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Tote Männer Milch (German Edition)

Tote Männer Milch (German Edition)

Titel: Tote Männer Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Malina
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begeistert in die Hände. Weit weniger euphorisch reagierte sie, als ihr der Juwelier die anfallenden Kosten mitteilte.
    „Geht es denn wenigstens schnell?“
    „Ist Ihnen morgen schnell genug?“
    Isolde leistete eine Anzahlung und verließ zufrieden das Geschäft.
     
    Es war noch hell, als Isolde zu Hause eintraf. Sie schloss die Tür auf und tätschelte den kleinen Hund, der ihr aufgeregt entgegengehopst kam. Kurz entschlossen griff sie nach der Hundeleine, um mit dem Tier noch einen Spaziergang zu unternehmen. Zielstrebig schlug sie den Weg ein, der zur Villa führte. Sie stutzte, als sie vor der Einfahrt ein ihr unbekanntes Auto erspähte. Sie ging aber weiter, da auf der anderen Straßenseite der Nachbar seinen Rasen mähte. Ihre Gelassenheit täuschte. Isolde war innerlich aufgewühlt. Es gab im Augenblick nichts Wichtigeres für sie, als herauszufinden, wem diese Schrottmühle gehörte. Also machte sie wieder kehrt, achtete darauf, dass sie nicht in den Blickwinkel des rasentrimmenden Nachbars geriet, aber trotzdem das Auto im Auge behielt. Sie konnte erkennen, dass sich im Auto zwei große Hunde befanden. Obwohl sie sich auf eine längere Wartezeit eingestellt hatte, ging plötzlich alles ganz schnell. Aus der Haustür trat eine Frau. Energisch knallte sie die Haustür zu, ohne abzuschließen. Überhaupt schien es Isolde, als wäre dieses hysterische Bündel mit den Gepflogenheiten des Hauses vertraut. Isolde schätzte die Unbekannte auf Ende zwanzig. Sie trug eine abgeschnittene Jeans, die ihr nur knapp über das üppige Gesäß reichte, und ein kurzärmliges Karohemd, das sie über der Hüfte zusammen geknotet hatte. Während sie eilig auf ihr Auto zulief, war sie damit beschäftigt, eine auffällige Haarspange in ihre feuerroten, aufgeblähten Locken zu befestigen. Mit der anderen Hand telefonierte sie. Obwohl ihre Stimme temperamentvoll klang, verstand Isolde kein Wort. Schwungvoll setzte sich die Fremde ins Auto und brauste, das Handy an ihr Ohr gepresst, von dannen. Das Einzige, was Isolde im Eifer des Gefechts aufschnappen konnte, war das Landshuter Autokennzeichen.
     
    Isolde kam diese Nacht sehr spät ins Bett. Es war schon eine Stunde nach Mitternacht, als sie wie gerädert von ihrem Baum kletterte. Ohne Erfolg. Während der Observation stand die Maibach-Villa wie ein erloschener Lampenschirm da. Nichts tat sich. Vielleicht ist dieser Feuerteufel auch nur eine Verwandte der Toten gewesen. Mit diesen tröstlichen Gedanken schlief sie endlich in den frühen Morgenstunden ein.
     
     
     

9 . Kapitel
     
    Hätte Isolde Brösel geahnt, dass sie ausgerechnet an ihrem freien Tag ungebetenen Besuch bekommen würde, dann hätte sie sich gewiss für einen anderen Zeitvertreib entschieden. So allerdings stand sie als Braut verkleidet vor ihrem Spiegelschrank und taxierte mit feierlich unbewegtem Gesichtsausdruck ihr Erscheinungsbild. Sie kämpfte mit der schweren Entscheidung, ob sie die ein Meter lange Schleppe aus elfenbeinfarbigem Tüll kürzen, und den Blumenkranz auf ihrem Kopf zeitgemäßer umarbeiten sollte. Hingegen hatte sie an der Stola aus Brüsseler Spitze und dem geradegeschnittenen Korsagenkleid nichts auszusetzen. Man sah dem Brautkleid nicht an, dass es bereits 30 Jahre alt war. Außerdem passte es noch wie angegossen. Genau wie der Ring an ihrem Finger, der passte auch, und zwar wie angegossen. Der Juwelier hatte gute Arbeit geleistet.
    Als es an Isoldes Haustüre läutete, war es 16.30 Uhr. In einer Stunde würden Kriminalkommissarin Wagenknecht und ihr Kollege Kriminaloberkommissar Frisch Feierabend haben. Für beide war dieser Besuch bei Isolde Brösel eine Routinesache. Ernsthaft glaubten sie nicht, dass ihnen diese Frau im Fall Doris Maibach sachdienliche Hinweise geben könnte. Vor allem dem „KOK“ Frisch war sehr daran gelegen, die Sache möglichst rasch über die Bühne zu bringen. So hoffte er innständig, dass sich die Anwohnerin nicht als Quasselstrippe erwies, die mit fadenscheinigen Andeutungen aus einem harmlosen Unglücksfall, einen heimtückischem Mordanschlag zusammenschwatzte. Am liebsten wäre ihm gewesen, wenn diese Frau überhaupt erst gar nicht zu Hause wäre, denn dann könnte er heimfahren und endlich dem vergilbten Gartenzaun seinen längst überfälligen Anstrich verpassen. So grübelte Frisch über seinem Malereibedarf, während er seiner Kollegin einen zweifelnden Blick zuwarf, die tatendurstig den Klingelknopf der Isolde Brösel drückte. Bei so viel

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