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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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Wenden manche den Kopf ab?
    Vielleicht hört sich das überspannt an, aber ihr wisst, dass es so ist. Ihr seid vorher auch noch nie allein im Rosie’s gewesen, stimmt’s?
    Stimmt.
    Das ist eine völlig neue Erfahrung. Und im Grunde wisst ihr auch ganz genau, warum ihr noch nie allein dort wart. Doch wenn ihr jetzt allein an der Bar sitzt, ohne etwas zu bestellen, dann werden die Leute dasselbe über euch denken, was sie über mich gedacht haben. Dass ihr auf jemanden wartet.
    Bleibt einfach sitzen und werft ab und zu einen Blick auf die Uhr, die an der Wand hängt. Je länger ihr wartet - das ist wirklich wahr -, desto langsamer bewegen sich die Zeiger.
    Heute wird alles anders sein. Wenn ich da bin, wird mein Herz beim Blick auf die Uhr rasen, weil jeden Moment meine Mutter zur Tür hereinkommen kann.
    Ich beginne zu laufen.
    Nach fünfzehn Minuten könnt ihr euch meinetwegen einen Milkshake bestellen. Denn fünfzehn Minuten sind zehn Minuten länger, als auch der Langsamste brauchen würde, um von der Schule zum Rosie’s zu gehen.
    Offenbar... hat euch jemand versetzt.
    Wenn ihr eine Empfehlung braucht: Mit einem Banane-Erdnussbutter-Shake macht ihr keinen Fehler.
    Dann wartet ihr so lange, wie es dauert, den Milkshake in Ruhe auszutrinken. Wenn dreißig Minuten vorbei sind, fangt
an, mit dem Löffel im Glas herumzurühren, wie ich es getan habe.
    Du bist ein Arschloch, Marcus. Du hast sie versetzt, obwohl du sie nicht einmal hättest fragen müssen, ob sie mit dir ausgeht. Es war nur eine Geldbeschaffungsmaßnahme für das Cheerleading Camp. Wenn du das Ganze nicht ernst genommen hast, dann hättest du sie auch nicht fragen dürfen.
    Dreißig Minuten sind eine lange Wartezeit am Valentinstag. Besonders wenn man allein im Rosie’s Diner herumsitzt. Dann hat man jede Menge Zeit zu grübeln, was wohl schiefgelaufen sein könnte. Hat er die Verabredung vergessen? Dabei wirkte er wirklich aufrichtig. Ich meine ... selbst die Cheerleaderin hat geglaubt, dass er es ernst meint.
    Ich laufe weiter.
    Bleib ganz ruhig, Hannah. Das habe ich mir unentwegt gesagt. Du riskierst hier schon nicht deinen Kopf. Beruhige dich. Kommt euch das irgendwie bekannt vor? Habe ich mich nicht mit derselben Begründung davon abhalten lassen, meinen Fragebogen aus dem Schuhkarton zu entfernen?
    Okay, stopp! Diese Gedanken rasten durch meinen Kopf, nachdem ich dreißig Minuten auf Marcus gewartet hatte. Vermutlich war ich auch deshalb nicht in besonders guter Verfassung, als er endlich auftauchte.
    Mein Tempo verlangsamt sich. Nicht weil ich außer Atem bin oder weil meine Beine schmerzen. Ich bin nicht physisch erschöpft, sondern ausgelaugt.
    Wenn Marcus sie nicht versetzt hat, was ist dann passiert?
    Er setzte sich neben mich und hat sich entschuldigt. Ich sagte ihm, dass ich nicht mehr mit ihm gerechnet hätte. Er schaute mein leeres Glas an und entschuldigte sich erneut. Doch seiner Ansicht nach war er gar nicht zu spät gekommen.
Er war sich auch nicht sicher, ob ich überhaupt da sein würde.
    Ich will ihm das gar nicht vorwerfen. Offenbar dachte er, wir hätten uns nur zum Spaß verabredet. Oder er nahm es wenigstens an. Doch als er sich schon auf dem Heimweg befand, kamen ihm doch Zweifel, also kehrte er um und schaute sicherheitshalber beim Rosie’s vorbei.
    Und deshalb bist du auf dieser Kassette, Marcus. Du bist nur für den Fall der Fälle hierhergekommen. Falls ich, Hannah Baker - die stadtbekannte Skandalnudel -, auf dich warten würde.
    Und leider tat ich das. Damals dachte ich noch, dass es ganz nett werden könnte.
    Damals war ich eine Idiotin.
    Da ist das Rosie’s. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Am anderen Ende des Parkplatzes.
    Denn ihr müsst wissen, dass Marcus nicht einfach so ins Rosie’s kam. Nein, er kam mit einem Plan dorthin. Und Bestandteil dieses Plans war es, mich von der Bar weg in den hinteren Raum zu locken, nahe bei den Flipperautomaten. Er wollte mich eingeklemmt zwischen sich und der Wand haben.
    Der Parkplatz ist fast leer. Direkt vor dem Rosie’s stehen ein paar Autos. Das meiner Mutter ist nicht dabei. Ich bleibe stehen.
    Wenn ihr also gerade im Rosie’s seid, dann bleibt lieber an der Bar sitzen. Da ist es weitaus gemütlicher, das könnt ihr mir glauben.
    Ich stehe auf dem Bordstein und atme tief ein und aus. An der Kreuzung beginnt die Ampel zu blinken.
    Ich weiß nicht, wie genau er alles im Voraus geplant hatte. Vielleicht hatte er nur das Ende vor Augen. Ein bestimmtes
Ziel. Und

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