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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Erdnuß, das sich zwischen seinen Schneidezähnen verfangen hatte. Nachdem er es kurz betrachtet hatte, schnippte er es fort.
    »Einmal in Saint Calixte und ein anderes Mal in Saint Hubert, glaube ich. Der Einbruch, den dieser St. Jacques aus der Zeitung ausgeschnitten hat, ist erst vor ein paar Wochen in Saint Paul-du-Nord über die Bühne gegangen.« Francoeurs Oberlippe beulte sich aus, als er mit der Zunge an seinen Zähnen entlang fuhr. »Ich glaube, es gibt noch einen vierten Fall, aber den hat die CUM untersucht. Soweit ich mich erinnern kann, haben die mich mal vor einem Jahr deswegen angerufen.«
    Niemand sagte etwas.
    »Meiner Meinung nach ist dieses Kerlchen ein kleiner Fisch. Er tut niemandem weh und klaut nichts. Er hat bloß eine ziemlich bizarre Auffassung von Geschlechtsverkehr.«
    Francoeur knüllte das Einwickelpapier des Schokoriegels zusammen und warf es in hohem Bogen in den Papierkorb neben seinem Schreibtisch.
    »Ich habe gehört, daß die betroffenen Bürger in Saint Paul-du-Nord keine Anzeige erstattet haben sollen.«
    »Stimmt«, sagte Ryan, »die Erfolgschance beim Aufklären solcher Fälle ist in etwa so hoch wie die einer Gehirnoperation mit einem Pfadfindermesser.«
    »Unser Held hat die Geschichte vielleicht nur deshalb ausgeschnitten, weil er einen Ständer davon kriegt, wenn jemand in anderer Leute Schlafzimmer eindringt. Er hatte auch einen Artikel über ein mißbrauchtes Mädchen, von dem wir genau wissen, daß er es nicht angerührt haben kann. Wir haben die Geschichte nämlich nachgeprüft, und es stellte sich heraus, daß es der eigene Vater war, der an der Kleinen herumgefummelt hat.« Francoeur lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Vielleicht identifiziert sich St. Jacques nur mit allen möglichen Perverslingen.«
    Ich hörte der Diskussion zu, aber meine Blicke wanderten von den daran Beteiligten zu dem großen Stadtplan, der hinter Francoeur an der Wand hing. Er ähnelte dem, den ich in St. Jacques’ Wohnung gesehen hatte, aber er hatte einen kleineren Maßstab, so daß auch die weiter östlich und westlich gelegenen Vororte abgebildet waren.
    Die Unterhaltung zog sich mittlerweile durch den ganzen Raum, und viele der Beamten hatten ihre eigenen Anekdoten zu Spannern, Exhibitionisten und anderen Perverslingen beizutragen. Während die Worte von Tisch zu Tisch flogen, stand ich still auf und ging hinüber zu dem Stadtplan. Ich hoffte, daß ich dabei nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf mich zog. Ich ließ die Blicke über die Karte schweifen und suchte die Stellen, an denen Charbonneau und ich am Freitag die Kreise mit den Kreuzen darin gefunden hatten. Auf einmal riß mich Ryans Stimme aus meinen Überlegungen.
    »An was denken Sie gerade?« fragte er.
    Ich nahm eine Schachtel mit Markierungsnadeln von dem schmalen Brett unterhalb des Stadtplans. Jede von ihnen hatte einen großen farbigen Plastikkopf. Ich suchte mir eine rote Nadel heraus und drückte sie an der südöstlichen Ecke des Grand Seminaire in den Stadtplan.
    »Gagnon«, sagte ich.
    Die nächste Nadel steckte ich unterhalb des Olympiastadions ein.
    »Adkins.«
    Die dritte Nadel kam in die obere linke Ecke des Stadtplans in die Nähe des Lac des Deux-Montagnes, eines breiten Arms des St. Lawrence-Stroms.
    »Trottier.«
    Die Insel, auf der Montreal liegt, hat in etwa die Form eines Fußes. Der Knöchel ist im Osten, die Ferse im Süden und die Zehen deuten nach Westen. Zwei der Nadeln steckten in diesem Fuß knapp oberhalb der Sohle, eine davon in der Ferse, die andere weiter nordöstlich, etwa auf halber Strecke zu den Zehenspitzen. Die dritte Nadel steckte im Knöchel, an der westlichsten Spitze der Insel. Irgendein Muster konnte ich in ihrer Plazierung nicht erkennen.
    »St. Jacques hat diese Stellen auf seinem Stadtplan markiert«, sagte ich und deutete auf die Nadeln in der Innenstadt und im Eastend.
    Dann fuhr ich mit dem Finger an der Südküste der Insel entlang und über die Victoria-Brücke hinüber nach St. Lambert, von wo aus ich nach Süden ging. Ich suchte nach den Straßennamen, die ich am Freitag gesehen hatte und nahm eine vierte Nadel, die ich am anderen Ufer des Flusses in den Plan steckte, direkt unterhalb der Wölbung des Fußes. Die Verteilung der Nadeln ergab immer weniger Sinn. Ryan sah mich fragend an.
    »Hier war sein drittes Kreuz.«
    »Was ist dort?«
    »Haben Sie eine Idee?« fragte ich.
    »Keine Ahnung. Vielleicht hat er dort sein totes Schoßhündchen vergraben.« Er sah auf die Uhr.

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