie alle anderen auch. Und jetzt habe ich hier das Sagen.«
    Er packte das Messer so fest, daß seine Hand zu zittern begann. Ihre Knöchel waren unnatürlich glatt und rund und schimmerten gespenstisch weiß im trüben Licht. Natürlich! Er trug Latexhandschuhe! Das war der bekannte Geruch gewesen, den ich vorhin wahrgenommen hatte. Die Klinge ritzte meine Wange, und ich spürte, wie mir eine warme Flüssigkeit übers Kinn lief. Ich fühlte mich verlassen und hoffnungslos.
    »Wenn ich mit Ihnen fertig bin, dann reißen Sie sich vor lauter Sehnsucht nach mir eigenhändig den Slip vom Leib, Doktor Brennan. Aber das kommt später. Jetzt halten Sie erst einmal den Mund und reden nur, wenn ich es Ihnen erlaube.«
    Er atmete schwer, und sein Gesicht war um die Nase herum ganz bleich. In der rechten Hand hielt er noch immer das Messer, und mit der linken spielte er an der Kette, indem er ihre Glieder um den Handballen wickelte und dann wieder locker ließ.
    »Und jetzt sagen Sie mir, was Sie von mir denken. Halten Sie mich für verrückt?«
    Ich sagte nichts. Hinter ihm prasselte der Regen an die Fensterscheibe.
    Er zog an der Kette und brachte mein Gesicht ganz nahe an seines. Sein Atem strich kühl über den Schweiß auf meiner Haut.
    »Machen Sie sich Sorgen wegen Ihrer Tochter?«
    »Woher kennen Sie meine Tochter?« würgte ich hervor.
    »Ich weiß alles über Sie, Doktor Brennan.« Seine Stimme klang weich und zuckersüß und fühlte sich an wie ein obszönes Ding, das mir ins Ohr kroch. Ich durfte ihn nicht weiter provozieren. Seine Stimmungen schwankten hin und her wie eine Hängematte in einem Orkan.
    »Wissen Sie, wo sie ist?«
    »Kann schon sein.« Er zog die Kette ganz langsam wieder nach oben und zwang mich dadurch, mein Kinn in die Höhe zu recken. Dann fuhr er mir ganz langsam mit dem Messer über die Kehle.
    Während draußen ein Blitz vom Himmel zuckte, zog er die Kette mit einem Ruck noch fester. »Na, ist das eng genug?« fragte er.
    »Bitte –«, keuchte ich.
    Er ließ die Kette ein wenig nach, so daß ich das Kinn wieder senken konnte. Ich schluckte schwer und rang nach Luft. Mein Hals brannte innen wie Feuer und war außen von den Gliedern der Kette aufgeschürft und angeschwollen. Ich hob die Hände, um ihn zu reiben, aber sofort zog er an der Kette und riß mir die Handgelenke nach unten. Ein rattenhaftes Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Haben Sie mir denn nichts zu sagen?« fragte er und starrte mich mit weit geöffneten Pupillen an. Die unteren Augenlider zuckten synchron mit seinen Mundwinkeln.
    Trotz meiner Angst fragte ich mich, was die anderen Frauen in dieser Situation getan hatten. Was Gabby getan hatte.
    Er zog an der Kette wie ein Kind, das einen kleinen Hund quält. Ein mörderisches Kind. Ich dachte an Alsa. Ich dachte an die Abdrücke der Kette auf Gabbys toter Haut. Und ich

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