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Tote Männer Milch (German Edition)

Tote Männer Milch (German Edition)

Titel: Tote Männer Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Malina
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Erstaunen seinem Gesicht zuwandte. „Schön, dass du dich daran erinnerst.“
    Paul überhörte Isoldes rührselige Worte und stocherte weiter. „Und? Weiter? An was erinnerst du dich noch?“
    „Ich habe dich ins Bett gebracht, dich entkleidet … mich dann auch hingelegt, ich war ja selbst müde…“
    „Und dann?“
    „Dann kann ich mich an nichts mehr erinnern, Filmriss, wie ich schon sagte.“
    Paul war sichtlich nur halb zufrieden mit ihrer Behauptung, aber es war ihm auch unangenehm ihr weiter auf den Zahn zu fühlen. Als hätte Isolde seine Gedanken erraten, blickte sie ihn beleidigt an.
    „Hast du Angst etwas getan zu haben, was du bereuen könntest?“
    Mit vorgespieltem Interesse wandte sich Paul seinem Glas Orangensaft zu, schwenkte es hin und her, als wolle er den Fruchtgehalt prüfen.
    „Und du?“, gab er Isoldes Frage zurück.
    „Ich bereue grundsätzlich nichts und niemals, weil es keinen Sinn macht zu bereuen. Es gibt keine falschen Momente. Genau so wenig wie es richtige Entscheidungen zum falschen Zeitpunkt gibt.“ – Sie hielt inne. Auch wenn sie in den vergangenen Jahren sehr, sehr viel Zeit zum Grübeln hatte, kam ihr so viel Lebensphilosophie selten am Stück aus dem Mund.
    „Merk dir!“, fuhr sie fort. „Der Moment ist immer heilig, weil er frei von rationalen Einflüssen ist.“
    „Begnadigung für den Affekt. Amen!“, rundete Paul ab.
    „Nenn es wie du willst“, murmelte Isolde, wobei sie sich konzentriert ihrem Frühstücksmesser widmete. Die Schneide mit dem Finger prüfend abtastete, ausholte und geschickt ihr Ei halbierte.
    „Ein sauberer Schnitt“, stellte Paul anerkennend fest.
    „Soll ich das mit deinen Eiern auch machen?“, bot sich Isolde an.
    „Danke, das kann ich schon noch selbst.“
    „Zack!“, feuerte Paul sich selbst an.
    Das halbierte Ei landete zermatscht auf der Tischdecke. Isolde registrierte den missglückten Versuch mit erhobenen Augenbrauen.
    „Deine Handhabung war unentschlossen. Außerdem musst du auf den richtigen Winkel achten“, kritisierte sie.
    Zur Demonstration setzte sie ein noch unversehrtes Ei in den Eierbecher.
    „Zack!“, sagte sie, während sie das Ei köpfte, ohne dass es seine ursprüngliche Form einbüßte.
    Argwöhnisch betrachtete Paul das Ei. Isolde erwischte ihn dabei.
    „Was ist?“, maulte sie. „Du guckst, als hättest du mit dem Ei noch ein Hühnchen zu rupfen.“
    Mit einem süffisanten Lächeln fasste Paul seinen Gedanken in Worte:
    „Als man die Verbrecher noch mit dem Schwert oder dem Handbeil aus der Welt geschafft hat, hättest du eine exzellente Henkerin abgegeben. Du hättest die Leute in aufrechter Haltung köpfen können, ohne dass denen die Birne wegfliegt.“
    „Gewiss doch“, pflichtete Isolde im Plauderton bei, „wenn das Amt des Henkers nicht eine Domäne der Männer gewesen wäre.“
    „Nun“, meinte Paul, „die Zeiten haben sich geändert.“
    Spontan sprang Paul vom Stuhl auf.
    „Ich muss los!“, verkündete er.
    Isolde erhob sich ebenfalls und machte sich daran, den Tisch abzuräumen. Sie hatte die Küchenrolle bereits in der Hand, um Pauls Speisereste vom Tisch zu wischen, als sie seinen festen Griff an ihrem Arm zu spüren bekam.
    „Ich möchte, dass du jetzt gehst“, ermahnte er sie eindringlich.
    „Aber…“, widersprach Isolde hilflos und nickte Richtung Tisch und Eiermatsch.
    „Du brauchst hier keine Spuren zu beseitigen. Geh jetzt! Bitte!“
    „Wie du meinst“, lenkte Isolde verschnupft ein und pfefferte die Küchenrolle auf den Tisch. „Ich gehe!“, versicherte sie erhobenen Hauptes. Aber ich komme wieder!
    Sie lächelte Paul ins Gesicht.
     
     
     

8. Kapitel
     
    Er hat es nicht so gemeint, dachte Isolde. Ich darf das nicht persönlich nehmen. Er hat mich ja nicht hinaus geworfen, sondern mich höflich, wenn auch eindringlich gebeten, zu gehen. Es war alles zu viel für ihn. Er muss sich erst neu orientieren, allein sein, zu Kräften kommen, um sich in Ruhe Gedanken zu machen über – ja, über was eigentlich? überlegte Isolde. Über unsere Zukunft natürlich, was sonst.
    Sie saß an ihrem Arbeitsplatz und blickte auf den Bildschirm ihres Computers. Sie bemerkte nicht, wie die Zeit verstrich, während sie vor sich hin sinnierte. Es war schon Viertel nach zwei, und eigentlich hätte die Bücherei an diesem Tag bereits um 14 Uhr geöffnet haben müssen. Aber die Tür war verschlossen. Isolde wäre das nicht weiter aufgefallen. Sie hätte wahrscheinlich noch bis

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